Sündige Gier
DVD-Spieler. »Sehen Sie doch mal im DVD-Player nach.«
Sanford sah ihn neugierig an, dann suchte er nach der Fernbedienung und entdeckte sie schließlich zwischen den verhedderten Laken auf dem Bett. Er schaltete damit den Fernseher ein, dann ging er hin und drückte die Taste zum Öffnen der DVD-Lade. Sie glitt heraus. Leer.
Er sah Derek erwartungsvoll an.
Derek seufzte enttäuscht. »War nur so ein Gedanke.«
Ariel sprühte Parfüm auf, betrachtete sich ein letztes Mal prüfend im Spiegel und griff dann nach ihrer Handtasche. Nach dem Eiscreme-Fressanfall vor drei Tagen hatte sie beschlossen, dass sie schön blöd wäre, wenn sie wegen dieses Vollidioten fett würde. Wenn du abgeworfen wirst, musst du gleich wieder in den Sattel steigen, hatte ihr Daddy immer gesagt.
Sie würde wieder ausgehen, und sie würde sich amüsieren.
Und ganz nebenbei: Fick dich, du Armleuchter!
Sie achtete darauf, die Tür richtig abzusperren, als sie draußen war. Während sie zu ihrem Auto ging, winkte ihr die Nachbarin von gegenüber. Unter einem stillen Aufstöhnen winkte sie zurück und rief fröhlich: »Hallo, Mrs Hamilton!« Die ältere Dame lebte allein und war offenkundig einsam. Sie fing Ariel immer wieder ab, und zwar besonders gern dann, wenn sie es eilig hatte. Jedenfalls kam es Ariel so vor.
»Warten Sie, Ariel!«
Nachdem man Ariel beigebracht hatte, älteren Menschen Respekt zu zeigen, warf sie ihre Handtasche in den Wagen und wartete ab, bis Mrs Hamilton auf ihre Straßenseite gehumpelt kam.
»Ihre Blumen sehen richtig gut aus«, sagte Ariel, als die alte Dame näher kam. Mrs Hamilton hatte den schönsten Garten in der ganzen Straße und brüstete sich damit, dass sie ihn ganz allein bestellte.
»Danke, Herzchen.« Sie presste die altersfleckige Hand auf ihre Brust, als wäre sie ganz außer Atem. »Ich mache mir Sorgen um Sie.«
»Warum das denn?«
Normalerweise sorgte sich Mrs Hamilton höchstens, ob sie genug aß, sie tadelte Ariel, weil sie so lange ausging, oder drängte sie, Sonnencreme aufzulegen. Darum traf es sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel, als ihr die alte Lady eröffnete: »Ein Mann hat heute nach Ihnen gefragt, während Sie in der Arbeit waren.«
»Ein Mann?«
»Ich glaube, er hat Drogen genommen«, flüsterte sie unheilvoll. »Er hat mir ganz und gar nicht gefallen.«
»Wie sah er denn aus?«
Ariels Herz begann, immer heftiger zu hämmern, als ihre Nachbarin unverkennbar Billy Duke beschrieb. Nicht so, wie Ariel ihn von früher kannte, sondern so, wie er auf den Überwachungsbildern aus dem Hotel ausgesehen hatte.
»Was wollte er denn?«
»Ich habe ihn dabei beobachtet, wie er um Ihr Haus schlich, durch die Fenster glotzte und gegen die Tür hämmerte. Also habe ich ihm zugerufen, dass Sie nicht zu Hause sind und ob er das nicht sehen könnte?«
Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Ariel das Bild, das Mrs Hamilton heraufbeschwor, komisch gefunden, doch jetzt war ihr gar nicht zum Lachen zumute.
»Daraufhin kam er sofort über die Straße gerannt. Ich schaffte es knapp vor ihm, ins Haus zu flüchten, und ließ sofort die Fliegentür einschnappen, aber er schwenkte beide Arme und begann wie ein Irrer zu rufen: >Bitte helfen Sie mir!<«
»Sie sollten ihm helfen?«
»Er sagte, er müsste unbedingt mit Ihnen reden, es ginge um Leben und Tod und ob ich nicht wüsste, wo Sie arbeiten? Er hatte bei ihrer Arbeitsstelle angerufen, aber dort hätten sie ihm gesagt, Sie wären dort nicht mehr beschäftigt.«
»Ich habe vor Kurzem gewechselt.« Gott sei Dank.
»Dann fragte er, ob ich Ihre Handynummer hätte, und ich antwortete, selbst wenn ich sie hätte, und ich habe sie nicht, würde ich sie ihm nicht geben. Ich drohte ihm, ich würde die Polizei rufen, wenn er nicht schleunigst verschwinden würde, und dann habe ich ihm die Tür vor der Nase zugeknallt. Aber ich habe ihn durch die Gardinen beobachtet. Er stieg in sein Auto und fuhr davon.« Mrs Hamilton sah sie besorgt an. »Es geht mich natürlich nichts an, aber er kam mir nicht vor wie jemand, mit dem Sie sich abgeben sollten, Ariel.«
»Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs Hamilton. Das tue ich nicht.« Sie drückte der Älteren die Hand. »Rufen Sie die Polizei, wenn Sie ihn noch einmal sehen.«
»Das werde ich gewiss tun! Passen Sie auf sich auf.«
Ariel versicherte ihr, das werde sie tun, und die alte Lady zog sich in ihren Garten zurück. Ariel spielte mit dem Gedanken, umzudrehen und bei der Polizei anzurufen, um Billys
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