Sündige Rache
Interesse ist.«
»Meines Wissens nach hat es zwischen meinem Mann und Ricker früher einmal geschäftliche Beziehungen gegeben, aber die wurden bereits vor über zehn Jahren gelöst.«
»Und privat?«
Hier musste sie deutlich vorsichtiger sein. »Während meines Gesprächs mit Ricker habe ich den Eindruck gewonnen, dass er einen persönlichen Groll gegen meinen Gatten hegt. Das hat er nicht ausdrücklich gesagt, aber es war zu spüren. Roarke ist ein erfolgreicher, allseits bewunderter Mann. Ein solcher Status weckt in bestimmten Menschen Antipathie und Neid. Allerdings sehe ich nicht, inwiefern dieser mögliche Groll Rickers gegen meinen Mann für das Polizeipräsidium von Bedeutung ist.«
»Sie sind überraschend offen, Dallas. Und gleichzeitig äußerst diplomatisch. Fast wie in der Politik. Ich sehe, dass diese Feststellung Sie trifft.«
»Ein bisschen«, antwortete Eve.
»Bringt die Verfolgung eines Mörders, der womöglich ein Kollege ist, auch wenn seine Opfer tatsächlich oder seiner Meinung nach korrupt gewesen sind, Sie in einen emotionalen Konflikt?«
»Nicht im Geringsten. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass Recht und Ordnung aufrechterhalten bleiben oder wiederhergestellt werden, Chief Tibble. Die Verurteilung und die Bestrafung von Gesetzesbrechern jedoch steht uns nicht zu.«
»Gute Antwort. Sie macht dir wirklich alle Ehre, Jack. Lieutenant«, fuhr er, während sie vor Überraschung schluckte, mit ruhiger Stimme fort. »Sie erstatten Ihrem Commander über sämtliche Fortschritte bei Ihren Ermittlungen Bericht und halten ihn über alles auf dem Laufenden. Und jetzt fahren Sie mit Ihrer Arbeit fort.«
»Zu Befehl, Sir. Danke.«
»Eins noch«, sagte er, als sie bereits in der Bürotür stand. »Bayliss würde Ihnen liebend gern das Fell über die Ohren ziehen.«
»Ja, Sir, das ist mir bewusst. Aber er ist nicht der Erste, der diesen Wunsch verspürt.«
Als die Tür hinter ihr zufiel, trat Tibble hinter seinen Schreibtisch, warf sich auf seinen Stuhl und erklärte seufzend: »Was für ein gottverdammter Saustall. Am besten krempeln wir die Ärmel hoch, schnappen uns zwei Schaufeln und fangen mit dem Ausmisten an.«
14
» G ut gemacht, Dallas.« Feeney fuhr mit ihr auf dem Gleitband hinunter ins Foyer. »Und jetzt werde ich dir erzählen, was dir von ihnen verschwiegen worden ist. Falls Bayliss je wieder zurück auf seinen Posten kommt, fängt er hundertprozentig sofort mit einem ganz privaten Rachefeldzug gegen dich an.«
»Über eine miese kleine Ratte wie Bayliss kann ich mir keine Gedanken machen. Ich habe zwei Cops und einen Zeugen, die im Leichenschauhaus liegen. Solange ich mich nicht durch das Labyrinth aus Korruption und Lügen durchgearbeitet habe, kann Bayliss versuchen, mir so viel Feuer unterm Hintern zu machen, wie er will.«
»Wenn er dir genügend einheizt, verbrennst du dich womöglich. Pass also besser auf dich auf. Ich fahre erst mal rüber zu dir nach Hause und löse McNab vorübergehend am Computer ab.«
»Dann treffen wir uns später dort. Ich will bei Kohlis Witwe vorbeifahren, um noch mal mit ihr zu reden.
Peabody nehme ich mit. Kennst du einen Detective von der Drogenfahndung, der Jeremy Vernon heißt?«
Feeney dachte nach. »Nein. Der Name sagt mir nichts.«
»Er ist ein arroganter Fatzke – und hat jede Menge Kohle auf der Bank. Wahrscheinlich zerre ich ihn spätestens morgen zur Vernehmung zu uns aufs Revier. Willst du dir eventuell mit anhören, was er zu sagen hat?«
»Ich bin immer gerne bei deinen Plauderstündchen dabei.«
Sie verabschiedeten sich voneinander, und Eve drängte sich durch den mittäglichen Fußgängerverkehr zu ihrem Wagen, wartete, bis ein Maxibus an ihr vorbeigefahren war, und rief, während sie selber losfuhr, Peabody bei sich zu Hause an.
»Ich bin unterwegs zu Kohlis. Treffen Sie mich dort. Ich will mich noch mal mit der Witwe unterhalten.«
»Bin schon unterwegs. Übrigens hat McNab drei weitere Konten von diesem Vernon ausfindig gemacht. Bisher sind wir bei zwei Millionen, und wir zählen immer noch.«
»Wirklich interessant, finden Sie nicht auch? Hören Sie, Feeney ist unterwegs zu Ihnen. Ich möchte, dass McNab die Finanzen dieses Typen so genau wie möglich unter die Lupe nimmt. Wir müssen sicher wissen, dass der Kerl nicht einfach im Lotto gewonnen oder wirklich von irgendwelchen toten Verwandten geerbt hat. Er soll prüfen, was Vernon verdient und was für Ausgaben er hat. Er soll keine Möglichkeit bekommen
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