Sündige Rache
dass es gegen das Drogendezernat des hundertachtundzwanzigsten Reviers verdeckte interne Ermittlungen gegeben hat.«
»Chief Tibble, ich möchte deutlich machen, dass ich ganz und gar nicht damit einverstanden bin, dass eine solche Operation ohne mein Wissen geplant und durchgeführt worden ist.«
»In Ordnung«, meinte Tibble mit einem kurzen Nicken in Richtung von Roth. »Allerdings ist die Dienstaufsichtsbehörde befugt, derartige Ermittlungen durchzuführen, ohne dass sie vorher den Leiter oder die Leiterin der betreffenden Dienststelle davon in Kenntnis setzt. Wohingegen es ihr ganz sicher nicht freisteht«, fuhr er, während er seinen Blick auf Captain Bayliss lenkte, mit kühler Stimme fort, »eine solche Operation durchzuführen, ohne dass sie den Commander oder mich selbst darüber informiert.«
»Sir.« Bayliss wollte sich erheben, doch Tibble wedelte ihn zurück.
Prima, dachte Eve. Verweis die kleine Ratte schön zurück an ihren Platz.
Bayliss blieb gehorsam sitzen, bekam jedoch ein zornrotes Gesicht. »Die Dienstaufsichtsbehörde hat einen gewissen Ermessensspielraum, wenn sie den Eindruck hat, dass bei bestimmten Ermittlungen größte Geheimhaltung angeraten ist. Da der begründete Verdacht bestand, dass es auf verschiedenen Posten undichte Stellen gab und gibt, kamen wir darin überein, dass es am besten ist, wenn außer der Dienstaufsicht und einigen speziell ausgewählten Beamten niemand etwas von der Operation erfährt.«
»Verstehe.« Als sich Tibble lässig gegen seinen Schreibtisch lehnte, hätte Eve am liebsten vor lauter Zufriedenheit geschnurrt. »Aber dürfte ich netterweise erfahren, wer diese Übereinkunft getroffen hat?«
»Die Entscheidung wurde von mir und mehreren hochrangigen Mitgliedern meiner Abteilung einstimmig gefällt.«
»Verstehe, Sie haben also intern abgesprochen, die Vorschriften zu ignorieren.«
»Ja, Sir«, antwortete Bayliss stur. »Wir hatten Grund zu der Annahme, dass es selbst ganz oben undichte Stellen gibt. Wenn wir andere Abteilungen über die Ermittlungen informiert hätten, hätten wir dadurch ihren Erfolg vielleicht von Anfang an gefährdet.«
»Dann heißt das also, dass auch Commander Whitney unter dem Verdacht steht, unzuverlässig zu sein.«
»Nein, Sir.«
»Ermitteln Sie dann eventuell gegen mich?«
Bayliss öffnete den Mund, klappte ihn jedoch, bis sein Hirn wieder halbwegs funktionierte, klugerweise noch mal zu. »Sir, gegen Sie besteht keinerlei Verdacht.«
»Dann hat sich also meine Unschuld herausgestellt?«, fragte Tibble mit weicher Stimme. »Das ist sehr beruhigend, Captain. Aber selbst nachdem Sie zu dem Schluss gekommen sind, dass weder der Commander noch ich unter dem Verdacht stehen, irgendwelche Regelverstöße oder Verbrechen begangen zu haben, derentwegen die Dienstaufsicht Schritte gegen uns einleiten müsste, haben Sie uns beide immer noch nicht über die Ermittlungen informiert.«
»Das ist die reinste Hexenjagd«, murmelte Roth und handelte sich dadurch einen giftigen Blick von Bayliss ein.
»Es erschien uns nicht mehr notwendig, da die Operation schließlich inzwischen erfolgreich abgeschlossen worden war.«
»Muss ich Ihnen extra erklären, Captain, weshalb das ein Trugschluss war?«
Bayliss sackte unter Tibbles durchdringendem Blick regelrecht in sich zusammen. »Nein, Sir. Ich bedauere, dass Sie nicht ordnungsgemäß von dieser Sache in Kenntnis gesetzt worden sind. Aber wie befohlen, Chief Tibble, sind inzwischen sämtliche Aufzeichnungen, Dokumente und Notizen zu besagter Operation in Ihrem Besitz.«
»Wie ich annehme, einschließlich sämtlicher Informationen bezüglich der Ermittlungen in den beiden Mordfällen, mit denen Lieutenant Dallas momentan beschäftigt ist.«
Bayliss sah ihn trotzig an. »Ich bin der Meinung, dass es keine direkte Verbindung zwischen unseren Ermittlungen und diesen beiden Fällen gibt.«
»Ach, tatsächlich. Wie sehen Sie das, Lieutenant Dallas?«
»Ich denke, dass sich Captain Bayliss irrt. Zwei Polizisten, beide vom hundertachtundzwanzigsten Revier, wurden innerhalb von weniger als einer Woche von ein und demselben Täter umgebracht. Ich glaube, dass gegen einen von den beiden, nämlich Lieutenant Mills, seitens der Dienstaufsicht ermittelt worden ist, und dass die Ermittlungen bewiesen haben, dass er bestechlich war, dass er hat Beweismittel verschwinden lassen und an der Vereitelung der strafrechtlichen Verfolgung eines Kriminellen beteiligt gewesen ist. Detective Kohli wiederum
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