Sündige Gier
unterbinden, nahm er ihr die Reisetasche aus der Hand.
»Morgen früh rufe ich Kate an und lasse mich von ihr heimfahren.«
»Klingt nach einem vernünftigen Plan.«
Er setzte sie auf den Beifahrersitz, warf die Reisetasche auf den Rücksitz, ging dann vorne um den Wagen herum und stieg ein. Ein paar Minuten fuhren sie schweigend dahin, dann wiederholte sie ihre Frage. »Was wollten Sie in meinem Haus?«
»Ich musste mit Ihnen sprechen.«
»Worüber?«
»Haben Sie Creighton gestern Abend in diesem Club aufgelauert?«
»Ach so.«
Er sah sie kurz an. »Ist das ein Ja?«
»Ich gebe gar nichts zu.«
»Sehr vernünftig.«
Sie sah ihn scharf an. »Doug hat mir heute Abend erzählt, dass Sie sich geweigert haben, die Wheelers zu vertreten.«
»Stimmt.«
»Er sagte, Sie hätten behauptet, dass Sie zu beschäftigt wären, um neue Mandanten aufzunehmen. Aber das hat er nicht geglaubt.«
»Nicht geglaubt und nicht akzeptiert. Ich weiß das, weil er die Summe, die wir als Honorar ausgehandelt hatten, heute Nachmittag auf unser Firmenkonto eingezahlt hat. Er hat es elektronisch überwiesen, das heißt, die Überweisung kann nachvollzogen werden.«
»Also sind Sie, bis Sie das Geld zurückgeben können…«
»…sein eingetragener Anwalt. Genau betrachtet vertritt ihn zurzeit meine Kanzlei. Aber es läuft aufs Gleiche hinaus.« Er hielt an einer Kreuzung und sah sie an. »Das heißt, wir haben immer noch einen Interessenkonflikt.«
Sie sahen sich tief in die Augen, dann fuhr er wieder an.
»Wenn dem so ist«, sagte sie, »warum sind Sie dann zu mir nach Hause gekommen?«
»Weil ich nicht anrufen wollte.«
»Weil man den Anruf später nachweisen könnte?«
Er zuckte mit den Achseln. »Es kann nicht schaden, vorsichtig zu sein. Nur für alle Fälle. Jedenfalls tauchte Creighton nach der Begegnung im Nachtclub unangemeldet bei mir zu Hause auf. Ich war stinkwütend auf ihn und sagte ihm das auch. Ihm stand der Schaum vor dem Mund. Er beschuldigte Sie, ihm nachzustellen, er meinte, Sie würden an posttraumatischem Stress leiden und eine Gefahr für ihn darstellen.«
»Das ist absurd.«
»Sind Sie ihm gefolgt?«
»Nein.«
»Sie wollten zufällig an genau diesem Abend zu genau dieser Uhrzeit in genau diese Bar gehen, und was für ein Zufall: Da steht Creighton, Ihr Erzfeind.«
Sie sah aus dem Beifahrerfenster. »Ich weiß, dass er öfter ins Christy’s oder in ähnliche Bars geht. Bevor ich ihn gefunden habe, war ich schon in ein paar anderen.«
»Warum wollten Sie ihn sehen?«
»Um ihn aufzuschrecken.«
»Also, das ist Ihnen jedenfalls gelungen. Er wollte, dass ich eine einstweilige Verfügung gegen Sie beantrage. Ich bin heute Abend zu Ihnen gefahren, um Sie zu warnen.«
Sie sah ihn wieder an. »Um mir zu drohen, meinen Sie.«
»Nein, um Sie zu warnen. Dieses Gerede von einer einstweiligen Verfügung ist natürlich Blödsinn, trotzdem gibt es genug Anwälte, die eine beantragen würden, nur um etwas von Creightons Geld in ihre Taschen umzuschichten.«
»Ich könnte genauso gut eine einstweilige Verfügung gegen ihn beantragen«, wehrte sie sich. »Er hat mir auf dem Parkdeck aufgelauert, als ich heute Abend von der Veranstaltung wegfuhr.«
»Wie bitte?«
»O ja. Wirklich gruselig.« Sie schilderte ihm, was passiert war, und ergänzte bitter: »Ich schätze, in mein Haus einzusteigen und seinen krankhaften Neigungen nachzugehen hat ihm nicht gereicht.«
»Haben Sie ihn gesehen?«
»Auf dem Parkdeck? Nein. Aber ich weiß, dass er es war. Er hat eine Szene aus einem weiteren Film nachgestellt. Er hat diesen Filmspleen.«
»Ja, ich weiß. Er hat mich mit Zitaten bombardiert. Der Mann ist eine wandelnde Film-Enzyklopädie.«
»Er ist besessen. Die Parkdeckszene könnte aus verschiedenen Filmen stammen, aber wegen der Sache mit dem Feuerzeug tippe ich auf Die Unbestechlichen.«
»Deep Throat. «
»Sie kennen den Film?«
»Aus dem Geschichtsunterricht.«
»Mein Vater zeigte ihn immer, wenn es um Richard Nixons Präsidentschaft ging. Er war Lehrer.«
»Geschichtslehrer.«
Sie sah ihn überrascht an und kniff dann misstrauisch die Augen zusammen. »Woher wissen Sie das?«
Er stoppte den Wagen gegenüber einem kleinen, gemütlichen Hotel, zwei Blocks von der Peachtree Street entfernt, schaltete den Motor ab und wandte sich ihr zu. »Lassen Sie uns eine Minute warten, bevor Sie hineingehen. Ich will feststellen, ob uns jemand gefolgt ist.«
»Mich verfolgt niemand«, sagte sie wütend. »Jetzt
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