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Sündige Gier

Sündige Gier

Titel: Sündige Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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vielleicht seine letzten Sekunden auf Erden waren und dass er im Angesicht von Creightons charmantem, gefasstem Gesicht sterben würde, während der langsam und unausweichlich jedes Leben aus ihm herauspresste.
    Aber genauso plötzlich, wie Creighton ihn angegriffen hatte, löste er den Griff wieder. Die Hand zuckte von Billys Kehle zurück, als wollte er ihn abschütteln. Billy, immer noch auf dem Rücken, griff sich hustend und keuchend an den Hals. Als er endlich wieder Sauerstoff durch seine geschwollene Luftröhre zwängen konnte, fiepte er: »Was soll der Scheiß? Du hast mir eine Höllenangst eingejagt.«
    »Wie man riechen kann.« Ungerührt ließ sich Creighton in einen Sessel fallen und wischte in aller Ruhe seine Hand an einem Stofftaschentuch ab, so als hätte er sich an Billy schmutzig gemacht. Dann steckte er das Tuch in die Brusttasche seines Sakkos und erklärte: »Louis Gossett Junior hat für diese Zeilen aus Eine Frage der Ehre einen Oscar bekommen.«
    »Ich scheiß auf dich und Louis Wieauchimmer.« Billy sah sich gern Filme an, aber dieser Typ war so besessen, dass es einem auf die Nerven ging. »Ich muss pinkeln.«
    Im Bad erledigte er erst sein Geschäft, dann trank er ein Glas Wasser und suchte zuletzt seinen Hals nach blauen Flecken ab. In diesem Moment hatte er gedacht, was für ein Schwein Creighton war. Aber wie er gleich darauf erfahren sollte, hatte Creighton Wheeler gerade erst angefangen.
    Billy zog sich an und kehrte ins Zimmer zurück, das ein kombinierter Wohnschlafbereich war, der durch eine L-förmige Theke aus bröseligem, rosafarbenem Kunststoff von der Kochecke abgetrennt war. In der Mitte des freudlosen Raumes thronte, wie eine Magnolie in einem Kuhfladen, der Goldjunge, der so beschissen perfekt aussah, dass es Billy noch wütender machte als sonst, dass er in diese Bruchbude eingepfercht war.
    »Die haben dein Bild.«
    Billys Herz setzte kurz aus, als er Creightons Tonfall registrierte. Oder vielmehr den fehlenden Tonfall. Um seine Ängste zu überspielen, ließ er sich auf der Bettkante nieder und zog seine Schuhe an.
    »Die haben dein Bild«, wiederholte Creighton. »Sie haben es gestern Abend im Fernsehen gebracht.«
    »Ich hab’s gesehen. Na und?« Endlich hatte er die Schuhe an und schlenderte in die Kochecke.
    »Ich bin heute Morgen hergekommen, um mich zu überzeugen, dass du inzwischen verschwunden bist. Aber da sitzt du immer noch hier herum, zwei Wochen nach dem… Ereignis. Du hättest noch am selben Nachmittag aus Atlanta verschwinden sollen, Billy. Das war der Plan.«
    »Glaubst du vielleicht, mir gefällt das hier?« Er sah sich angewidert im Motelzimmer um, um seinen Gast auf die schäbige Einrichtung aufmerksam zu machen. »Ich wäre auch lieber abgereist, wie es unser Plan war. Ich wäre längst weg. Wenn da nicht die Sache mit dem Geld wäre. Das ebenfalls zum Plan gehört hat. Jeden Tag werfe ich den Laptop an, um den Stand auf diesem Bankkonto auf den Cayman Islands zu überprüfen. Bis jetzt lautet er null Komma null. Hast du vielleicht vergessen, das Geld einzuzahlen? Hast du diesen Teil des Plans praktischerweise verdrängt?«
    »Nein«, erwiderte Creighton ganz ruhig. »Aber du erinnerst dich nur ungenau. Wir hatten ausgehandelt, dass das Geld eingezahlt wird, wenn du aus Atlanta verschwunden bist und dir niemand auf den Fersen ist. Ich muss eine gewisse Zeit abwarten, um sicherzugehen, dass du nicht gesucht wirst. Wenn ich das mit Sicherheit geklärt habe, wirst du bezahlt.«
    Billy schnaubte. »Ich bin doch nicht von gestern.«
    »Du glaubst, dass ich mein Wort breche, sobald du weg bist?« Creighton senkte affektiert den Kopf. »Das ist nicht cool. Nach allem, was ich für dich getan habe.«
    Die Ermahnung war ebenso beiläufig wie effektiv. Billy ließ die Sache auf sich beruhen. »Kaffee?«
    »Nein.«
    Billy setzte Wasser für sich auf. »Das Foto, das sie von mir haben, ist ein Witz. Absolut nutzlos.«
    »Immerhin war es so deutlich, dass ich dich erkannt habe.«
    »Weil du der Einzige in Atlanta bist, der mich kennt.«
    »Deine Exfreundin kennt dich auch.«
    Die Bemerkung traf Billy wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Er hatte gehofft, Creighton hätte vergessen, dass sie in Atlanta lebte. »Mit Betonung auf >Ex<«, sagte er und wedelte geringschätzig mit der Hand. »Außerdem hat sie keine Ahnung, dass ich hier bin. Ich habe mein Aussehen von Grund auf geändert. Haare. Kleidung. Sie würde auf diesem verschwommenen Bild keinesfalls den Billy

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