Sündige Rache
Ich fürchte allerdings, dass Roarke momentan bei einer wichtigen Besprechung ist und nicht gestört werden kann. Falls ich irgendetwas für Sie tun kann …«
»Ist er da drinnen?«
»Ja, aber – oh, Lieutenant.« Als Eve ungerührt an ihr vorbeimarschierte, sprang sie hastig auf. »Bitte. Sie können wirklich nicht -«
»Sie werden ja sehen, ob ich kann.«
»Wie gesagt, es ist eine äußerst wichtige Besprechung.« Die Empfangsdame riskierte ihre Gesundheit und stellte sich Eve entschlossen in den Weg. »Wenn Sie vielleicht bitte zehn Minuten warten könnten. Sie werden sicher bald in die Mittagspause gehen. Ich könnte Ihnen inzwischen einen Kaffee holen. Und etwas Gebäck.«
Eve musterte sie nachdenklich. »Wie ist Ihr Name?«
»Ich heiße Loreen, Lieutenant.«
»Nun, Loreen, ich will weder Kaffee noch ein Törtchen, aber vielen Dank. Und ich werde Roarke auf jeden Fall erklären, dass Sie versucht haben, ihn zu schützen. Und jetzt treten Sie zur Seite.«
»Aber -«
»Sie hätten wirklich nichts unversucht gelassen«, verbesserte sich Eve, schob Loreen einfach mit der Schulter an die Seite und riss die Bürotür auf.
Roarke lehnte an seinem Schreibtisch, hinter dem man durch die breite Glasfront eine phänomenale Aussicht auf die Stadt genoss, und wirkte in dieser lässigcoolen Pose, als hätte er alles völlig unter Kontrolle, dachte sie. Er hörte sich mit höflichem Interesse etwas an, was einer der sechs um einen Tisch sitzenden Anzugträger mit ernster Miene vortrug. Als jedoch mit einem Mal die Tür geöffnet wurde, wandte er den Kopf, und Eve hatte das Vergnügen, ehrliche Überraschung in seinem Blick aufflackern zu sehen.
Sofort jedoch hatte er sich wieder in der Gewalt. »Meine Herren.« Geschmeidig stieß er sich von seinem Schreibtisch ab. »Darf ich Ihnen meine Frau vorstellen? Lieutenant Dallas. Eve, dies hier sind die Vertreter, Anwälte und Finanzberater von Green Space Agricultural Port. Caro, meine eigene Finanzexpertin, kennst du ja bereits.«
»Ja, hallo. Wie geht's? Wir müssen miteinander reden.«
»Entschuldigen Sie mich bitte eine Sekunde.« Er kam an die Tür, nahm sie am Arm und zog sie, für die anderen nicht sichtbar, wenig sanft hinter sich her.
»Tut mir Leid, Sir«, begann Loreen mit unsicherer Stimme. »Ich konnte sie nicht aufhalten.«
»Machen Sie dich darüber keine Gedanken, Loreen. Das kann niemand. Kein Problem. Kehren Sie zurück an Ihren Schreibtisch.«
»Sehr wohl, Sir. Vielen Dank.« Mit unverhohlener Erleichterung stürzte Loreen wie jemand, der aus einem brennenden Gebäude flüchtete, davon.
»Dies ist ein äußerst unpassender Zeitpunkt, Eve.«
»Damit musst du dich leider arrangieren, denn ich muss dir etwas sagen, das nicht warten kann.« Sie sah an ihm vorbei. »Soll ich dir das, was ich zu sagen habe, vor all den Vertretern, Anwälten und Finanzberatern von Green Space Agricultural Port und deiner eigenen Finanzexpertin Caro sagen, oder besser irgendwo, wo wir alleine sind?«
Weder ihre Stimmung noch die Position, in die sie ihn durch ihren Auftritt brachte, sagten ihm sonderlich zu. Weshalb er seine Hand als Warnzeichen auf ihrem Ellenbogen liegen ließ. »Wir werden zu Hause miteinander reden.«
»Das haben wir in letzter Zeit kaum noch gemacht. Und deshalb reden wir am besten jetzt und hier.« Sie reckte herausfordernd das Kinn. »Und falls du dir einbildest, dass du den Sicherheitsdienst rufen und mich rauswerfen lassen kannst, schleppe ich dich unter irgendeinem Vorwand aufs Revier. Das würde mir durchaus gefallen. Ich habe mir die Zeit für ein Gespräch genommen«, erklärte sie, und ihre Stimme wurde ruhig. »Und deshalb nimmst du sie dir bitte auch.«
Er musterte sie aufmerksam. Hätte er nichts anderes als Zorn entdeckt, hätte er womöglich selber zornig reagiert. Doch er nahm etwas völlig anderes in ihren Augen wahr.
»Lass mir zehn Minuten Zeit, Caro?« Als er seine Hand beinahe zärtlich an ihrem Arm hinuntergleiten ließ, wogte heiße Erleichterung in ihrem Innern auf. »Führen Sie meine Frau bitte in Konferenzraum C?«
»Selbstverständlich. Hier entlang, Lieutenant. Soll ich Ihnen eventuell einen Kaffee holen?«
»Loreen hat mir vorhin vor lauter Angst sogar ein Törtchen dazu angeboten.«
Auf dem Weg den Korridor hinab behielt Caro ihr etwas distanziertes Lächeln bei, gleichzeitig jedoch blitzte in ihren Augen ehrlicher Humor. »Ich werde dafür sorgen, dass zu dem Kaffee auch ein Gebäckstück kommt. Hier drinnen
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