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Sündige Rache

Sündige Rache

Titel: Sündige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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unvorsichtig gewesen. Zum allerersten Mal.
    Dreißig Silberlinge als Symbole. Religiöse Symbole, ging es ihr durch den Kopf. Wenn die Opfer jeweils als Judas angesehen wurden, wer war dann Jesus, überlegte sie. Nicht der Mörder, nein. Jesus war das Opfer, er war rein. Der Sohn. Wie hieß es noch mal?
    Der eingeborene Sohn.
    Eine persönliche Nachricht an die Ermittlungsleiterin. Gewissen. Der Killer hatte ein Gewissen, und die fälschliche Ermordung von Taj Kohli machte ihm derart zu schaffen, dass er sein Gewissen dadurch beruhigen musste, dass er sie erklärte, eine Rechtfertigung abgab. Und ihr einen Zeitraum vorgab, in dem Ricker zur Strecke zu bringen war.
    Immer wieder ging es um Max Ricker.
    Ricker. Einen Sohn. Das Purgatorium.
    Und Roarke.
    Es ging um Geschäfte. Und diese Geschäfte reichten eindeutig in die Vergangenheit zurück.
    Sie lag im Bett, und es war dunkel, doch behielt sie ihre Augen auf. Es war nicht sicher, einzuschlafen und sich in Träumen zu verstecken.
    Er trank, und er war nicht allein.
    Sie verstand einzelne Worte, wenn die Männer lauter wurden, und das wurden sie oft. Sie konzentrierte sich vor allem auf die Stimme ihres Vaters, weil er es war, der, wenn er nicht genug getrunken hatte, im Dunkeln angeschlichen kam. Der, das harte, kalte Licht aus dem Nebenraum im Rücken, wie ein drohender Schatten im Türrahmen erschien.
    Wenn der andere Mann ihn wütend machte und er nicht genügend Alkohol bekäme, würde er ihr wehtun. Vielleicht würde es ihm reichen, sie zu schlagen. Dann hätte sie Glück.
    Wenn sie jedoch kein Glück hätte, würden seine Hände sie begrapschen, sein eklig süßer Atem würde immer schneller gehen und das halb zerfetzte T-Shirt, das sie zum Schlafen trug, böte ihr nicht den geringsten Schutz. Ihr jämmerliches Flehen und die Tatsache, dass sie versuchte, sich ihm zu entwinden, würden seinen Atem nur noch schneller gehen lassen, schneller, schneller, schneller, bis er schnaufen würde wie eine alte Lok.
    Dann würde er eine seiner großen Hände auf ihren Mund legen und ihr die Luft zum Atmen nehmen, damit sie, wenn er sein Ding in sie hineinschob, nicht mehr schrie.
    »Daddy hat etwas für dich. Für sein kleines Mädchen. Für sein kleines Flittchen. Für seinen kleinen Schatz.«
    Zitternd lag sie in ihrem Bett und spitzte angestrengt die Ohren.
    Sie war noch keine acht Jahre alt.
    »Ich brauche mehr Geld. Schließlich bin ich derjenige, der sich den Arsch aufreißt und der das ganze Risiko bei dieser Sache trägt.«
    Er sprach schleppend, aber noch nicht schleppend genug.
    »Wir haben eine Abmachung getroffen. Weißt du, was mit Leuten passiert, die versuchen, mich über den Tisch zu ziehen? Der letzte meiner Angestellten, der versucht hat, die Geschäftsbedingungen zu seinen Gunsten zu verändern, hat nicht mal lange genug überlebt, um es zu bedauern. Noch heute tauchen ab und zu kleine Teilchen von ihm im East River auf.«
    Diese Stimme war sehr leise, sie musste sich anstrengen, damit sie sie verstand. Aber sie klang nicht betrunken. Nein, nein, sie wusste, wie es klang, wenn ein Mann getrunken hatte, und so klang diese Stimme nicht. Trotzdem fing sie, als sie sie hörte, noch stärker an zu zittern. Bei aller Kultiviertheit hatte sie einen gehässigen, gemeinen Klang.
    »Ich will dir keine Schwierigkeiten machen.« Jetzt klang die Stimme ihres Vaters derart jämmerlich, dass sie zusammenfuhr. Wenn er Angst vor jemand anderem hatte, würde er ihr wehtun. Und er würde seine Fäuste nehmen, wie bereits so oft zuvor. »Ich habe Kosten. Ich habe eine kleine Tochter, die ich ernähren muss.«
    »Ich interessiere mich nicht für dein Privatleben, sondern einzig und allein für meine Ware. Sieh zu, dass sie morgen Abend zu der verabredeten Zeit an dem verabredeten Ort ausgeliefert wird, dann kriegst du den Rest von deinem Geld.«
    »Ich werde pünktlich sein.«
    Stuhlbeine kratzten auf dem Boden. »Das will ich in deinem und im Interesse deiner Tochter hoffen. Du bist ein elender Säufer. Ich kann Säufer nicht leiden. Sieh zu, dass du morgen Abend halbwegs nüchtern bist.«
    Sie hörte Schritte, das Öffnen und das Schließen einer Tür. Und dann totale Stille.
    Bevor das laute Klirren eines auf den Boden geworfenen Glases und eine Reihe wilder Flüche an ihre Ohren drang. Sie zitterte wie Espenlaub und machte sich auf das Schlimmste gefasst.
    Die Wände bebten, weil er mit den Fäusten dagegen schlug. Besser er trommelte gegen die Wände als auf ihr herum,

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