Sündige Seide: Roman (German Edition)
etwas Schlimmeres vertuschen wolltest.
Wenn dem so ist, dann sei gewarnt. Ich bin es leid, für deine Fehler geradezustehen, Alister. Wenn mich Mr. Cassidy zum Beispiel nach jener Nacht fragen sollte, dann wäre ich gezwungen, ihm zu verraten, daß ich dich mehrmals im Doubletree vergeblich telefonisch zu erreichen versucht habe. Um mich und meine Kinder zu schützen, bliebe mir nichts anderes übrig, als ihm diese Streichholzschachtel zu zeigen.«
Ihre Stimme war eiskalt. Sie zeigte mit dem Finger auf ihn. »Ich warne dich zum letzten Mal – wenn du noch einmal aus der Reihe tanzt, dann werde ich mich scheiden lassen, dich verstoßen
und dich enterben. Und wenn meine Familie und ich fertig sind mit dir, kannst du froh sein, falls du noch irgendwo als Kloputzer arbeiten darfst.
Du stehst unter Bewährung, Schatz«, erklärte sie mit süßem Sarkasmus. »In der Öffentlichkeit wirst du ein leuchtendes Beispiel für Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit und den amerikanischen Lebensstil sein. Ein pflichtbewußter Gatte und liebevoller Vater, ein lächelnder, strahlender Pfeiler der Tugend und Integrität.
Vielleicht lasse ich dich irgendwann wieder in mein Bett. Aber bis ich dich dessen für würdig erachte, rate ich dir, mich nicht noch einmal darum zu bitten. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, daß du mich berührst. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Glasklar«, antwortete er mit gespielter Heiterkeit.
Er marschierte aus dem Raum und knallte die Tür hinter sich zu. Sollte sie doch allein in ihrem kalten, sterilen Bett schlafen, dachte er wütend auf dem Rückweg ins Gästezimmer, wo er sich fertig auszog.
Seine Wut überdeckte die Angst, die heimtückisch wie eine Ratte in den dunklen Ecken seiner Gedanken lauerte und nur auf eine Gelegenheit wartete, hervorzuschießen und ihn zu packen.
Er zweifelte keine Sekunde daran, daß sie ihre Drohung wahr machen und ihn bloßstellen und verlassen würde, wenn er sich noch einen Fehler leistete. Und er wußte genau, daß sie in der Lage war, ihn zu ruinieren, wenn es ihr gefiel. Sie war wütend, wie es nur eine verletzte Frau sein konnte, und sie verfügte über das nötige Geld, um ihre Drohungen in die Tat umzusetzen.
Sie war gern die Gattin eines Kongreßabgeordneten. Das machte sie zu etwas Besonderem, verlieh ihr Prestige. Aber mit ihrem Vermögen konnte sie sich genausogut einen Richter, einen Gouverneur oder sogar einen Senator kaufen, wenn sie nur wollte. Mit anderen Worten, Alister Petrie war ersetzbar. Was war, wenn Cassidy ihm seine Geschichte nicht abgekauft hatte? Was war, wenn er Belle befragte?
Bei dem Gedanken wurden ihm die Knie weich. Er stolperte an
sein ungemachtes Bett, setzte sich auf die Bettkante und stützte den dröhnenden Kopf in beide Hände. Belle hatte ihn in der Hand, und sie wußte es.
Was konnte er dagegen unternehmen?
Vorerst konnte er nur abwarten. Er war ein paarmal haarscharf davongekommen. Belle hielt zu ihm, aber wie lange noch? Nur, solange für sie nichts auf dem Spiel stand. Gott verhüte, daß es jemals dazu kommen mochte.
Er konnte nur beten, daß Claire Laurent ihr falsches Geständnis nicht widerrief.
Cassidys kühne Behauptung ließ Crowder aufspringen. »Haben Sie Ihren beschissenen Verstand verloren? Verzeihen Sie, Miss Laurent.«
Claire war seine ungehobelte Ausdrucksweise gar nicht aufgefallen. Sie war schockiert und zugleich zutiefst erleichtert. Ihre Mutter stand nicht unter Verdacht! Aber Alister Petrie?
»Ich weiß, es klingt verrückt«, sagte Cassidy, »aber wenn ich alle Fakten dargelegt habe, werden Sie genauso wie ich davon überzeugt sein, daß Petrie Jackson Wilde umgebracht hat.«
»Sie sind bloß wütend auf ihn«, widerspach Crowder. »Ich gebe Ihnen einen guten Rat – legen Sie sich nicht mit ihm an. Er ist Gift.«
»Sie mischen sich in meine Arbeit ein, Tony.«
»Petrie hat Geld genug im Rücken, um ein ganzes Schlachtschiff auslaufen zu lassen.«
Cassidy hob beide Hände hoch. »Seine Frau hat das Geld. Und Petrie hat sich damit Wildes Schweigen erkauft.«
Crowder ließ sich in seinen Sessel zurückfallen. »Wildes Schweigen erkauft? Sie meinen, Wilde hat ihn erpreßt?«
»Sehen Sie sich das an.« Cassidy legte ihm die Spendenliste für Wildes Organisation vor. »Glenn hat mir das gestern nachmittag gegeben, kurz bevor hier alles drunter und drüber ging. Über Claires Geständnis hatte ich das total vergessen, deshalb habe ich es mir erst heute morgen angesehen. Aber es beweist
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