Sündige Rache
sie aufs Haar.
»Der Kreis scheint sich zu schließen. Alles hängt miteinander zusammen. Ricker und mein Vater, mein Vater und ich. Ricker und du, du und ich. Eigentlich glaube ich nicht an so etwas wie Schicksal. Aber trotzdem sieht es ganz so aus, als sollte es so sein.«
»Über mich kommen sie niemals an dich heran.« Er legte sanft ihren Kopf zurück und sah ihr ins Gesicht. »Mich werden sie niemals missbrauchen können, um dir wehzutun.«
»Das habe ich damit gar nicht gemeint.«
»Ich weiß, aber trotzdem ist es so. Wir werden diesen Teufelskreis durchbrechen. Wir beide zusammen. Im Gegensatz zu dir glaube ich durchaus, dass es so etwas wie Schicksal gibt.«
»Nur, wenn der Ire in dir durchbricht.« Sie schaffte es zu lächeln, trat jedoch zugleich entschieden einen Schritt zurück. »Glaubst du, dass er weiß, dass ich das Kind von damals bin? Glaubst du, dass es schon vor all den Jahren eine Verbindung zwischen uns gab?«
»Das entzieht sich meiner Kenntnis.«
»Denkst du, dass er, falls er versucht hat, meinen Vater ausfindig zu machen, womöglich erfahren hat, wo ich damals gelandet bin? Ist es möglich, rauszufinden, dass die Eve Dallas, die ich heute bin, früher einmal dieses kleine Mädchen war?«
»Eve, das ist doch alles pure Spekulation -«
»Könntest du es rauskriegen?«, fiel sie ihm ins Wort. »Wenn du diese Informationen haben wolltest, würdest du sie erhalten?«
Sie wollte keinen Trost, sondern reine Fakten. »Mit ein bisschen Zeit, ja. Aber ich habe deutlich mehr Vorab-Informationen über dich als er.«
»Aber er könnte es herausgefunden haben? Er hätte die Möglichkeit dazu gehabt? Vor allem, falls er bereits damals, als mein Vater ihn über den Tisch gezogen hat, auf der Suche nach ihm war.«
»Es wäre möglich, doch ich glaube nicht, dass er seine Zeit damit vergeudet hätte, ein achtjähriges Kind zu suchen, das bereits in die Mühlen der Bürokratie geraten war.«
»Als ich bei ihm war, hat er gewusst, dass ich in Heimen aufgewachsen bin. Er hat gewusst, wo man mich gefunden hatte, und in welchem Zustand ich damals gewesen bin.«
»Weil er Nachforschungen über Lieutenant Eve Dallas angestellt hat. Nicht aufgrund seines über zwanzig Jahre währenden Interesses an einem kleinen, misshandelten Kind.«
»Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Außerdem ist es sowieso nicht weiter wichtig.«
Neben ihrem Schreibtisch blieb sie stehen und nahm die kleine Holzschachtel, die sie einmal von ihm für ihren Krimskrams geschenkt bekommen hatte, in die Hand. »Und du könntest diese Dinge rausfinden, hast du gesagt?«
»Ja. Ich könnte sie herausfinden, wenn es das wäre, was du willst.«
»Nein.« Sie stellte das Kästchen zurück an seinen Platz. »Nein, das will ich nicht. Was ich will, habe ich hier. Die Vergangenheit birgt für mich nichts, was ich wirklich wissen muss. Ich hätte diese ganze Sache überhaupt nicht so an mich herankommen lassen sollen. Mir war bisher nicht bewusst, dass sie mir so zu schaffen macht.«
Sie seufzte, drehte sich dann aber lächelnd zu Roarke um. »Bisher hatte ich nicht darüber nachgedacht. Ich hatte viel zu viel damit zu tun, wütend auf dich zu sein. Und jetzt müssen wir versuchen, dass wir in kurzer Zeit all das erledigen, was noch erledigt werden muss. Also kommst du am besten einfach mit.«
»Ich dachte, du wolltest einen Bericht über die Sicherheitsvorkehrungen, die ich im Purgatorium getroffen habe.«
»Den kannst du mir auf der Wache geben. Dieses Treffen hier hatte ich nur deshalb anberaumt, weil ich dich zur Schnecke machen wollte, ohne dass einer von den anderen etwas davon mitbekommt.«
»Ist das nicht wirklich seltsam? Aus genau diesem Grund habe ich dem Treffen zugestimmt.«
»Was mal wieder zeigt, wie verquer wir beide sind.«
»Ganz im Gegenteil. Ich sage, das ist der erneute Beweis dafür, wie unglaublich gut wir beide zueinander passen«, widersprach er und reichte ihr die Hand.
Da Eve bereits mit dem Versuch, mehr als zwei Personen in ihr kleines Büro auf dem Revier zu stopfen, mehrere physikalische Gesetze übertreten hätte, hielt sie die Besprechung im Konferenzraum ab.
»Die Zeit ist knapp«, fing sie an, als alle Platz genommen hatten. »Da unsere drei Mordfälle und der Fall Max Ricker miteinander in Verbindung stehen, werden wir sie parallel verfolgen. Die Ergebnisse der Laboruntersuchungen, sämtliche bisher gesammelten Informationen sowie die Resultate der durchgeführten Wahrscheinlichkeitsberechnungen
Weitere Kostenlose Bücher