Sündhafte Begierde der Verdammnis II
„Hast du etwas damit zu tun? Im Moment habe ich echt das Gefühl, dich überhaupt nie richtig gekannt zu haben – du hast alles zerstört, was uns einmal verbunden hat.“
Valentin blutete das Herz, als er diese Worte zu Ende gesprochen hatte. Doch er war zu diesem Schritt gezwungen, bevor es noch schlimmer kommen würde. Zu viel hatte er für diesen Mann aufs Spiel gesetzt, der ihn, so wie es schien, gar nicht liebte, ihn nur benutzt und ihm etwas vorgemacht hatte.
„Du möchtest also, dass ich gehe ...“, entgegnete Bastian emotionslos.
Valentin nickte nur stumm. Seine Augen benetzten sich mit Tränen. Doch er riss sich tapfer zusammen. Bastian sollte nicht sehen, wie es tatsächlich in ihm aussah. Während er Bastian anstarrte, glaubte er, sehr viel Nachdenklichkeit aus dessen Satz herausgehört zu haben, und das machte ihn fast wahnsinnig. Er liebte diesen Mann, verdammt! Aber diese Liebe beruhte auf Einseitigkeit und war zum Scheitern verurteilt. Bastian hatte nicht einmal den Versuch gestartet, ihm den Vorfall im Club zu erklären. Deshalb wandte er sich von ihm ab. Er ertrug es nicht länger, in diese braunen Augen zu blicken.
Bastian blieb noch eine Weile im Raum, ehe er sich erhob und zur Tür ging. In seinem Inneren hatte es seit Langem nicht mehr so rumort. Im Türrahmen blieb er deshalb stehen und versuchte erneut in die Gedankenwelt Valentins einzudringen. Und dieses Mal gelang es ihm. Ein unsäglicher Schmerz ging auf ihn über. Ein Schmerz, dass er am liebsten zu Valentin hingegangen wäre und ihn in den Arm genommen hätte, um ihm zu sagen, dass alles in Ordnung war. Aber das konnte er nicht. Noch nicht. Andererseits wollte er ihn auch nicht im Irrglauben zurücklassen. Aus diesem Grund drehte er sich noch einmal um und sprach beinahe sinnlich: „Valentin, ich liebe dich.“
***
Tamber saß auf dem Holzboden des großen Salons auf Mortem Castle. Angespannt sah er in die offenen Flammen des breiten Kamins. Sein Blick war boshaft, und seine Mundwinkel zuckten vergnügt.
Dieser Priester war ihm endlich in die Falle getappt. Valentin war auf das Treffen im Club hereingefallen. Er hatte erreicht, was er wollte.
Bastian war seine große Liebe, Lars nur ein schöner Zeitvertreib, den er zwar sehr gernhatte und körperlich begehrte, doch Bastian war der Mann, mit dem er für immer zusammenbleiben wollte. Der verfluchte Pfaffe hatte das Bündnis zwischen ihnen zerstört, hatte sich einfach zwischen sie gedrängt.
Wütend legte er ein paar Holzscheite ins brennende Feuer nach und wünschte Valentin den Tod an den Hals. Erst dann, so war er sich sicher, würden Bastian und er wieder zueinanderfinden.
I n der Sakristei war es kalt. Valentin fröstelte, als er in seine golden bestickte Priesterkleidung schlüpfte. Er war so müde, dass ihm selbst die einfachsten Dinge schwerfielen. Kurz setzte er sich, um sich auszuruhen. Seit ein paar Wochen hatte er einiges an Gewicht verloren – solange hatte er auch nichts mehr von Bastian gehört. Vermutlich war die Psyche schuld an seinem Gewichtsverlust und den anderen Symptomen, die ihm seit einiger Zeit zu schaffen machten.
Er blickte auf seine Armbanduhr. Noch ein paar Minuten, dann musste er raus in die Kirche. Die Trauermesse von drei Toten fand statt. Es hatte ihn selbst ein wenig verwundert, die Verstorbenen gleichzeitig an einem einzigen Tag zu bestatten, doch deren Angehörige hatten vehement darauf bestanden. Eines der Hauptargumente war, dass die Verschiedenen aus ein und derselben Familie stammten und ohne ersichtlichen Grund aus dem Leben geschieden waren.
Valentin starrte zum Fenster auf den Friedhof hinaus. Es war später Nachmittag, und draußen dämmerte es bereits. Mit stechenden Kreuzschmerzen stand er auf und ging durch eine Seitentür in die Kirche, um das Requiem abzuhalten.
Völlig ausgelaugt stand er in dem Priestergewand vor dem Altar. Drei Särge aus Ahornholz, in denen die Toten lagen, waren vor ihm aufgebahrt.
Das plötzliche Ableben der Dorfeinwohner hatte auch ihn stutzig gemacht, zumal sie ebenfalls zu den Namen gehört hatten, die zuvor auf einen blutbesudelten Grabstein geschrieben worden waren. Tage später hatte man ihre Leichen in einem fast zugefrorenen Flussbett nahe des Dorfes gefunden. Ihr Tod hatte in der Gemeinde blankes Entsetzen hervorgerufen und erneut viele Fragen aufgeworfen. Angst und Schrecken beherrschten den Ort nun mehr als je zuvor. Nur selten wagte sich abends noch jemand aus dem
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