Sündige Gier
der Tat nachweisen. Okay?«
»Aber sie wissen, dass du im Hotel warst.«
»Wie ein paar hundert andere Gäste auch. Und selbst falls sie mich irgendwann aufspüren und befragen, habe ich die perfekte Erklärung. Ich war dort, weil ich telefonieren wollte.«
»Telefonieren?«
»An einem der Fernsprecher in der Lobby. Ich war auf Jobsuche und habe mich auf Stellenanzeigen aus der Zeitung beworben.« Er fasste nach hinten, zog einen Stapel zusammengefalteter Zeitungen von der Bar und hielt sie so, dass Creighton sie sehen konnte. »Anzeigen, rot eingekringelt. Anzeigen mit einem Sternchen daneben. Handschriftlich notierte Namen. Ich habe mich vor allem für einen Job in dem Viertel rund um das Hotel interessiert. Blöderweise hatte mein Handy den Geist aufgegeben, aber das Hotel war ein praktischer, klimatisierter, gekühlter Ersatz, um überall anzurufen. Ich habe die Eingangshalle schon ein paar Tage vor Paul Wheelers Tod und an dem Tag selbst zu meinem Behelfsbüro gemacht.
Falls die Polizei überprüft, wer von den Telefonen in der Lobby angerufen wurde, werden sie feststellen, dass ich von dort aus an jedem dieser vier Tage mit verschiedenen Firmen in der Gegend telefoniert habe, die mit ihren Nummern in diesen Anzeigen stehen, und dass ich mich dort nach einem fob erkundigt habe.
Bei zweien davon war ich sogar persönlich und habe mir einen Bewerbungsbogen abgeholt, den ich allerdings nie ausgefüllt habe. Wie du siehst, hatte ich also einen guten Grund, in dem Hotel zu sein, und das lässt sich durch die Telefonverbindungen und die Leute, mit denen ich gesprochen habe, belegen.
Am Tag des Raubüberfalls hatte ich noch dazu um drei Uhr fünfundvierzig ein Vorstellungsgespräch vereinbart. Du hast mir erzählt, dass dein Onkel und die Frau gewöhnlich um drei das Hotel verlassen würden. Sie muss ihm an dem Tag einen Nachschlag verpasst haben, denn die beiden sind erst um zehn nach drei aus der Suite gekommen. Ich musste eine halbe Ewigkeit im Treppenhaus warten und die Tür zu ihrer Suite im Auge behalten. Sobald sie draußen waren, habe ich die Maske und Brille aufgesetzt und bin einen Stock tiefer in den achten gerast, um dort den Aufzug aufzuhalten. Das war gar nicht so einfach. Aber es hat funktioniert, oder etwa nicht?«
Inzwischen hatte Creighton zu lächeln begonnen. »O doch.«
»Hattest du je Zweifel?«
Creighton zuckte mit den Achseln, woraus Billy schloss, dass er nicht hundertprozentig an Billys Fähigkeiten, den Plan durchzuziehen, glaubte.
Billy konnte Creighton Wheeler nicht ausstehen, aber er wollte ihm imponieren. »Ein paar Sekunden bevor in der Lobby der Teufel los war, bin ich ganz cool aus der Tür spaziert. Und ich bin noch bequem zu meinem Termin gekommen.«
»Du bist tatsächlich hingegangen?«
»Ich hab mich mit der Kleinen aus der Personalabteilung unterhalten. Sie konnte mich gut leiden. Sie meinte, meine Zeugnisse würden sie wirklich beeindrucken. Ich glaube, wenn ich den Bewerbungsbogen ausgefüllt hätte, hätte sie mir den Scheißjob angeboten.«
Sie lachten gemeinsam, dann sagte Creighton: »Gib mir den Kram.«
Billys Lachen erstarb auf der Stelle. »Was für Kram?«
»Den Schmuck, den du den Leuten im Aufzug abgenommen hast. Ich will nicht, dass man dich mit der Armbanduhr meines Onkels erwischt.«
»Scheiße, Creighton, ich konnte doch nicht wissen, dass du das Zeug haben willst. Ich hab alles weggeworfen. Auch wenn’s mir schwergefallen ist. Die Uhr allein war wahrscheinlich zwanzig Riesen wert.«
»Fünfzig.«
»Fünfzig? O Jesus. Also, jetzt ist sie einen Scheiß wert. Ich hab sie hinten in einen Mülllaster geworfen, als die Müllmänner gerade nicht hingeschaut haben. Ich hab mit eigenen Augen gesehen, wie alles zusammengepresst wurde. Den Rest habe ich in verschiedenen Mülleimern überall in der Stadt verteilt. Ich nehme an, es könnte passieren, dass ein Penner einen Ring oder eine Uhr findet, aber selbst wenn sie die Sachen bei der Polizei abgeben - was sicher nicht passiert, könnte man sie nie zu mir zurückverfolgen.«
Creighton sah ihn mit starrem Reptilienblick an. Billy hätte am liebsten eine tiefe Delle in seine Millionärsfresse geschlagen. Er wollte Creighton beeindrucken und blenden, einfach damit er sich ihm nicht unterlegen fühlte, damit er sich nicht vorkam, als wäre er der Untergebene in ihrer Partnerschaft. »Hat dir die Polizei Bilder vom Tatort gezeigt, als sie mit dir geredet haben?«
»Warum?«
»Ich frag nur«, meinte er
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