Sündige Rache
sagen.« Er wandte sich gerade lange genug von seinem Gegenüber ab, um sich einmal kurz in dem Laden umzusehen. »Beeindruckend«, erklärte er mit gleichmütiger Stimme. »Aber trotzdem ist und bleibt ein Stripclub, egal in welcher Aufmachung, allezeit ein Stripclub.«
»Und das Geschäft ist und bleibt Geschäft.«
»Ich habe gehört, dass du ein paar Probleme mit deinen Geschäften hattest.«
»Nichts, was sich nicht regeln lässt.«
»Ach tatsächlich? Mir wurde erzählt, dass dir im letzten Jahr ein paar Kunden abgesprungen sind.«
»Ich habe ein paar … Umstrukturierungen in meinem Unternehmen vorgenommen.«
»Ah ja. Vielleicht als Hochzeitsgeschenk für deine ach so charmante Frau?«
»Lass meine Frau aus dem Spiel.«
»Das dürfte schwierig werden, wenn nicht gar unmöglich.« Es war ungemein befriedigend zu hören, dass ein Hauch von Anspannung in Roarkes Stimme mitgeschwungen hatte. Es hatte eine Zeit gegeben, dachte Ricker, da hätte nichts und niemand diesen Typen aus dem Gleichgewicht gebracht. »Aber wir können gern darüber sprechen, wie viel es dir wert ist, dass sie möglicherweise aus dem Spiel gelassen wird.«
Roarke atmete tief durch und schien sich zu beruhigen. »Ich habe einen Tisch gleich vorne an der Bühne für uns reserviert. Lass mich dir erst mal einen Drink spendieren. Es lässt sich leichter reden, wenn man ab und zu die Kehle befeuchten kann.«
Als er sich zum Gehen wandte, legte einer von Rickers Schlägern eine Hand auf seinen Arm und trat ihm, um ihn nach Waffen zu durchsuchen, in den Weg.
Allzu große Schwäche wäre sicherlich verdächtig, überlegte Roarke, packte deshalb seinen Daumen und bog ihn bis über die Schmerzgrenze hinaus zurück.
»Tu das noch einmal, und ich reiße dir den Daumen ab und stopfe ihn dir in den Rachen.« Dann blickte er zurück auf Ricker. »Du weißt, dass das keine leere Drohung ist.«
»Es freut mich zu sehen, dass sich doch nicht allzu viel verändert hat.« Ricker winkte seinen Mann zurück. »Aber du kannst wohl kaum erwarten, dass ich etwas trinke, ohne zumindest ein paar grundlegende Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.«
»Meinetwegen sag einem deiner Leute, dass er mich und den Tisch scannen kann. Wenn dir das nicht reicht, fahr zur Hölle. Schließlich gehört der Laden seit ein paar Jahren mir.«
Ein Muskel in Rickers Wange zuckte, und ein Gefühl von Hitze wogte in ihm auf, doch er nickte. »Dein irisches Temperament hat mir, auch wenn es manchmal durchaus unterhaltsam ist, schon früher nicht gefallen. Aber wie du sagst, gehört der Laden dir. Zumindest im Moment.«
»Okay«, meinte Eve oben im Kontrollraum. »Sie gehen in Richtung Tisch. Feeney, sag mir, dass sein Sicherheitssystem mit Rickers Scannern nicht zu finden ist.«
»Ich selber habe nichts entdeckt, und als ich ihn gebeten habe, mir zu zeigen, was für ein System er hat, hat er nur milde gelächelt.« Er schaute auf einen zweiten Monitor. »Guck hier, genau wie Roarke gesagt hat, haben sie nur die Dinge gefunden, die er sie finden lassen wollte. Bisher läuft also alles nach Plan. Jetzt werden bestimmt die alkoholischen Erfrischungen gebracht, und dann beginnt endlich das Gespräch.«
»Peabody«, sprach Eve in ihr Mikrofon. »Ihr Mann steht am linken Ende der Bar, gemischtrassig, im schwarzen Anzug. Einen Meter fünfundsiebzig groß, siebzig Kilo schwer, schulterlange schwarze Haare. Er ist mit einem Polizeistunner bewaffnet, Gürtelhalfter. Können Sie ihn sehen?«
Als ihre Assistentin nickte, fuhr sie fort. »An alle. Haltet ständig Blickkontakt mit euren jeweiligen Zivilpersonen, aber schnappt sie euch nicht, ich wiederhole, schnappt sie nicht, solange ich es nicht befehle. Martinez, Ihr Mann steht …«
»Dein Droidentrupp kommt nicht mit an den Tisch«, erklärte Roarke. »Ich rede nicht vor Publikum über das Geschäft.«
»Ich auch nicht.« Ricker trat unter die Kuppel, die den Tisch gegen die Nachbartische abschirmte, und nahm, als sie sich schloss, zufrieden lächelnd Platz.
Endlich würde er bekommen, was er wollte, endlich würden seine jahrelangen Fantasien Realität. Roarke würde vor ihm auf den Knien rutschen und trotzdem untergehen. Und falls er allzu hart und allzu lange kämpfte, schnitzte er ihm einfach mit dem Laserskalpell, das in seinem linken Ärmel steckte, tiefe Furchen des Bedauerns in das junge, attraktive Gesicht.
»Was für eine Aussicht«, stellte er beim Anblick der Tänzerinnen auf der Bühne anerkennend fest. »Aber
Weitere Kostenlose Bücher