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Sündige Rache

Sündige Rache

Titel: Sündige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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sehr viel durch den Kopf.« Eve stand auf. »Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben und extra hierher gekommen sind. Ich weiß, dass das für Sie ein großer Umstand war.«
    Doch Eve war nicht der einzige Dickschädel im Raum. »Setzen Sie sich wieder hin; ich bin noch nicht fertig.«
    Etwas überrascht von Dr. Miras plötzlich autoritärem Ton, plumpste Eve tatsächlich wieder in den Sessel. »Sie haben gesagt -«
    »Ich habe gesagt, dass Sie mir erzählen sollen, was Ihnen zu schaffen macht. Sie sind unglücklich und abgelenkt, und ich nehme an, der Grund dafür ist persönlicher Natur.«
    »Wenn dem so ist«, erklärte Eve kühl, »dann gehört es nicht hierher.«
    »Sind die Albträume schlimmer geworden? Kehrt die Erinnerung zurück?«
    »Nein. Verdammt. Es hat nichts mit meinem Vater und meiner Vergangenheit zu tun. Und vor allem ist es meine ganz private Angelegenheit.«
    »Eines sollte Ihnen klar sein. Sie liegen mir sehr am Herzen.«
    »Dr. Mira -«
    »Seien Sie still.« Auch wenn sie mit warmer, netter Stimme sprach, ließ sie keine Widerrede zu. »Und zwar Sie persönlich. Selbst wenn Ihnen das womöglich nicht gefällt, sind Sie für mich so etwas wie eine zweite Tochter. Es ist wirklich bedauerlich, dass Ihnen das peinlich ist«, erklärte sie in mildem Ton, als sie Eves verlegene Miene sah. »Sie kennen meine Kinder nicht, aber ich kann Ihnen versprechen, dass sie Ihnen erzählen würden, dass ich gnadenlos sein kann, wenn es um ihr Wohlergehen geht. Auch wenn ich mir die größte Mühe gebe, mich nicht in ihre Leben einzumischen, will ich zumindest wissen, was der Grund ist, wenn sie unglücklich sind.«
    Eve war total verblüfft, und eine Unzahl von Gefühlen schnürte ihr mit einem Mal regelrecht die Kehle zu. Sie hatte keine Mutter, hatte nicht mal eine vage Erinnerung an sie. Und war deshalb dem Angebot dieser Frau völlig hilflos ausgeliefert, die sie freundlich lächelnd ansah und offenbar fest entschlossen war, Ersatzmutter für sie zu sein.
    »Ich kann nicht darüber reden.«
    »Natürlich können Sie. Wenn es nicht Ihre Vergangenheit betrifft, dann ja wohl die Gegenwart. Und wenn es persönlich ist, geht es eindeutig um Roarke. Hat es irgendwelche Unstimmigkeiten zwischen Ihnen gegeben?«
    Auf diesen zahmen, zivilisierten Ausdruck reagierte Eve abermals völlig überraschend. Sie fing an zu lachen und lachte so lange, bis sie sich die Seiten halten musste und schockiert bemerkte, dass ihr Lachen einem Schluchzen gefährlich nahe kam. »Ich weiß nicht, was es zwischen uns gegeben hat. Ich weiß nur, dass er kaum noch mit mir spricht.«
    »Eve.« Dr. Mira griff nach ihrer Hand, und diese mitfühlende Geste brach den letzten Damm.
    Angefangen mit dem Abend, als Summerset bei ihrer Heimkehr mit dem riesengroßen Blumenstrauß durchs Schlafzimmer gestolpert war, sprudelte die ganze Geschichte regelrecht aus ihr heraus.
    »Und dann war ich bei Mavis«, fuhr sie, von Schluchzern unterbrochen, fort. »Und habe mich betrunken. Das klingt ziemlich dämlich, aber -«
    »Ganz im Gegenteil, das klingt durch und durch vernünftig. Sie sind zu einer engen Freundin gefahren, die Sie beide kennt und selbst in einer festen, monogamen, liebevollen Beziehung lebt. Dass Sie sich betrunken haben, war nur ein Ventil, aber mit ihr darüber zu reden, war ein durchaus guter Weg.«
    »Sie meinte, ich sollte …«, Eve brachte es nicht über sich, Mavis' Ratschlag wortwörtlich zu wiederholen, »… ihn verführen.«
    »Was ebenfalls durchaus vernünftig klingt. Sex entspannt und öffnet die Türen zur Kommunikation. Aber es hat offenbar nicht funktioniert.«
    »Ich habe gar nicht erst die Chance bekommen, es zu probieren. Jemand, dessen Namen ich nicht nennen darf und der nicht nur zu dem Fall, sondern auch zu mir eine Verbindung hat, stand draußen vor der Tür. Ich habe ihn mit in mein Büro genommen, um über den Fall zu sprechen und … Himmel … ich habe keine Ahnung, was plötzlich in ihn gefahren ist. Ich nehme an, man könnte sagen, er hat sich mir genähert, und gerade als ich ihn rüde in seine Schranken verweisen wollte, kam Roarke …«
    »Oje. Ich nehme an, er war alles andere als erfreut.«
    Abermals war Eve verblüfft. Sie hatte die Befürchtung, sie finge nochmals an zu lachen und könnte dann nie wieder aufhören. »So könnte man es formulieren. Es kam zu einem Wortwechsel, und dann sind die beiden aufeinander losgegangen. Das Schlimmste daran war, dass ich im ersten Augenblick wie betäubt nur

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