Suendenpakt
durch.
Seit Beginn der Verhandlung hat die Staatsanwaltschaft alles getan, um das Thema Rassenkonflikt in den Vordergrund zu stellen. Sie erzählte Ihnen von einem Basketballspiel, bei dem ein Team aus schwarzen und das andere aus weißen Spielern bestanden hatte. Sie sorgte dafür, dass Sie den Satz eines verängstigten Jugendlichen, ›Dieser Scheiß ist noch nicht vorbei, Weißer‹, nicht mehr vergessen. All das hat die Staatsanwaltschaft unternommen, weil sie von der Annahme ausgeht, schwarze Jugendliche wären so schwach und unsicher, dass sie wegen jeder Kleinigkeit gleich jemanden umbringen.
Ich kenne Dante Halleyville, er ist ein starker Mensch mit einem starken Charakter. Als sein älterer Bruder den Weg eines Kriminellen einschlug, ging er weiterhin zur Schule und trainierte für sein Spiel, und jetzt sitzt er schon fast ein Jahr in einem Hochsicherheitsgefängnis für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat.
In diesem Fall, wie in so vielen anderen, ist die Rassenfrage nichts als ein Tarnmanöver. Ich weiß, dass Sie sich
nicht beirren lassen. Sie werden den Standpunkt der Anklage als das sehen, was er ist. Weil es kein glaubwürdiges Beweisstück gibt, das Dante mit diesen Morden in Verbindung bringt, werden Sie zu dem einzigen logischen Schluss kommen - dass die Vertreter der Anklage nichts bewiesen haben, um die berechtigten Zweifel auszuräumen.
Dann werden Sie, Frau Obmännin, die beiden Worte sagen, auf die Dante Halleyville schon seit einem Jahr wartet: Nicht schuldig!
Wenn Sie das nicht tun, werden Sie den Mördern dabei helfen, dass ein fünfter Mord ungesühnt bleibt, der Mord an einem bemerkenswerten jungen Mann, einem guten Freund von mir: Dante Halleyville.«
100
Kate
Unter den versteinerten Blicken der Geschworenen lässt sich Tom auf seinen Stuhl fallen. Fünf der Geschworenen sind Afroamerikaner, acht sind Frauen, aber über Rasse zu reden ist ein Risiko, besonders für eine Jury, die sich zum größten Teil aus Weißen zusammensetzt.
Howard kann es nicht abwarten, es uns heimzuzahlen. »Meine Damen und Herren, mein Name ist Melvin Howard. Ich bin zweiundfünfzig Jahre alt, und soweit ich weiß, war ich die ganze Zeit schwarz.
In Alabama, wo meine Familie herstammt, waren meine Großeltern die Enkel von Sklaven, und als meine Eltern aufwuchsen, durften Schwarze nicht dieselben Toiletten benutzen oder in denselben Restaurants essen wie Weiße. Aber nichts in dieser unseligen Geschichte hat auch nur das Geringste mit Dante Halleyville oder dieser Gerichtsverhandlung zu tun, und das weiß Mr. Dunleavy.«
Davon ist bei Tom überhaupt nicht die Rede gewesen, sondern vom Gegenteil, aber Howard verdreht die Wahrheit, tut alles, von dem er glaubt, dass es ihm etwas bringt. Denn hier zählt nur, was die zwölf Leute auf den guten Plätzen beeindruckt. Ihren Blicken ist nichts anzumerken. Ich bin stolz auf das, was Tom getan hat, aber ich bin auch nervös.
»Rassismus und korrupte Polizei?«, fragt Howard sarkastisch. »Hört sich vertraut an, oder? Wo habe ich das schon mal gehört?« Er schaut ans Ende der Pressereihe, wo Ronnie Montgomery sitzt und seinen spöttischen Blick erträgt.
»Ach, jetzt erinnere ich mich. Es war der Boulevardprozess des Jahrhunderts, der Mordprozess von Lorenzo Lewis. Fehlt uns nur noch ein kleiner, flotter Spruch, so was wie ›Ist die Kappe zu rot, ist der Fall tot‹.«
Aber wie viele Menschen halten Lorenzo heute noch für unschuldig? Nicht einmal mehr seine Golfkollegen in Arizona tun das. Also, meine Damen und Herren, lassen Sie sich nicht genauso reinlegen wie jene Geschworenen, sofern Sie nicht möchten, dass Sie in der Bevölkerung denselben Eindruck hinterlassen.
Jetzt liegt es an Ihnen, den Unsinn und die Verschwörungstheorien zu durchschauen und sich auf die Beweislage zu konzentrieren. Zunächst einmal haben wir eine Waffe mit Michael Walkers Fingerabdrücken, die in einem Restaurant in Southampton gefunden wurde, nachdem Dante Halleyville drei Stunden vorher dort Halt gemacht hat. Trotzdem hat die Verteidigung versucht, Dr. Ewald Olson, einem der besten Kriminaltechniker des Landes, bestimmte Worte in den Mund zu legen, nachdem er bezeugt hat, dass die Fingerabdrücke nur von Michael Walker stammen können und alle vier jungen Männer mit dieser Waffe umgebracht wurden.
Lassen Sie mich auch noch ein paar Worte zu dem mit hohen Auszeichnungen bedachten Polizisten aus Southampton, Hugo Lindgren, sagen.« Weil in Riverhead jede zweite
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