Sündige Rache
habe.«
»Danach habe ich dich nicht gefragt.«
»O doch, das hast du.« Er hob ihre Hand an seinen Mund, küsste sie und stand auf. »Lass uns ein bisschen spazieren gehen.«
»Ich habe mir noch Arbeit mitgebracht.« Trotzdem ließ sie sich lächelnd von ihm auf die Füße ziehen. »So viel zu meinem Experiment. Aber ich fange am besten sofort an.«
»Du wirst dich besser konzentrieren können, wenn diese Sache zwischen uns geklärt ist.« Er hielt weiter ihre Hand umfasst und schlenderte gemächlich auf die Rasenfläche zu.
Die Brise hatte ein paar der Blütenblätter von den Bäumen heruntergeweht, und sie lagen wie pinkfarbene und weiße Schneeflocken auf dem leuchtenden Grün. Die Rabatten links und rechts des Rasens waren mit unzähligen blauen und schimmernd weißen Blumen, deren Namen Eve nicht mal ahnte, übersät. Das abnehmende Licht machte die Konturen weich, und ein zarter, süßer Duft hing in der milden Luft.
Er bückte sich, brach eine Tulpe ab, deren Blüte aussah wie eine Skulptur aus weißem Wachs, und drückte sie ihr in die Hand.
»Bereits seit ein paar Jahren habe ich Max Ricker nicht mehr gesehen und auch nichts mehr mit ihm zu tun gehabt. Aber es gab mal eine Zeit, in der habe ich Geschäfte mit dem Mann gemacht.«
Sie hielt die Tulpe in der Hand und hörte hinter der hohen Mauer die gedämpften Geräusche der Stadt. »Was für Geschäfte?«
Er blieb stehen, legte eine Hand unter ihr Kinn, hob ihren Kopf, bis sie ihm in die Augen sah, und begegnete ihrem sorgenvollen Blick. »Ich kann dir versichern, dass selbst ein Mann mit meinem … sagen wir, eklektischem Geschmack … nicht unbedingt Gefallen an allen Arten von Aktivitäten hat. Auftragsmorde zum Beispiel haben nie zu meinem Repertoire gehört. Ich habe nie für ihn getötet, Eve. Auch nie für jemand anderen außer für mich selbst.«
Sie nickte. »Lass uns nicht darüber sprechen, nicht jetzt.«
»Also gut.«
Doch sie waren schon zu weit im Thema, als dass es sich jetzt noch verdrängen ließ. Sie gingen weiter, und Eve fragte: »Wie steht es aber mit Rauschgift?«
»Es gab mal eine Zeit zu Anfang meiner Karriere, da konnte ich nicht … nein«, verbesserte er sich, da er wusste, dass es unerlässlich war, dass er die Wahrheit sprach, »da war ich bei der Auswahl der Produkte, mit denen ich gehandelt habe, nicht besonders wählerisch. Ja, ich habe ab und zu mit Drogen gehandelt, und in einige dieser Geschäfte waren auch Max Ricker und seine Leute involviert. Das letzte Mal haben wir … Himmel … vor über zehn Jahren Geschäfte miteinander gemacht. Mir gefielen seine Geschäftsmethoden nicht, und ich hatte einen Punkt erreicht, an dem ich es mir leisten konnte, nicht mehr mit Leuten zu verhandeln, die mir unsympathisch waren.«
»Okay.«
»Eve.« Er schaute sie ernst an. »Als ich dich getroffen habe, waren die meisten meiner Geschäfte längst legal. Ich hatte diese Wahl bereits vor langer Zeit getroffen, weil ich sie richtig fand. Und nachdem ich dich getroffen hatte, habe ich auch noch die letzten fragwürdigen Unternehmen entweder abgestoßen oder umorganisiert. Das habe ich getan, weil ich wusste, dass du das richtig finden würdest.«
»Du brauchst mir nichts zu sagen, was ich bereits weiß.«
»Ich glaube, doch. Es gibt kaum etwas, was ich nicht für dich täte. Aber ich kann und will weder meine Vergangenheit ändern noch das, was mich an diesen Punkt in meinem Leben gebracht hat.«
Sie betrachtete die perfekte, reine Tulpe und dann wieder ihn. Er war, bei Gott, kein Chorknabe, doch für sie war er perfekt. »Ich würde gar nicht wollen, dass du irgendetwas änderst.« Sie umfasste seine Schultern und sah ihn lächelnd an. »So, wie wir beide sind, ist es okay.«
Später, nach einem gemeinsamen Essen, in dessen Verlauf sie sorgfältig darauf geachtet hatten, weder auf seine noch ihre Geschäfte zu sprechen zu kommen, zog sie sich in ihr Arbeitszimmer zurück und begann mit der Überprüfung der Finanzen von Taj und Patsy Kohli.
Sie ging sie aus verschiedenen Perspektiven an, trank dabei drei Tassen Kaffee, zog bestimmte Schlüsse, stand auf und klopfte an die Tür, die ihr und Roarkes Büro verband.
Er saß hinter seinem Schreibtisch, sprach mit irgendjemandem in Tokio und hob zum Zeichen, dass sie warten sollte, eine Hand.
»Es tut mir Leid, aber dieser Entwurf entspricht nicht dem, was ich derzeit brauche, Fumi-san.«
»Der Entwurf ist natürlich nur vorläufig und durchaus verhandelbar«, erklärte
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