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Sündige Gier

Sündige Gier

Titel: Sündige Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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beantworten Sie meine Frage. Woher wissen Sie, was mein Vater von Beruf war?«
    »Ich habe Ihren Hintergrund von unserem Privatermittler durchleuchten lassen.«
    Ihr wurde heiß vor Wut. »Meinen Hintergrund? Warum? Hatten Sie Angst, Sie könnten sich was bei mir geholt haben? Sie hätten auch einfach fragen können.«
    »Julie…«
    »Was haben Sie sonst noch erfahren?«
    »Dass Sie Ihr Studium in Paris abgeschlossen haben. Und dass Sie später einen erfolglosen Künstler geheiratet haben.«
    »Der mich verprügelte.« Sie sah sein Entsetzen und lachte. »Ach, das ist Ihrem Schnüffler wohl entgangen? Zu schade. Dabei war das am spannendsten.«
    »Möchten Sie mir davon erzählen?«
    Er sah sie ruhig an, seine Stimme klang gelassen, seine ganze Haltung strahlte Vertraulichkeit aus. »Warum nicht?«, meinte sie schnippisch. »Sonst schicken Sie nur wieder Ihren Bluthund los, um mir nachzuschnüffeln, und dem könnte am Ende ein saftiges Detail entgehen. Das wollen wir doch nicht.«
    Dicke Regentropfen klatschten auf die Windschutzscheibe. Sie knallten wie durchsichtige Farbkleckse auf das Glas. »Als ich Henri kennenlernte, war ich seit fast einem Jahr in Paris. Er schlug sich als Künstler durch, ohne einen Cent und von Selbstzweifeln gepeinigt. Ich wäre seine Muse, behauptete er. Beim Picknick mit Wein und Brot säuselte er mir vor, dass ihn die Schönheit und Reinheit meiner Seele dazu inspirieren würde, Meisterwerke zu malen.« Sie lächelte sarkastisch. »Auf Französisch klingen selbst die banalsten Säuseleien poetisch. Es war ungeheuer romantisch, künstlerisch und leidenschaftlich.
    Wir heirateten. Ich arbeitete in einer Galerie, und er malte. Irgendwann begann er, immer weniger zu malen und immer mehr zu trinken. Er brachte seine betrunkenen Freunde mit nach Hause. Sie trösteten seine gepeinigte Seele und halfen ihm, seine Selbstzweifel im Zaum zu halten. Ich hatte längst keine so hohe Meinung von ihnen wie er.
    Schon bald welkte unsere frisch erblühte Romanze dahin. Plötzlich lebten wir nicht mehr in der Boheme, sondern eher im Müll. Und seine Leidenschaft richtete sich immer weniger auf die Malerei und immer mehr darauf, mich zu erniedrigen. Nur verbal, aber wenn wir stritten, dann bis aufs Messer. Danach fühlte ich mich oft so schwach und verletzt, als wäre er tatsächlich mit einem Messer auf mich losgegangen.«
    Immer wenn Julie sich an damals erinnerte, war es ihr unmöglich, sich selbst in jener Situation vorzustellen. Ihr Gedächtnis konnte die Bühne wieder erschaffen, aber dass sie in diesem Schmuddelstück eine Hauptrolle gespielt hatte, war ihr inzwischen unvorstellbar. Das alles hatte so wenig mit ihrem jetzigen Leben zu tun, dass es ihr vorkam wie ein schrecklicher Albtraum, den jemand anderes geträumt hatte.
    »Der Feind in meinem Bett«, sagte sie leise. »So hieß der Filmtitel, der mir vorhin entfallen war.« Immer mehr Regentropfen klatschten auf die Windschutzscheibe. Dicker. Lauter. Nasser. »Eines Tages kam ich von der Arbeit nach Hause und erwischte Henri mit einer anderen Frau im Bett, einem dieser schlampigen, betrunkenen Mädchen, mit denen er sich inzwischen umgab, um sein erschlafftes Selbstbewusstsein aufzurichten. So wie es aussieht, war sie eine mitfühlendere Muse als ich.
    Aber natürlich bestand er darauf, dass ich diejenige sei, die ihn hintergangen hatte. Wenn ich ihn mehr unterstützt und nicht so viel gefordert hätte, wenn ich ihn nicht so kritisiert hätte…« Sie verstummte und winkte hilflos ab. »Sie können es sich vorstellen. Ich allein war daran schuld, dass er ein Alkoholiker, ein Ehebrecher und Versager war. Als ich ihm widersprach, schlug er mich.«
    Aus dem Augenwinkel sah Julie, wie Derek die Faust ballte.
    »Nur ein einziges Mal«, sagte sie, »aber das genügte mir. Ich rief die Polizei, und er wurde verhaftet. Die Anzeige zog ich später zurück, aber dafür reichte ich die Scheidung ein. Er wollte nicht akzeptieren, dass ich ihn verlassen würde. Voller Reue flehte er mich an, es noch einmal mit ihm zu probieren. Er würde arbeiten, er würde mir treu bleiben, er würde mit dem Trinken aufhören.« Sie holte tief Luft. »Ich will Sie nicht mit den Details langweilen. Wenn Sie daran interessiert sind, können Sie ja Ihrem Schnüffler auftragen, noch tiefer im Dreck zu wühlen. Alles in allem steckte ich damals bis zum Hals darin und hatte Mühe, mich am eigenen Schopf herauszuziehen.«
    »Bis in Form von Paul Wheeler Rettung nahte.«
    »Ja.«

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