Sündige Rache
Befugnisse weit überschritten hat und deshalb disziplinarische Maßnahmen gegen ihn ergriffen werden sollten. Außerdem empfehle ich, dass Captain Bayliss, bis besagte Dokumente gründlich analysiert sind und bis ihre Richtigkeit bestätigt und entschieden worden ist, ob die Ermittlungen seiner Behörde fortgeführt werden sollen, wenn schon nicht suspendiert wird, so doch zumindest Urlaub nimmt.«
»Wir wissen sicher, dass es Polizisten gibt, die Ricker mit Informationen versorgen«, widersprach ihm Bayliss. »Und es wird nicht mehr lange dauern, bis es ausreichende Beweise gegen diese Leute gibt.«
»Das ist durchaus möglich, Captain, aber es kann kein Gesetz ohne Ordnung geben.« Tibble fixierte ihn reglos. »Vor allem für diejenigen von uns, die geschworen haben, das Gesetz aufrechtzuerhalten. Sie werden bezahlten Urlaub nehmen. Disziplinarmaßnahmen gegen Sie behalte ich mir vor. Ich rate Ihnen, sich mit Ihrem Gewerkschaftsvertreter oder Ihrem Anwalt in Verbindung zu setzen, damit der Sie berät. Sie können gehen.«
»Chief Tibble -«
»Sie können gehen, Captain. Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen versichere, dass es Ihnen weitaus lieber ist, wenn ich mich momentan jedes persönlichen Kommentars enthalte.«
Zähneknirschend drehte Bayliss sich um und schoss, ehe er stocksteif den Raum verließ, Eve einen letzten hasserfüllten Blick zu.
»Und jetzt zu Ihnen, Captain Roth.«
»Sir, falls ich etwas zu der ganzen Sache sagen dürfte.« Sie stand auf. »Ich möchte darum bitten, dass man mich die Dokumentation dieser Ermittlungen gegen meine Truppe einsehen lässt. Meine Männer stehen unter Verdacht, mein Revier steht von allen Seiten unter Beschuss.«
»Captain Roth, auf Ihrem Revier geht es drunter und drüber, weshalb Ihrem Antrag unmöglich stattgegeben werden kann. Sie haben bis morgen Mittag Zeit, um einen vollständigen Bericht und eine komplette Analyse der Zustände in Ihrem Haus für mich zu verfassen. Ich werde Ihre Mannschaft persönlich unter die Lupe nehmen und erwarte Sie mit dem Bericht und der Analyse Punkt zwölf in meinem Büro.«
»Zu Befehl, Sir. Chief Tibble?«
»Ja, Captain.«
»Ich übernehme die volle Verantwortung für die Zustände in meinem Haus. Mills war einer meiner Männer, und ich kann nicht behaupten, ich hätte ihn im Griff gehabt. Falls Sie deshalb nach Klärung des Sachverhalts meinen Rücktritt wünschen -«
»Wir sollten die Dinge nicht überstürzen, Captain. Wir sehen uns dann morgen Mittag um zwölf.«
»Ja, Sir.«
Nachdem sie gegangen war, lehnte Tibble sich erneut gegen seinen Schreibtisch und wandte sich an Eve. »So, Lieutenant. Wie viel von diesem ganzen Durcheinander haben Sie bereits geklärt, und wer ist Ihr Informant? Sie sind verpflichtet, mir den Namen zu nennen, wenn ich es Ihnen befehle. Betrachten Sie meine Frage bitte als Befehl.«
»Sir, ich wate nach wie vor durch einen regelrechten Sumpf, und ich bedauere, Ihnen mitteilen zu müssen, dass ich dem Befehl, den Namen meines Informanten zu enthüllen, nicht Folge leisten kann.«
Tibble grinste Whitney schräg an. »Ich schulde dir einen Fünfziger. Ihr Commander hat mit mir gewettet, dass Sie den Namen nicht verraten würden, und ich war so dumm und habe diese Wette akzeptiert. Wie mir zu Ohren gekommen ist, haben Sie sich eingehend mit Captain Roth befasst.«
»Ja, Sir. Das war Teil meiner Ermittlungen in den Mordfällen Kohli und Mills. Ich glaube, dass die beiden von einem anderen Mitglied unserer Truppe umgebracht worden sind.«
»Auch das habe ich bereits vernommen. Ihnen ist doch sicher klar, dass das eine ziemlich heikle Geschichte ist?«
»Ja, Sir.«
»Sie verdächtigen Roth?«
»Sie ist Captain auf dem Revier, auf dem die beiden Männer waren. Es wäre deshalb nachlässig von mir gewesen, nicht an sie zu denken. Ich habe sie befragt, habe die Informationen analysiert und eine Wahrscheinlichkeitsberechnung bezüglich ihrer möglichen Täterschaft durchgeführt.«
»Und das Ergebnis?«
»Im Sechziger-Bereich.«
»Niedrig, aber trotzdem nicht gerade beruhigend. Ich werde weder Ihre noch meine Zeit dadurch in Anspruch nehmen, dass ich Sie darum bitte, mir sämtliche Schritte Ihrer bisherigen Ermittlungen zu den beiden Fällen zu erläutern. Zumindest heute nicht«, schränkte er warnend ein. »Aber ich muss Sie fragen, Lieutenant, ob es eine persönliche oder berufliche Verbindung zwischen Ihrem Mann und diesem Max Ricker gib, und wenn ja, ob diese Verbindung für uns von
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