Sündige Rache
vorgenommen hat. Auf jeden Fall hat irgendjemand die Berichte, wenn auch möglichst unauffällig, so doch an mehreren Stellen manipuliert.«
»Wenn ich eine Kopie von Ihnen bekomme, setze ich einen Freund – einen diskreten Freund – aus der Abteilung für elektronische Ermittlungen auf die Sache an. Er ist ein echter Spürhund. Er kriegt garantiert etwas raus.«
»Ich möchte nicht, dass der Bericht auf dem offiziellen Weg über die Hauptwache an Sie geht.«
»Dann schicken Sie ihn mir hierher nach Hause.« Eve gab ihr ihre private E-Mail-Adresse durch.
»Okay. He, ich dachte, Sie würden meine Bewacher abziehen.«
»Das habe ich auch längst getan.«
»Wenn das so ist, hat jetzt offensichtlich jemand anderes die Kollegen auf mich angesetzt. Ich weiß sicher, dass es Polizisten sind, die mir an den Fersen kleben. Sie gehen nämlich genau nach Vorschrift vor.«
»Tun Sie am besten so, als hätten Sie noch nichts davon bemerkt. Aber rufen Sie mich bloß nicht über eine offizielle Leitung auf der Wache an.«
»Ich bin nicht naiv, Lieutenant. Ich weiß, wie man sich in einem solchen Fall verhält.«
»Umso besser. Wenn Sie mit mir sprechen müssen, rufen Sie mich hier oder auf meinem privaten Handy an. Haben Sie was zum Schreiben?« Sie gab die Nummern durch. »Gehen Sie kein Risiko ein, spielen Sie nicht die Heldin. Und trauen Sie niemandem über den Weg.«
»Ganz sicher nicht, nicht mal Ihnen.«
»Fein«, murmelte Eve, als das Gespräch beendet war. »Dann passiert dir nämlich mit ein bisschen Glück nichts.«
Sie ging die Ergebnisse von Peabodys Recherchen durch und stellte dabei fest, dass gegen drei weitere Beamte des hundertachtundzwanzigsten Reviers der Verdacht der Korruption bestand. Um sich einen Eindruck von den Leuten zu verschaffen, rief sie Passfotos von ihnen auf und fing an zu lächeln, als sie eins der Bilder sah.
»Aber hallo, wenn das nicht der grunzende Detective ist … Jeremy K. Vernon. Tja, Jerry, mir gefällt deine Visage nicht. Also werde ich mich mit dir mal ein bisschen genauer befassen.«
Ohne sich darum zu scheren, ob es ihr erlaubt war, prüfte sie seine Finanzen, ohne dass sie dabei irgendetwas Auffälliges fand. Also gab sie auf der Suche nach versteckten Konten mehrere Varianten seines Namens, sein Geburtsdatum, seine Adresse, die Anschrift seines Reviers sowie die Nummer seines Dienstausweises ein.
Während sie noch bei der Arbeit war, kam Peabody zurück. »Wussten Sie schon, dass Sie frische Paella haben? Sogar mit echtem Schellfisch. Ich habe noch nie Paella in der Mittagspause gegessen.«
»Lecker.« Eve hob nicht einmal den Kopf. »Setzen Sie sich vor den anderen Computer und kopieren Sie die Informationen über Detective Jeremy Vernon.«
»Haben Sie irgendwas entdeckt?«
»Ja, ich glaube, schon. Wie viele Polizisten haben wohl ein Nummernkonto in einer anderen Stadt?« Jetzt hob sie doch den Kopf und blickte ihre Assistentin fragend an.
»Ich auf alle Fälle nicht. Nach Abzug der Miete, der Monatskarte für die U-Bahn und den Kosten für mein Essen kann ich von Glück reden, wenn mir noch genug für neue Unterwäsche bleibt, die ich dringend brauche. Es ist wirklich toll, zur Abwechslung mal ein Sexualleben zu haben, nur dass man dafür ordentliche Slips und Büstenhalter braucht.«
»Als Detective verdient man natürlich mehr als ein normaler uniformierter Beamter«, überlegte Eve. »Aber wenn die Bezahlung, seit ich selbst Detective war, nicht ungemein gestiegen ist, dürfte es dem Typen eigentlich nicht möglich sein, allein von seinem Gehalt über dreihundert Riesen anzusparen. Und das ist vermutlich noch nicht alles. Tote Verwandte«, murmelte sie. »Mills hat tote Verwandte als angebliche Kontoinhaber eingesetzt. Wo zum Teufel steckt eigentlich McNab?«
»Als ich gegangen bin, war er intensiv damit beschäftigt, sich mit irgendwelchen Köstlichkeiten voll zu stopfen. Sie haben frische Erdbeertörtchen. Zwingen Sie mich nicht, ihn holen zu gehen. Ich bin schwach, und die Dinger sahen echt fantastisch aus.«
Eve griff nach ihrem Link. Sie hatte noch nie die hausinterne Gegensprechanlage benutzt, aber dies war offenbar ein guter Moment, um damit zu beginnen. »McNab! Schwingen Sie Ihren knochigen Hintern. Und zwar ein bisschen plötzlich, wenn ich bitten darf.«
»Er ist nicht knochig, sondern knackig«, erklärte Peabody und handelte sich damit einen mörderischen Blick ihrer Vorgesetzten ein.
»Sie wissen, was ich von Gesprächen über dieses
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