Sündhafte Begierde der Verdammnis II
Ihn so zu demütigen, fand er nicht fair. Und für diesen Mann hätte er alles getan! Hatte sogar in Erwägung gezogen, das Priesteramt aufzugeben und mit ihm zu leben – alles für diesen gut aussehenden Kerl, den er verdammt noch mal liebte, auch wenn er versuchte, ihn zu hassen.
Ja, er müsste Bastian abgrundtief hassen, aber nachdem dieser erneut den Weg zu ihm gesucht hatte, gelang ihm das nicht länger. Stattdessen fühlte er sich wie ein elender Feigling, der davongerannt war.
***
In den kommenden Nächten blieb Valentins Schlaf fast zur Gänze aus. Er war noch matter als sonst, verspürte starke Schmerzen im Rücken, die mittlerweile in den ganzen Körper ausstrahlten, und er hatte erneut an Gewicht verloren. Dazu kamen die pochenden Kopfschmerzen und die ständige Müdigkeit, die ihm den Alltag erschwerten.
Vier Nächte waren seit dem Vorfall in der Kirche vergangen.
Am Frühstückstisch setzte sich Angela zu ihm. Es war eine ungewohnte Situation, die ihm lästig war.
„Was ist los?“, fragte er ruppiger als sonst, während er verstört in seinen vollen Kaffeebecher blickte. Angela kam ihm ziemlich durch den Wind vor.
„Ich habe gerade Ihre Post geholt. Sehen Sie sich das an!“, sagte sie erbost.
Valentin verstand nicht und hob kurz fragend die Schultern. Angela schlug hastig die Zeitung auf, und er folgte ihrem Blick. Sekundenlang fixierte er die aufgeschlagene Tageszeitung, ohne etwas über die Lippen zu bringen. Das, was dort abgebildet war, war der nächste herbe Schlag ins Gesicht.
„Sie sind auf dem Titelbild, und eine Doppelseite im Inneren hat man Ihnen auch gewidmet!“
Konsterniert starrte Valentin die Bilder an. Sie zeigten ihn halb nackt im Club. Auf einem weiteren Foto küsste er Bastian mit geschlossenen Augen in der Wanne.
Für den Moment beherrschte ihn Fassungslosigkeit. Das alles war zu viel auf einmal.
Angela fuhr ungeniert fort. „Sie gehen mit einem Mörder aus und zeigen sich fast nackt in einer Badewanne in einem Schwulenclub!? Herr Burger, wohin soll das führen?“, fügte sie verzweifelt an.
Valentin versuchte sich zu sammeln. „Angela, das geht Sie nichts an, verdammt noch mal!“
Sie schluckte sichtlich erregt.
„Gut, wie Sie meinen!“ Sie schwieg sich kurz aus, ehe sie weitersprach. „Noch etwas: Ich habe Ihnen einen Termin beim Arzt vereinbart. Sie sehen immer schlechter aus, sind schon fast grau im Gesicht.“ Sie schob ihm einen kleinen Zettel unter seinen Teller, auf dem sich die Adresse des Arztes befand.
„Mal sehen“, erwiderte er, da ihn im Moment andere Probleme beschäftigten.
Stille kehrte ein, bevor Angela ihm wortlos noch einen weißen Umschlag reichte.
„Der ist vom Bischof“, sprach sie leise und erhob sich rasch.
„Jetzt nicht“, gab er abgekämpft zurück. Er wusste ohnehin, was in dem Brief stand.
Angela blickte ihn starr an. Es verstrichen einige Sekunden, bis sie ihr Schweigen erneut brach. „Der Bericht in der Zeitung hat Ihnen endgültig das Genick gebrochen, genauso wie der Vorfall in der Kirche. Aber Sie wollten ja nicht auf mich hören.“
Valentin verdrehte genervt die Augen. „Angela, halten Sie endlich die Klappe und verschwinden Sie aus dem Pfarrhaus. Ich ertrage Sie nicht länger.“
„Aber ... aber ...“, stotterte sie auf einmal.
„Nichts aber! Sie haben gehört, was ich gesagt habe. Eduard ist – aus welchen Gründen auch immer – noch nicht wieder zurück, also bestimme ich solange, ob Sie sich hier aufhalten dürfen oder nicht.“
„Aber Herr Burger ...“
„Es hat sich ausgeburgert – raus hier!“, brüllte er aufgebracht. Es tat ihm gut, so verdammt gut, alles aus sich rauszuschreien.
Valentin sah, wie Angela unter seiner lauten Stimme ängstlich zusammenzuckte. Aber es tat ihm nicht im Geringsten leid. Ganz im Gegenteil. Seine Hormone schwappten förmlich über, und er gehorchte ihnen.
Hektisch ging Angela zur Küchentür und verließ nur wenig später das Pfarrhaus.
„Verdammter Mist!“, sagte er zu sich selbst, als er wieder allein war, und rieb sich nervös über die Stirn. Was die Bilder in den Zeitungen für Konsequenzen nach sich ziehen würden, war ihm bekannt. Es gab kein Zurück mehr.
Er atmete tief durch, stand auf und ging in den Flur. Vor Brenners Schlafzimmertür blieb er stehen und drückte den Griff vorsichtig hinunter. Der Raum war abgeschlossen, was hieß, dass Brenner nicht im Haus war. Zum x-ten Mal fragte er sich, wo dieser sich die ganze Zeit über
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