Sündige Rache
sind. Das ist in der Geschäftswelt allgemein so üblich.«
»Er kann dich nicht ausstehen. Weshalb also hat er sein Lokal statt an jemand anderen ausgerechnet dir verkauft?«
»Er hatte keine Ahnung, dass er an mich verkauft. Ich nehme an, dass er, als er es erfahren hat, alles andere als glücklich darüber war, aber da war es bereits zu spät.« Er lehnte sich nachdenklich zurück. »Mag sein, dass er das Gerücht gestreut hat, dass dort noch immer irgendwelche krummen Dinger laufen. Oder er hat ein paar Typen ins Purgatorium geschickt, damit sie dort irgendwelche krummen Dinger drehen. Eventuell hat er gehofft, mir auf diesem Weg eins auswischen zu können. Das könnte durchaus zutreffen. Vielleicht hat er gewartet, bis der Laden richtig lief und dann versucht, mir das Geschäft kaputtzumachen. Er ist ein Mann mit viel Geduld. Ein paar Jahre zu warten würde ihm nicht das Geringste ausmachen.«
»Und mit seinen Beziehungen zur Polizei hätte er die richtigen Kanäle für seine Gerüchte. Davon hat die Dienstaufsicht Wind bekommen und deshalb Kohli auf den Laden angesetzt. So könnte es wirklich gewesen sein. Und es kristallisiert sich immer mehr heraus, als ob der arme Kerl völlig umsonst gestorben ist.«
»Aber du wirst dafür sorgen, dass ihm Gerechtigkeit widerfährt.« Roarke stand auf.
»Ja, das werde ich garantiert. Und jetzt würde ich mir gerne ein paar Dinge ansehen, die ich nicht sehen sollte, weshalb am besten niemand etwas von meinen Bemühungen erfährt.«
Jetzt grinste Roarke breit. »Lieutenant, ich glaube, dabei kann ich dir behilflich sein.«
In dem hell erleuchteten Salon seines großzügigen Hauses in Connecticut trampelte Max Ricker zornig auf dem Gesicht der Hausdroidin herum, die er Marta genannt hatte.
Sie würde nie wieder die Alte sein.
Canarde hielt während dieses Wutanfalls klugerweise einen gewissen Sicherheitsabstand zu seinem Arbeitgeber ein. Er hatte solche Anfälle vorher schon erlebt und wusste, dass es nicht zwangsläufig ein Droide war, der seinem Chef in seiner Raserei zum Opfer fiel.
Eine Zeit lang waren die einzigen Geräusche, die man hörte, lautes Keuchen sowie das grauenhafte Knirschen berstenden Plastiks und Metalls. Canarde kannte derartige Szenen, sie waren nicht neu. Neu war nur, dass der Kontrollverlust, den Ricker, wenn er wütend war, erlitt, zunehmend massiver wurde.
Er sollte langsam seinen Fluchtplan in die Tat umsetzen und den Rest seines Lebens in dem relativen Frieden und der Eleganz des Anwesens genießen, das er unter falschem Namen in der Paradies-Kolonie erworben hatte, ging es ihm durch den Kopf.
Den momentanen Sturm würde er wahrscheinlich noch unbeschadet überstehen.
»Eine Frau, eine einzelne Frau, und sie werden nicht mit ihr fertig? Sie werden nicht mit ihr fertig? Dafür werde ich diese Versager fertig machen, das verspreche ich Ihnen, jawohl.«
Noch einmal trat er gegen das, was von Martas Kopf noch übrig war, und der Gestank von durchgebrannten Leitungen hing in der Luft, als er ruhiger – wie nach jeder dieser … Episoden … – vor die Bar trat und ein Glas mit seinem pinkfarbenen Lieblingsdrink, stark gesüßter Rum mit einer ordentlichen Dosis Barbituraten, an seine Lippen hob.
»Einer von ihnen ist tot, haben Sie gesagt?« Sein Blick und seine Stimme waren plötzlich derart milde, als hätte er Canarde gefragt: »Sie bleiben doch hoffentlich zum Essen, oder etwa nicht?«
»Ja. Yawly. Ines und Murdock wurden ins Krankenhaus verfrachtet. Riggs haben sie festgenommen, aber er weicht von der Geschichte, die er ihnen aufgetischt hat, bestimmt nicht ab. Er ist ein intelligenter Bursche.«
»Er ist ein Idiot, genau wie die anderen. Ich will, dass man sie aus dem Verkehr zieht.«
Canarde, der mit einer solchen Entwicklung der Ereignisse bereits gerechnet hatte, machte einen Schritt nach vorn. »In Bezug auf Ines und Murdock mag ein solches Vorgehen durchaus angemessen sein. Wenn Sie jedoch Riggs erledigen lassen, obwohl er bisher völlig loyal gewesen ist, unterminieren Sie dadurch möglicherweise die Moral Ihrer gesamten Organisation.«
Ricker nippte erneut an seinem Drink und blitzte den Anwalt aus zusammengekniffenen Augen an. »Weshalb haben Sie den Eindruck, dass mich die Moral meiner Leute auch nur ansatzweise interessiert?«
»Das sollte sie«, erwiderte Canarde, wobei er wusste, wie gewagt sein Vorgehen war. »Nachdem Sie Lewis unter anderen Umständen sofort haben disziplinieren lassen, senden Sie, indem Sie
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