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Sündige Rache

Sündige Rache

Titel: Sündige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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identifiziert. Weiß, vierundfünfzig Jahre …«
    Eve gab die Daten in den Rekorder ein und hob vorsichtig das Kinn des Toten an. »Das Opfer wurde von einer Zivilperson namens James Stein auf dem Beifahrersitz seines Dienstfahrzeugs entdeckt, das in östlicher Richtung auf der Standspur der George-WashingtonBrücke stand. Todesursache wurde noch nicht eindeutig festgestellt. Er hatte getrunken, Peabody.«
    »Madam?«
    »Dem Geruch nach Gin.«
    »Ich weiß wirklich nicht, wie Sie das riechen können«, murmelte ihre Assistentin zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Bei all dem anderen Gestank.«
    Mit einer versiegelten Hand schob Eve Mills' Jacke auf, sah, dass seine Waffe noch im Halfter steckte, und erklärte: »Scheint nicht so, als hätte er überhaupt versucht, danach zu greifen. Weshalb ist er nicht selbst gefahren? Schließlich ist es sein Wagen. Den meisten Polizisten müsste man die Hände gewaltsam vom Steuer ihres Wagens lösen, bevor jemand anderer ihn fahren kann.
    Ich rieche noch was anderes als Blut und Gin«, stellte sie mit gerümpfter Nase fest, öffnete vorsichtig den Gurt und riss dann instinktiv die Hände zurück.
    Wie widerliche Schlangen glitten seine Eingeweide glänzend unter seinem Hemd hervor.
    »Oh. O Himmel«, keuchte Peabody und stolperte mit kreidebleichem Gesicht ein paar Schritte zurück, »Dallas …«
    »Gehen Sie und schnappen Sie ein bisschen frische Luft. Los.«
    »Ich bin okay, ich …« In Wahrheit war ihr extrem schwindlig, Übelkeit schoss in ihr auf, und sie schaffte es gerade noch bis an den Rand der Brücke. Dort spuckte sie die Käse-Bohnen-Tacos, die sie zusammen mit McNab gegessen hatte, in hohem Bogen aus.
    Eve schloss kurz die Augen und kämpfte so lange gegen das dumpfe Dröhnen in ihrem Schädel an, bis sie sicher wusste, dass das Rauschen, das sie hörte, nicht mehr von ihrem Blut kam, sondern von dem Verkehr, der sich unter ihren Füßen über die Brücke schob.
    Dann knöpfte sie mit ruhigen Händen Mills' blutgetränktes Hemd bis unten auf. Sein Mörder hatte ihn vom Brustbein bis hinunter in die Leistengegend aufgeschlitzt.
    Das sprach sie in den Rekorder, während sich ihre Assistentin würgend übergab.
    Dann straffte sie den Rücken, trat einen Schritt zurück und sog die kaum frischere Luft außerhalb des Fahrzeugs so tief es ging in ihre Lungen ein. Ihr Blick wanderte über zahlreiche Gesichter. Einige der Männer wirkten grimmig, andere entsetzt, wieder andere verängstigt. Peabody war nicht die Einzige, die über dem Brückengeländer hing.
    »Kein Problem. Ich bin wieder okay«, drang Peabodys schwache Stimme durch das Rauschen an Eves Ohr.
    »Komm, setz dich eine Minute hier hin. Setz dich erst mal, Schatz.«
    »McNab, nehmen Sie ihren Rekorder. Ich brauche ihn hier.«
    »Nein, das kann ich selber machen. Das schaffe ich.« Peabody schob McNabs helfende Hände zur Seite und richtete sich auf. Sie war noch immer kreidebleich, kehrte jedoch, nachdem ihr ein letzter Schauder über den Rücken geronnen war, tapfer an die Einsatzstelle zurück. »Tut mir Leid, Lieutenant.«
    »Sie brauchen sich wirklich nicht dafür zu schämen, dass Ihnen das nahe gegangen ist. Geben Sie mir Ihren Rekorder. Ich nehme schnell die letzten Szenen auf.«
    »Nein, Madam. Das mache ich selbst.«
    »Eve musterte sie und meinte dann mit einem Nicken: Erstellen Sie eine Großaufnahme von ihm. Denken Sie nicht darüber nach. Schalten Sie Ihr Hirn am besten ab.«
    »Wie soll das bitte gehen?«, fragte Peabody, wandte sich jedoch zugleich entschlossen ihrer Arbeit zu.
    Eve hob eine Hand und wäre sich beinahe damit durchs Gesicht gefahren, bevor ihr einfiel, womit sie besudelt war. »Wo zum Teufel bleibt der Arzt?«
    »Lieutenant.« Roarke trat auf sie zu und drückte ihr ein Taschentuch aus jungfräulicher, weißer Seide in die Hand.
    »Ja, danke.« Ohne nachzudenken, wischte sie sich ihre Finger damit ab. »Du darfst nicht so nahe an das Fahrzeug heran. Du musst dich ein bisschen abseits halten.« Vergeblich sah sie sich nach einem Abfalleimer um und stopfte das beschmutzte Tuch am Ende in einen der Plastikbeutel, die sie zur Aufbewahrung von Beweisstücken in der Tasche trug.
    »Du brauchst eine kurze Pause«, erklärte Roarke ruhig. »Die würde jeder brauchen.«
    »Ich kann mir keine Pause leisten. Wenn ich jetzt zusammenbreche, wenn es auch nur aussieht, als würde ich zusammenbrechen, verliere ich die Kontrolle über all die Leute, die hier versammelt sind.« Sie blieb

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