Sündige Rache
Byronesken Stimmungsschwankungen sind.«
»Wer kann das schon sagen«, knurrte Eve in staubtrockenem Ton.
»Ich. Denn ich weiß diese Dinge aus Erfahrung. Und die gute Ellen ist offensichtlich nicht die Erste, die auf ihn hereingefallen ist«, fuhr er fort, während er weitere Informationen auf einem zweiten Bildschirm aufrief. »Er hat bereits zwei Ehen und drei Lebensgemeinschaften hinter sich und hat gegen Ende jeder dieser Beziehungen seine jeweilige Partnerin so gut es ging geschröpft.«
»Unglaublich, dass sie auf einen solchen Kerl hereingefallen ist. Schließlich ist sie Polizistin.«
»Liebe macht die Menschen eben blind.«
»So ein Unsinn. Schließlich sehe ich dich klar und deutlich, oder etwa nicht?«
»Danke für das Kompliment.« Er grinste breit, packte ihre Hand und ließ seine festen Lippen über ihre Knöchel gleiten, bis sie tatsächlich nur noch verschwommen sah.
»Lass das.« Als sie ihm fast beiläufig auf die Finger klopfte, lächelte er sie unschuldig an.
Es war wirklich gut, dass sie endlich wieder miteinander harmonierten, ging es ihm durch den Kopf.
»Zweimal hat sie Geld an einen gewissen Lucius Breck bezahlt«, las Eve. »Jeweils dreitausend Dollar. Wer zum Teufel ist das?«
Da ihr nicht bewusst gewesen war, dass er ihre Stimme ebenfalls in den Computer eingegeben hatte, zuckte sie erschreckt zusammen, als sofort die höfliche Antwort kam.
Lucius Breck. Psychologe mit einer Privatpraxis in der 529, Sixth Avenue, New York City. Wohnhaft in -
»Egal. Das passt zu der Geschichte, die sie mir erzählt hat. Himmel, sie ist finanziell so gut wie ruiniert und zahlt trotzdem noch einen Haufen Kohle für eine private Therapie, obwohl es bei der Polizei die Möglichkeit der kostenlosen Behandlung gibt. Dabei wird es ihr am Ende nicht mal etwas nützen. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass sie ihre Position nicht halten können wird, wenn erst einmal herauskommt, was auf ihrem Revier unter ihrem Kommando alles falsch gelaufen ist.«
Und sie denkt, ich hätte es auf ihren Posten abgesehen, dachte Eve und schüttelte den Kopf. Nein, danke. Eines Tages würde sie es sicherlich zum Captain bringen, doch die Arbeit auf der Straße tauschte sie auch dann bestimmt nicht freiwillig gegen einen Platz hinter einem Schreibtisch ein.
»Und du findest keine anderen Konten, die möglicherweise heimlich von ihr eröffnet worden sind?«
»Was es nicht gibt, kann ich nicht finden«, antwortete Roarke. »Wie du selbst gesehen hast, steht deine gute Captain Roth kurz vor dem finanziellen Ruin. Um diesen Breck bezahlen zu können, hat sie sogar bereits ihre Rentenversicherung beliehen. Abgesehen von den Kosten für die Therapie lebt sie sehr bescheiden.«
»Dann ist sie also sauber, und ihre Leute sind korrupt. Das wäre vielleicht ein Motiv. Sie war die Vorgesetzte beider Opfer und hat Kohli sogar im Purgatorium besucht. Den Computerberechnungen zufolge ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie es war, nach wie vor eher gering, aber wenn ich die Persönlichkeitsanalyse aus ihrer Personalakte und meine eigene Einschätzung von ihr in die Berechnungen mit einbeziehe, sieht es schon anders aus.«
»Wie schätzt du sie denn ein?«
»Sie ist ziemlich hart, jähzornig und war so mit ihrer Karriere beschäftigt, dass sie verschiedene Dinge übersehen hat. In dem verzweifelten Bemühen, ihre Position zu schützen, hat sie bereits versucht, Fehler zu vertuschen, die ihr unterlaufen sind. Vielleicht hat sie ja auch die schwarzen Schafe unter ihren Leuten vorsätzlich gedeckt, damit sie nicht von ihrem Posten abgezogen wird. Bei dem ersten Mord war jede Menge Zorn im Spiel. Und wie gesagt, sie ist eine äußerst jähzornige Person.«
Sie wandte sich wieder an Roarke. »So, und jetzt weiter zu Detective Jeremy Vernon. Ich habe bereits genug gegen den Typen in der Hand, um ihn zur Vernehmung vorzuladen – aber es ist mir lieber, wenn er noch ein bisschen schwitzt.«
»Und was brauchst du von mir?«
»Ich will das Geld auf seinen Konten mit Ricker in Verbindung bringen. Wenn du diese Verbindung für mich findest, kann ich sie zwar nicht als Beweismittel verwenden, aber ich kann ihn dazu bringen, dass er denkt, dass ich es kann. Wenn ich Vernon in die Knie zwinge, kriege ich durch ihn bestimmt noch mehr heraus. Er hatte, beziehungsweise hat, Beziehungen zu beiden Opfern und zu Roth, und ich bin mir sicher, dass es auch zwischen ihm und Ricker eine Beziehung gibt.«
»Ricker hat seine Spuren erfahrungsgemäß
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