Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sündige Gier

Sündige Gier

Titel: Sündige Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
warum.«
    Sie hörte auf, sich losreißen zu wollen, und sah argwöhnisch zu ihm auf, so als wollte sie fragen: »Wo ist der Haken?«
    Er sagte: »Ich will alles wissen, was du über Creighton weißt.«
    »Wieso?«
    »Aus reiner Neugier.«
    »Sensationsgier?«
    »Okay, wenn du meinst. Du kannst es verflucht noch mal nennen, wie du willst. Solange ich nur erfahre, was du über ihn weißt.« Er sah sich um und nickte zu den Parkbänken vor der City Hall von Athens hin. Dann sah er sie wieder an und meinte leise: »Bitte.«
    Nach kurzem Zögern ließ sie sich von ihm über den Bürgersteig führen. Sie setzten sich auf eine der verwitterten Holzbänke. Zwei Eichhörnchen spielten auf dem Gras des kleinen Grünstreifens neben dem Gebäude Fangen, kletterten dann einen Baumstamm hinauf und verschwanden im Geäst. Ein Pärchen schlenderte plaudernd und lächelnd Arm in Arm vorbei. Ansonsten waren er und Julie ungestört.
    Sie begann, ohne dass er noch einmal nachfragen musste. »Ich kann dir nur erzählen, was Paul mir erzählt hat.«
    »Genau das interessiert mich.«
    »Es ist nicht viel. Paul ließ nur wenig auf seine Verwandten kommen.«
    »Familien, die so reich sind, schließen fast immer die Reihen, vor allem, wenn einer von ihnen in Schwierigkeiten steckt.«
    »Ich nehme an, dass es bei den Wheelers auch so ist. Wenn Paul von Creighton sprach, wurde er ausgesprochen wortkarg. Es ging eher darum, was er nicht sagte, als darum, was er sagte.«
    »Weshalb du glaubst, dass es umso mehr zu erzählen gab.«
    Sie lächelte spröde. »Du versuchst die Zeugin zu beeinflussen.«
    Er erwiderte ihr Lächeln. »Das ist eine meiner Stärken.«
    »Glaube ich gern.«
    Beide lächelten ein paar Sekunden, dann wurde sie wieder ernst. »Einmal hat Paul erwähnt, dass er für Creighton Kaution stellen musste.«
    »Damit er nicht ins Gefängnis muss?«
    »Ich weiß nicht, ob er das wörtlich oder im übertragenen Sinn meinte. Ich habe nicht nachgefragt. Wenn er gewollt hätte, dass ich mehr weiß, hätte er es mir erzählt.«
    Sie verstummte, und Derek ahnte, warum sie plötzlich schwieg. »Du brauchst mir nichts anzuvertrauen, was dir unangenehm ist.«
    Sie sah ihn an und senkte dann den Kopf. »Du durchschaust die Menschen ziemlich gut.«
    »Das gehört zu meinem Job.«
    »Ich habe das Gefühl, Paul zu verraten, wenn ich mit dir über all das spreche.«
    Ihn noch mehr zu verraten als auf dieser Flugzeugtoilette? Doch diesen Gedanken sprach Derek nicht aus. Stattdessen wartete er ab.
    Schließlich war sie zu einem Entschluss gekommen und begann zu reden. »Paul erzählte nie etwas Positives über Creighton. Es war ihm anzumerken, wie wenig er von ihm hielt. Aber nur ein einziges Mal redete er sich seinen Ärger wirklich von der Seele. Da war er unglaublich wütend auf ihn, noch wütender als sonst. Er brütete über etwas, das Creighton getan oder unterlassen hatte. Er nannte ihn absolut verantwortungslos und meinte, ihm fehle jede Initiative.«
    »Eine typische Klage der älteren Generation über die Jugend.«
    »Ja, aber dann sagte er, er sei nicht wirklich überrascht, dass Creighton als Erwachsener ein so hoffnungsloser Fall sei, denn er hätte sich schon als Junge bizarr verhalten.«
    »Inwiefern bizarr? Wurde er da deutlicher?«
    »Nein. Er sagte nur, Creighton wäre manchmal gemein zu anderen Kinder gewesen, ohne dass die ihm etwas getan hätten. Trotzdem hätten ihm die anderen immer seinen Willen gelassen. Er war ein begnadeter Manipulator und brachte die anderen immer dazu, sich seinem Willen zu beugen. Er war ein Anführer, aber nicht unbedingt im guten Sinne. Paul erzählte auch, eine von Creightons Lehrerinnen hätte mitten unter dem Schuljahr gekündigt und erklärt, sie würde seinetwegen von der Schule gehen.«
    »Wieso? Was hatte er denn angestellt?«
    »Das weiß ich nicht. Paul behauptete, er würde es auch nicht wissen. Er sagte, die Lehrerin hätte sich geweigert, ihnen eine Erklärung zu geben. Sie weigerte sich einfach, die Klasse noch einmal zu betreten, dabei war es eine Privatschule, und sie gab einen gut bezahlten Job auf.«
    Derek ließ sich all das durch den Kopf gehen. »War Creighton jemals in Therapie? Oder in psychiatrischer Behandlung?«
    »Davon wollte Sharon nichts hören. Doug hatte keine rechte Meinung dazu. Paul setzte Doug zu, bis er schließlich nachgab. Hinterher begriff Paul allerdings, dass die Therapie Geldverschwendung gewesen war. Creighton wusste genau, was er antworten musste und wie er

Weitere Kostenlose Bücher