Sündige Rache
sie den Raum verließ, sah sie sich noch einmal um. Roarke schaute ihr mit einem leichten Lächeln und amüsiert blitzenden, leuchtenden blauen Augen hinterher.
»Himmel, bei seinem Anblick läuft mir echt das Wasser im Mund zusammen.«
»Madam?«
»Nichts.« Verlegen marschierte sie los. »Nichts. Ist mein Wagen repariert oder hat man mir zumindest einen Ersatzwagen gestellt?«
»Dallas, Sie sind ehrlich süß. Ich wusste gar nicht, dass Sie noch an Märchen glauben.«
»Verdammt. Dann klauen wir uns eben irgendein Gefährt.« Dann fing sie an zu grinsen. »Oder wir nehmen einfach das von Roarke.«
»Oh, sagen Sie, dass er mit dem XX gekommen ist. Dem Sechstausender. Das ist mein absoluter Favorit.«
»Wie zum Teufel sollen wir einen Verdächtigen in einem Zweisitzer auf die Wache bringen? Er ist mit irgendeiner schicken Limousine da. Ich habe den Code. Er wird sicher fluchen, wenn er nachher runterkommt und merkt, dass der Schlitten nicht mehr da ist. Ich glaube -«
Sie war derart geistesabwesend, dass sie beinahe mit Webster zusammenstieß. »Hättest du eine Minute für mich Zeit?«
»Nicht mal eine Sekunde, also sag mir, was du mir zu sagen hast, während wir weitergehen.«
»Ihr wollt euch Clooney schnappen.«
»Gottverdammt.« Obwohl er im Flüsterton gesprochen hatte, blickte sie sich hastig um. »Wie kommst du denn darauf?«
»Ich habe immer noch meine Quellen.« Sein Gesicht war ernst, und seine Stimme blieb weiter ruhig. »Du hast ein paar Brotkrumen fallen lassen, und denen bin ich einfach gefolgt.«
»Hast du etwa in meinen Unterlagen rumgeschnüffelt?«
»Dallas.« Er legte eine Hand auf ihren Arm, spürte, dass sie zitterte vor Zorn, und erklärte rasch: »Ich stecke bis zum Hals in dieser Sache drin. Vielleicht hat etwas von dem, was ich auf Befehl getan habe, die ganze Katastrophe ausgelöst. Ich habe die Ermittlungen zum Tod von Clooneys Sohn geleitet. Ich fühle mich verantwortlich. Lass mich also bitte mitkommen, wenn du ihn dir holst.«
Sie legte den Kopf schräg. »Jemand bei der Dienstaufsicht steht auf der Gehaltsliste von Ricker. Woher soll ich wissen, dass nicht du das bist?«
Er nahm seine Hand von ihrem Arm und ließ sie müde sinken. »Das ist nicht dein Ernst.« Er atmete hörbar aus. »Das ist unmöglich dein Ernst. Okay.«
Er trat einen Schritt zurück und wandte sich zum Gehen.
»Warte. Peabody.« Sie winkte ihrer Assistentin, dass sie ihr folgen sollte, und ging mit ihr ein paar Schritte an die Seite. »Haben Sie ein Problem damit, weiter der Besprechung beizuwohnen und dann einen Bericht darüber zu schreiben, statt mich zu begleiten?«
Peabody lugte zu Webster, der, die Hände in den Hosentaschen und mit unglücklicher Miene, ein paar Meter von ihnen entfernt stand. »Nein, Madam.«
»Gut. Dann reservieren Sie schon mal einen Vernehmungsraum und ziehen dort sämtliche Jalousien vor. Ich will nicht, dass irgendwer uns beobachtet, wenn ich mit Clooney rede. Ich möchte, dass er einen Rest seiner Würde behalten kann.«
»Ich werde mich darum kümmern. Viel Glück.«
»Danke.« Damit kehrte sie zu Webster zurück, ging, ohne bei ihm anzuhalten, weiter und sah ihn im Vorbeigehen von der Seite an. »Also los.«
Er blinzelte und atmete tief durch. »Danke.«
»Bedank dich lieber nicht. Ich nehme dich nur mit für den Fall, dass ich unterwegs irgendwelchen Ballast abwerfen muss.«
21
P eabody ging ganz langsam, schlich geradezu den Korridor hinunter. Blieb immer wieder stehen. Erst als es unvermeidbar wurde, kehrte sie in das Konferenzzimmer zurück.
Irgendeine komplizierte Skizze war auf dem Wandbildschirm zu sehen, und Feeney pfiff so anerkennend durch die Zähne, als sähe er ein Bild einer nackten, wohlgeformten Frau.
»He, She-Body. Was ist los?«, fragte McNab, als sie den Raum betrat.
»Eine kleine Änderung des Plans. Ich mache weiter bei der Besprechung mit.«
»Dann holt Dallas Clooney also doch nicht ab?«, wollte Feeney von ihr wissen.
»Doch, doch, das tut sie.« Als wäre die Entscheidung lebenswichtig, wählte sie sorgfältig einen Stuhl, strich mit der Hand ein paar imaginäre Staubkörner von der harten Sitzfläche und nahm behutsam Platz.
»Allein?« Fast hätte Roarkes Stimme sie zusammenfahren lassen, doch sie zuckte gespielt gleichmütig mit den Schultern und blickte dabei starr auf einen Fleck neben ihm an der Wand. »Nein, nein, sie hat jemand anderen mitgenommen. Hm, Sie werden mir diese Skizze wohl mit eigenen Worten erklären
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