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Sündige Rache

Sündige Rache

Titel: Sündige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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weiter vor dem Toten hocken, sprühte ihre Hände nochmals ein, richtete sich auf und reichte ihm den Beutel mit dem ruinierten Taschentuch. »Tut mir Leid, dass du das Tuch wahrscheinlich nicht noch mal benutzen kannst.«
    Dann baute sie sich, als Roth, dicht gefolgt von Clooney, auf Mills' Wagen zumarschiert kam, mit gespreizten Beinen vor dem Toten auf. Plötzlich blieb Roth stehen, als ob sie gegen eine unsichtbare Wand gelaufen wäre, und starrte mit aufgerissenen Augen auf die Reste des Mannes, der einer ihrer Untergebenen gewesen war.
    »Heilige Mutter Gottes«, war alles, was sie sagte, und während Clooney Tränen in die Augen stiegen, starrte sie weiter reglos auf die abgeschlachtete Gestalt.
    »Meine Güte, Mills. Meine Güte, was haben sie mit dir gemacht.« Clooney schloss die Augen und atmete tief durch. »Das können wir seiner Familie unmöglich erzählen. Diese Einzelheiten müssen wir ihnen ersparen. Captain Roth, wir müssen seine nächsten Angehörigen verständigen, bevor es jemand anderes tut. Das Schlimmste müssen wir verschweigen, das halten sie nicht aus.«
    »Meinetwegen, Art. Meinetwegen.«
    Als Eve ihr Handy aus der Tasche zog, sah Roth sie fragend an.
    »Was machen Sie?«
    »Ich frage, wo der Pathologe bleibt, Captain.«
    »Das habe ich eben schon getan. Es heißt, er wäre in zirka zwei Minuten da. Könnte ich noch kurz mit Ihnen sprechen, Lieutenant? Wenn möglich, unter vier Augen. Clooney, helfen Sie der Assistentin des Lieutenants bei der Sicherung des Fahrzeugs. Ich will nicht, dass einer der Kollegen auch nur einen Schritt näher kommt.«
    Eve trat mit ihr aus dem hellen Licht in die Dunkelheit am Rand der Fahrspur. Die Luft wurde ein wenig frischer, und der Geruch von Abgasen und Teer kam ihr im Vergleich zu dem Gestank, den sie zuvor hatte ertragen müssen, wie der reinste Balsam vor.
    »Lieutenant, ich möchte Sie für meinen Ausbruch vorhin um Verzeihung bitten.«
    »Okay.«
    »Das kam ziemlich schnell.«
    »Genau wie Ihre Entschuldigung.«
    Roth blinzelte verwirrt, nickte dann aber langsam. »Ich hasse es, wenn ich andere um Verzeihung bitten muss. Ich hätte es bestimmt nicht so weit gebracht, wenn ich regelmäßig irgendwelchen Launen nachgegeben oder mich bei anderen entschuldigt hätte. Ich nehme an, dass es bei Ihnen ähnlich ist. Wir Frauen werden bei der Polizei noch immer gründlicher unter die Lupe genommen und strenger beurteilt als die Männer.«
    »Möglich, Captain. Aber darüber denke ich nicht nach.«
    »Dann sind Sie entweder eine bessere Frau oder aber deutlich weniger ehrgeizig als ich. Mir nämlich macht es ungemein zu schaffen, dass es derartige Unterschiede gibt.« Sie atmete tief ein und zischend wieder aus. »Mein Angriff gegen Sie war eine emotionale Reaktion, die weder angemessen noch angeraten war. Bei dem Mord an Kohli habe ich mich nicht beherrschen können, weil ich ihn wirklich mochte. Bei dem Mord an Mills habe ich wahrscheinlich überreagiert, weil er mir in gleichem Maße unsympathisch war.«
    Sie blickte zurück zu Mills' Wagen. »Er war ein widerlicher, bösartiger Kerl, der kein Geheimnis daraus gemacht hat, dass Frauen seiner Meinung nach Babys kriegen, Kuchen backen und schön brav zu Hause bleiben sollten, statt zur Polizei zu gehen. Genauso hat er auf Schwarze, Juden, Asiaten … verdammt, auf jeden herabgesehen, der nicht genauso war wie er: ein fetter weißer Mann. Aber er war einer meiner Männer, und deshalb will ich, dass der Kerl gefunden wird, der ihn brutal aus dem Verkehr gezogen hat.«
    »Das will ich auch, Captain.«
    Wieder nickte Roth, und gemeinsam wandten sie die Köpfe, als endlich der Pathologe kam. Morse, entdeckte Eve. Ging es um einen von ihnen, kam sogar der Chef.
    »Wie Clooney mir auf seine ruhige, vernünftige Art deutlich gemacht hat, fallen Ermittlungen in einem Mordfall nicht in mein Ressort. Ich weiß, was für einen Ruf Sie haben, und verlasse mich darauf, dass wirklich stimmt, was man sich über Sie erzählt. Ich will …« Sie brach ab und schluckte ihre Ungeduld herunter. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn ich eine Kopie Ihres Berichts bekommen würde.«
    »Er liegt morgen früh auf Ihrem Tisch.«
    »Danke.« Sie sah Eve ins Gesicht. »Sind Sie tatsächlich so gut, wie alle sagen?«
    »Ich achte nicht auf das, was man über mich sagt.«
    Roth lachte leise auf. »Falls Sie es noch weiter bringen wollen, fangen Sie am besten umgehend damit an.« Damit bot sie Eve die Hand.
    Eve nahm sie, und sie trennten sich,

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