Sündige Rache
stapfte Richtung Bett, warf sich auf den Bauch und schnauzte in einem Ton, von dem sie hoffte, dass er Anstoß daran nähme: »Wein. Weiß, nicht zu süß und möglichst kühl.«
»Stets zu Diensten.« Er holte das Glas und gab, da er wusste, dass es sie ärgern würde, wenn sie dahinterkäme, ein Schmerzmittel hinein. Dann holte er die Utensilien, mit denen er sie behandeln würde, stellte beides auf den Boden und drehte sie zu sich herum. »Setz dich hin und fang bloß nicht an zu jammern.«
»Ich jammere nie.«
»Selten«, stimmte er ihr zu. »Aber dass du es nicht öfter tust, machst du durch die Qualität deines Gejammers mehr als wett.«
Während er sanft ein wenig Salbe auf die schlimmsten Abschürfungen gab, hob sie das Glas an ihren Mund und nuschelte: »He, Doc, warum kriechst du nicht zu mir ins Bett?«
»Das werde ich bestimmt noch tun. Ich dachte, dass du dich auf diesem Weg für die Behandlung erkenntlich zeigen kannst.«
Bis sie merkte, dass der Wein gepanscht war, hatte sie bereits das halbe Glas geleert. »Was hast du mir in den Wein gekippt?«, fragte sie und gab sich selbst die Antwort. »Du hast mir ein Schmerzmittel ins Glas getan.« Als sie es zurück auf den Boden stellen wollte, nahm er es ihr ab, zog ihren Kopf nach hinten und kippte ihr gnadenlos den Rest des Weines in den Mund.
Sie fing an zu husten. »Ich hasse es, wenn du das machst.«
»Ich weiß, aber mir macht es einen Heidenspaß. Und jetzt dreh dich um.«
»Leck mich doch am Arsch.«
»Gerne, Liebling, aber dreh dich dazu bitte auf den Bauch.«
Gegen ihren Willen brach sie in herzhaftes Lachen aus. Sie rollte sich herum und musste sich eingestehen, dass die Schmerzen bereits deutlich nachgelassen hatten. Noch viel besser aber war das Gefühl von seinem wunderbaren Mund auf ihrem nackten Po. »Mach weiter«, forderte sie ihren Gatten deshalb auf.
»Später. Erst will ich, dass der Schmerz weggeht.«
»Ich fühle mich bereits viel besser.«
»Ich will mit dir schlafen, Eve.«
Sanft drehte er sie wieder auf den Rücken und beugte sich dicht über sie. »Langsam, gründlich und vor allem möglichst lange. Und ich möchte, dass du dich, wenn ich das tue, nicht nur viel besser, sondern regelrecht fantastisch fühlst.«
»Ich fange bereits an, mich fantastisch zu fühlen.« Sie streckte die Hände nach ihm aus, statt sich jedoch über sie zu schieben, nahm er ihre Handgelenke und zog sie in die Höhe, bis sie saß.
»Erzähl mir, was passiert ist.«
»Tja, wenn du nicht zu mir in die Kiste kommen willst, ziehe ich mich eben wieder an.«
»Der Morgenmantel.« Er hob ihn vom Boden auf und drückte ihn ihr in die Hand. »Es ist für dich bequemer, wenn du etwas trägst, was möglichst locker sitzt. Und für mich bedeutet es nachher weniger Arbeit.«
Da sie ihm schwerlich widersprechen konnte, zog sie erneut den Bademantel an, trat vor den AutoChef und fragte: »Willst du auch etwas?«
»Das Gleiche wie du.«
Sie bestellte zweimal Nudeln mit möglichst scharfer Sauce, setzte sich wieder zu ihm, schaufelte, um Kräfte für die Nacht zu sammeln, eilig das Essen in sich hinein und erzählte ihm von ihrem Tag.
Er hörte ihr zu, und die Tatsache, dass er sie nicht einmal unterbrach, rief Unruhe in ihrem Innern wach. Doch selbst als die wunderbaren Nudeln anfingen zu schmecken, als wären sie aus Pappe, hörte sie nicht mit Essen auf.
»Es gibt noch ein paar Spuren, denen ich nachgehen will, und es ist mir eine große Erleichterung zu wissen, dass der Polizeichef hundertprozentig hinter mir steht. Es hat mir richtig gut getan mitzuerleben, wie er Bayliss abgefertigt hat. Eiskalt. Wirklich bewundernswert.«
»Eve.«
Er sah sie aus kalten, blauen Augen an. Seltsam, dass ein Blick von Roarke sie in größere Aufregung versetzte als der Angriff durch vier bis an die Zähne bewaffnete Verbrecher, dachte sie.
»Inzwischen hat er drei Mal versucht, dir ans Leder zu gehen. Es gefällt dir zwar sicher nicht, aber ab jetzt kümmere ich mich um diesen Kerl.«
»Zwei Mal«, korrigierte sie. »Beim dritten Mal ging es nur um meinen Wagen, und vor allem gingen alle bisherigen Auseinandersetzungen zu meinen Gunsten aus. Aber«, fuhr sie fort, »ich habe mit einer solchen Reaktion von dir gerechnet. Es wird nicht das Geringste nützen, trotzdem muss ich dich daran erinnern, dass ich jobbedingt schon öfter angegriffen worden bin und dass das auch in Zukunft immer wieder mal passiert. Das, was ihr beide miteinander habt, sollte dabei
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