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Sündige Rache

Sündige Rache

Titel: Sündige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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muss, selbst wenn ich dabei sterbe.« Bei einer ihrer Reisen in die Gedankenwelt von Clooney hatte sie dieses Szenarium bereits durchdacht. »Er will auf diesem Rachefeldzug sterben, oder, Doktor?«
    »Ja, das glaube ich auch. Bis zum Ablauf der von ihm genannten Frist wird er Sie in Ruhe lassen, aber wenn Sie sich bis dahin in seinen Augen nicht als würdige Ermittlerin erwiesen haben, wird er versuchen, Sie zu töten. Außerdem wird er vielleicht versuchen, auch Ricker zu erwischen, und dann bringt er sich so gut wie sicher selber um. Er wird es nicht ertragen, seiner Frau, seinen Kollegen, seinem Priester gegenüberzutreten. Dafür reist er zu seinem Sohn.«
    »O nein, das lasse ich nicht zu.«
    Eigentlich hatte sie direkt aus dem Büro nach Hause fahren wollen. Sie hatte bereits im Krankenhaus angerufen und erfahren, dass Websters Zustand unverändert kritisch war. Doch, wie zuvor bei Clooneys Frau, musste sie einfach auch noch persönlich nach ihm sehen.
    Selbst wenn sie sich am liebsten in Luft aufgelöst hätte, lief sie tapfer den Korridor hinab zur Tür der Intensivstation. Sie hasste den Geruch, die Geräusche, die gesamte Atmosphäre in Krankenhäusern.
    Als die diensthabende Schwester von ihr wissen wollte, ob sie eine Verwandte des Verletzten wäre, zögerte sie keine Sekunde. Und log.
    Weshalb sie kurz darauf in einer mit einem Bett und mehreren technischen Geräten bestückten, abgeschirmten Ecke stand und in das kreidige Gesicht ihres Kollegen sah.
    »Tja, das ist mal wieder typisch. Hatte ich dir nicht gesagt, dass ich total sauer wäre, wenn du dich derart anstellst? Wie kannst du nur so faul sein und hier rum-liegen, während es noch jede Menge Arbeit für uns gibt. Verdammt, Webster.«
    Sie griff nach einer seiner Hände. Kalt, ging es ihr durch den Kopf. Seine Hand war viel zu kalt. »Glaubst du etwa, ich hätte Zeit, um dich lange zu bedauern? Ich habe alle Hände voll zu tun, und statt mir zu helfen, liegst du lieber hier gemütlich im Bett. Wenn du mich nicht noch wütender machen willst, siehst du besser zu, dass du schnellstens wieder auf die Beine kommst.«
    Sie beugte sich zu ihm herunter und fragte mit lauter, klarer Stimme: »Hast du mich verstanden, du blöder Hund? Sieh zu, dass du bald wieder die Hufe schwingst, denn in letzter Zeit habe ich schon allzu viele Polizisten sterben sehen, und ich lasse nicht zu, dass du die Zahl meiner toten Kollegen mutwillig erhöhst. Und falls du dir einbildest, ich würde mit Blumen auf dem Friedhof antanzen und womöglich noch Tränen um einen Kerl wie dich verdrücken, dann hast du dich gründlich geirrt. Wenn du jetzt die Biege machst, spucke ich auf dein Grab.«
    Sie drückte seine Hand und wartete vergeblich auf eine Reaktion. »Idiot«, murmelte sie zärtlicher als geplant.
    Dann wandte sie sich ab und blieb, als sie Roarke im Türrahmen entdeckte, wie angewurzelt stehen. Tausend Gedanken schossen ihr auf einmal durch den Kopf, doch kein einziger war klar.
    »Ich dachte mir, dass du nach ihm sehen würdest.«
    »Ich habe nur …« Sie zuckte mit den Schultern und schob die Hände in die Taschen ihrer Jeans.
    »… versucht, einem Freund zu helfen«, beendete er ihren Satz, kam zu ihr, legte seine Hände auf ihre angespannten Schultern und presste seine Lippen auf ihre bleiche Stirn. Die Geste war sanft, ungemein verheiratet und verlieh ihr ungeahnte neue Kraft. »Glaubst du etwa, das nähme ich dir übel?«
    »Ich schätze, nicht. Es ist … die Situation ist ein bisschen seltsam, das ist wahrscheinlich alles.«
    »Willst du noch ein bisschen länger bei ihm bleiben?«
    »Nein. Ich habe alles gesagt, was ich ihm sagen wollte.« Trotzdem schaute sie noch einmal zurück auf das Bett, in dem ihr bewusstloser Kollege lag. »Wenn er aus dem Koma erwacht, kriegt er als Allererstes einen Riesenarschtritt von mir verpasst.«
    »Wenn du willst, halte ich währenddessen deinen Mantel.« Roarke legte einen Arm um ihre Schultern und führte sie zur Tür. »Aber jetzt lass uns nach Hause fahren, Lieutenant. Wir haben morgen ziemlich viel zu tun.«
    Sie hatten tatsächlich jede Menge zu tun, und die Zeit verging viel zu schnell. Von ihrem Platz im Kontrollraum konnte Eve jede Ecke des Lokals auf einem Bildschirm sehen.
    Sie stritt wegen der – mangelhaften – Beleuchtung, doch er änderte sie nicht. Sie schnauzte wegen der – zu lauten – Musik, doch er dämpfte das Volumen nicht. Und jetzt erkannte sie, dass es noch einen dritten Grund zur Klage für sie

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