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Sündige Rache

Sündige Rache

Titel: Sündige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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mit einem Finger über die Gesichter, stellte dann das Foto wieder hin und kehrte schweren Schrittes zurück an ihren Platz.
    »Dann, ein paar Wochen, nachdem wir Thad verloren hatten, fing Art an sich zu verändern. Er wurde grüblerisch und fuhr mich wegen der kleinsten Kleinigkeit rüde an. Er hörte auf mit mir zu reden. Er ging nicht mehr zur Messe. Erst haben wir noch miteinander gestritten, aber nach einer Weile haben sogar unsere Streitereien aufgehört. Wir haben in diesem Haus nicht mehr wirklich gelebt, sondern nur noch existiert«, erklärte sie und blickte sich in dem vertrauten Zimmer um, als wäre es ihr völlig fremd.
    »Können Sie sich noch daran erinnern, Mrs Clooney, wann genau diese Veränderung Ihres Mannes begonnen hat?«
    »Oh, vor fast vier Monaten. Wenn man bedenkt, dass wir über dreißig Jahre lang ein Paar gewesen sind, klingt das wahrscheinlich nicht sehr lange. Aber mir erscheinen diese Monate wie eine Ewigkeit.«
    Und kurz darauf, rechnete Eve, war der erste Mord geschehen.
    »Er fing an, nachts nicht mehr heimzukommen, und wenn doch, hat er sich zum Schlafen in Thads altes Kinderzimmer gelegt. Dann ist er plötzlich ausgezogen. Er hat gesagt, es täte ihm Leid, aber er müsste die Dinge ins Lot bringen, bevor er mir wieder ein richtiger Ehemann sein könnte. Nichts, was ich gesagt habe, brachte ihn davon ab. Und, Gott möge mir verzeihen, aber ich war derart müde, derart wütend, innerlich derart leer, dass es mir beinahe egal war, als er schließlich ging.«
    Sie presste die Lippen aufeinander und kämpfte mit den Tränen. »Ich habe keine Ahnung, wo er ist oder was er getan hat. Aber ich will meinen Ehemann zurück. Wenn ich irgendetwas wüsste, wodurch ich ihn zurückbekommen könnte, würde ich es Ihnen sofort sagen.«
    Nach dem Gespräch mit Mrs Clooney befragte Eve noch die Nachbarn. Diese jedoch drückten in Bezug auf Clooneys plötzliche Verwandlung nichts als Unglauben und ehrliche Verwirrung aus. Clooney war ein guter Freund gewesen, ein liebevoller Ehemann und Vater, ein ehrenwertes Mitglied der Gemeinde, und jeder hatte ihm vertraut.
    Niemand hatte etwas von ihm gehört – oder gab einen möglichen Kontakt zu Clooney zu.
    »Glauben Sie den Leuten?«, fragte Peabody auf dem Rückweg in die Stadt.
    »Ich glaube seiner Frau. Sie ist zu verängstigt und verwirrt, um uns zu belügen. Er weiß, dass wir das Haus, Freunde und Verwandte rund um die Uhr bewachen. Er ist nicht so dumm, sich an irgendjemanden zu wenden, von dem wir etwas wissen. Aber ich musste auf Nummer sicher gehen. Jetzt fahren wir zurück aufs Revier und stöbern seine Akten noch mal durch. Vielleicht fällt uns dabei ja irgendetwas auf.«
    Doch zwei Stunden später klappte Eve die Akte wieder zu, ohne dass sie bei der Durchsicht auch nur einen Schritt weitergekommen war. Sie presste die Finger an die Schläfen, überlegte, ob sie sich noch einen Kaffee holen sollte, schlug die Augen wieder auf und entdeckte Dr. Mira in der Tür des Büros.
    »Sie übertreiben es mal wieder mit der Arbeit, Eve.«
    »Ich stehe mit dem Rücken zur Wand. Verzeihung, hatten wir einen Termin?«
    »Nein, aber ich dachte, dass Ihnen meine professionelle Meinung von Clooney möglicherweise weiterhilft.«
    »Das könnte durchaus sein.« Sie sah sich um und seufzte. »Dieses Zimmer ist das reinste Dreckloch. Ich habe in den letzten Tagen niemanden vom Reinigungspersonal hier reingelassen. Schließlich konnte ich nicht wissen, ob unter den Leuten einer von Rickers Spitzeln ist.«
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken.« Mira nahm auf der Kante von Eves Schreibtisch Platz. »Ich glaube nicht, dass er von seinem ursprünglichen Plan abweichen will oder kann. Er konzentriert sich nach wie vor auf Sie, was heißt, dass er New York nicht verlassen wird.«
    »Er hat gesagt, dass er keine weiteren Polizisten töten wird. Aber er hat keine Sekunde gezögert, als er Webster das Messer in die Brust gestochen hat.«
    »Das war nicht geplant. Er wollte nicht Webster, sondern Sie erwischen. Und das hätte er als Notwehr klassifiziert. Sie waren ihm zu dicht auf den Fersen und hatten obendrein noch jemanden von der Dienstaufsicht mitgebracht. Ich glaube, dass er noch in der Stadt ist und sich seine beachtlichen Fähigkeiten im Bereich der Observation und der spontanen Neuorientierung zunutze macht. Würden Sie an seiner Stelle nicht das Gleiche tun?«
    »Natürlich würde ich das tun, wenn ich dächte, dass ich etwas unbedingt zu Ende bringen

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