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Sündige Rache

Sündige Rache

Titel: Sündige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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dir nur sagen, dass der Dienstaufsicht daran gelegen ist, dass der Fall möglichst ohne Aufhebens abgeschlossen wird.«
    »Weshalb bildest du dir ein, dass mich das nur ansatzweise interessiert? Wenn du mir etwas im Zusammenhang mit den Ermittlungen im Mord an Detective Taj Kohli mitzuteilen hast, dann mach das offiziell. Fahr mir nicht noch einmal hinterher, Webster. Nie wieder!«
    Sie schwang sich hinter das Lenkrad, wartete auf eine Lücke im Verkehr, wendete ihr Fahrzeug und fuhr, ohne sich noch einmal umzusehen, davon.
    Webster sah ihr hinterher, als sie durch das breite Tor ihres Grundstücks bog und in der Welt verschwand, in der sie seit einem guten Jahr zu Hause war. Er atmete dreimal tief durch und trat, als das nicht reichte, kraftvoll gegen den Hinterreifen seines Wagens.
    Er hasste, was er getan hatte. Noch mehr jedoch hasste er das Wissen, dass er niemals wirklich über sie hinweggekommen war.

3
    K ochend vor Wut schoss sie in Richtung des beeindruckenden Steingebäudes, das Roarkes und jetzt auch ihr Zuhause war.
    So viel dazu, dachte sie, dass man seine Arbeit, wenn man abends heimkam, draußen ließ. Was zum Teufel sollte man denn tun, wenn sie einem unaufgefordert folgte? Webster führte irgendwas im Schilde, und das bedeutete, dass es irgendwelche Untersuchungen der Dienstaufsicht gab.
    Jetzt musste sie sich erst einmal beruhigen und den Ärger darüber verdrängen, dass er ihr derart aufgelauert hatte. Wichtiger als ihr Zorn über sein Verhalten wäre es herauszufinden, was er ihr tatsächlich hatte sagen wollen. Und vor allem, was er verschwiegen hatte.
    Sie ließ den Wagen einfach in der Auffahrt stehen, weil ihr das gefiel und weil es Roarkes Butler, dem nervtötenden Summerset, ein Dorn im Auge war, schnappte sich die Tasche mit den Akten und hatte die Treppe zur Haustür bereits halb erklommen, als sie stehen blieb.
    Sie tat einen langen, reinigenden Atemzug, drehte sich auf dem Absatz um und ließ sich auf die Stufe plumpsen.
    Es war an der Zeit, etwas Neues zu probieren, überlegte sie. Zeit, sich hinzusetzen und den milden Frühlingsabend zu genießen, das zarte Grün der Büsche sowie die Pracht der frisch erblühten Bäume, die man am Rand der ausgedehnten, schon jetzt leuchtend grünen Rasenfläche in den Himmel ragen sah. Sie lebte jetzt seit über einem Jahr in diesem Haus und nahm sich kaum jemals die Zeit, um tatsächlich wahrzunehmen, welche Schönheit sie hier umgab. Zeit, um das zu schätzen, was von Roarke geschaffen worden war.
    Das Haus selbst mit seinen ausgedehnten Terrassen, Türmen und meterlangen Glasfassaden bot Zeugnis von Geschmack, Reichtum, Eleganz und Komfort. Es gab unzählige Räume, angefüllt mit Kunst, echten Antiquitäten sowie jeder Annehmlichkeit, die für Geld zu haben war.
    Das Grundstück aber, dachte sie, zeigte eine andere Seite Roarkes. Es zeigte einen Mann, der Raum nicht nur brauchte, sondern verlangte und beherrschte. Einen Mann, der zugleich zu schätzen wusste, welche Reize eine schlichte Blume, die im Sonnenschein erblühte und nach Ablauf ihrer Zeit verwelkte, in sich barg.
    Er hatte das Anwesen mit Blumen, Büschen und Bäumen, die sie teilweise beide überleben würden, bepflanzen lassen. Und alles durch eine hohe Steinmauer, schmiedeeiserne Tore und einem ausgeklügelten Sicherheitssystem vor der Außenwelt versteckt.
    Trotzdem war die Außenwelt weiter da und strich wie ein hungriger, ruheloser Straßenköter um dieses Paradies herum.
    Dieser Gegensatz war Sinnbild der zwiespältigen Persönlichkeit nicht nur ihres Mannes, sondern, wie sie annahm, auch ihrer selbst.
    Er war in den Gossen Dublins aufgewachsen und hatte getan, was er tun musste, um zu überleben. Sie hatte ihre Kindheit frühzeitig verloren, und die bruchstückhaften Erinnerungen, die Bilder dessen, was damals gewesen war und was sie hatte tun müssen, um dem Elend zu entrinnen, peinigten sie auch heute noch als erwachsene Frau.
    Sein Schutzschild gegen die Vergangenheit war Geld, Macht und Kontrolle. Ihrer war ihr Job. Es gab kaum etwas, was sie beide nicht täten, um dafür zu sorgen, dass dieser Schutzschild hielt. Irgendwie jedoch, irgendwie waren sie zusammen … regelrecht normal. Sie lebten beispielsweise als Ehepaar in ihrem eigenen Heim.
    Deshalb konnte sie jetzt auf den Stufen dieses Zuhauses sitzen, obgleich der Schmutz des Tages noch auf ihrem Herzen lag, zusehen, wie die Blumenköpfe in der leichten Brise nickten – und darauf warten, dass er auftauchte.
    Sie

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