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Sündige Gier

Sündige Gier

Titel: Sündige Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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die Therapeuten beeinflussen konnte.«
    »Seine Mutter scheint blind für seine Fehler zu sein.«
    »Er ist äußerst geschickt darin, anderen etwas vorzuspielen. Ganz nach Lust und Laune kann er der liebevolle Sohn sein oder auch der unschuldige Neffe, dem böse Zungen die Mithilfe beim Mord an seinem Onkel vorwerfen.« Sie drehte sich zu ihm um, und ihre Knie berührten sich. »Er lebt in einer Phantasiewelt, Derek.«
    Sie zögerte, als wäre sie plötzlich unsicher, und redete dann schnell weiter, bevor er etwas dazu sagen konnte. »Creightons Leben ist ein einziges Drehbuch, an dem er immer weiter feilt. Er schreibt es ständig um.« Sie legte beide Hände auf seine, um ihren Worten Nachdruck zu geben. »Und du spielst darin eine feste Rolle, ob es dir gefällt oder nicht.«
    »Ich.«
    »Du. Ich. Wir alle. Er hat jedem eine bestimmte Rolle zugedacht. Ich glaube, Paul wusste, dass er gefährlich ist, oder er hatte wenigstens den starken Verdacht. Aber er brachte es nicht über sich, seinen eigenen Neffen als Psychopathen zu bezeichnen. Trotzdem hat er mir geraten, mich von Creighton fernzuhalten.«
    »Er hat dich vor ihm gewarnt?«
    »Nicht ausdrücklich. Er sagte, je weniger ich mit ihm zu tun hätte, desto besser.«
    Während Derek darüber nachdachte, sah er, wie sie eine Mücke von ihrem Unterarm strich. »Du wirst hier bei lebendigem Leib aufgefressen.«
    Gemeinsam standen sie auf und machten sich auf den Rückweg zu Julies Auto. Während ihres Gesprächs war es dunkel geworden. Die öffentlichen Gebäude hatten sich geleert. Musik, Stimmen und Gelächter wehten aus den Bars und Restaurants auf der anderen Straßenseite heran, auch wenn das Viertel zurzeit längst nicht so überlaufen war wie während des Herbst- oder Frühjahrsemesters. Eine Joggerin mit iPod lief vorbei. Ein bärtiger Professorentyp schaukelte auf einem klapprigen, rostigen Fahrrad heran, das genauso alt aussah wie er.
    Als sie bei ihrem Wagen angekommen waren, drückte Julie die Taste für die Verriegelung, öffnete die Tür und warf ihre Handtasche hinein, bevor sie sich zu ihm umdrehte. »Du hast wirklich aufmerksam zugehört, aber ich habe das deutliche Gefühl, dass du mir im Grunde deines Herzens immer noch nicht glaubst.« Er wollte schon widersprechen, doch sie sagte: »Ich weiß, dass ich recht habe. Du brauchst nichts zu sagen.«
    Also blieb er stumm. Stattdessen legte er die Hände auf ihre Arme und massierte sie. Dann senkte er den Kopf, um sie zu küssen, aber sie wandte das Gesicht ab. »Julie.« Seine Hand wanderte auf ihren Rücken und zog sie näher, bis ihr Unterleib gegen seinen gepresst wurde. Mit der Nase schob er ihr Haar beiseite und flüsterte ihr dann ins Ohr: »Ich denke ständig daran. An uns. Dich so zu halten.« Sie stemmte sich gegen ihn, und er stöhnte enttäuscht: »Wehr dich nicht.«
    Doch sie tat es. Sie sah ihn eisern und abweisend an. »Vor ein paar Sekunden hast du mich noch als Lügnerin bezeichnet. Und jetzt flüsterst du mir erotische Bekenntnisse ins Ohr und willst mich küssen. So geht das nicht, Derek. So geht das nicht bei mir.«
    »Ich glaube nicht, dass du lügst.«
    »Du glaubst aber auch nicht, dass ich die Wahrheit sage.«
    »Das ist etwas anderes«, sagte er.
    »Vielleicht werde ich den Unterschied eines Tages verstehen.«
    Wieder versuchte sie, sich zu befreien und in ihren Wagen zu steigen, und wieder hielt er sie fest. »Das Problem sind die Nuancen, Julie. Die Detectives spüren das auch, sonst würden sie dich längst nicht mehr verdächtigen. Du erzählst uns genau das, was wir deiner Meinung nach wissen sollen. Was lässt du aus?«
    »Nichts.«
    »Von wegen.« Er legte den Finger unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Ich habe keine Sekunde geglaubt, dass du in der Küche über Creighton hergefallen bist.«
    »Warum solltest du das nicht glauben, nach dem, was ich im Flugzeug mit dir angestellt habe?« Als er schwieg, lachte sie auf, aber ihr Lachen klang bitter. »Warte, ich weiß. Die Vorstellung, Sex mit Creighton zu haben, hätte mich vielleicht scharf gemacht, aber ich war viel zu scharf auf Pauls Vermögen, als dass ich meine Beziehung zu ihm durch so einen Unfug gefährdet hätte.«
    Sein Schweigen sprach Bände.
    »Versuch nicht, dich noch einmal mit mir zu treffen.« Sie stieß ihn weg und stieg schnell ein. »Julie…«
    »Ich meine es ernst.« Nach kurzem Zerren löste er die Hand vom Autogriff, und sie knallte die Tür zu. Sobald sie den Motor gestartet hatte,

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