Sündige Sommernächte - Kent, A: Sündige Sommernächte
zu sehr auf sein Thema konzentriert. „Komm vorbei und sieh ihn dir an. Das Rennen ist in zwei Wochen.“
„Wie wäre es mit morgen Nachmittag? Zwischen drei und vier? Ich kann um die Zeit vorbeikommen, wenn Cardin zur Arbeit fährt.“
„Was hat Cardin denn damit zu tun?“
Tater jauchzte und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Dann bin ich ja doch nicht der Einzige, der keine Ahnung hatte.“
„Ahnung wovon?“, fragte Jeb, und Trey konnte nur noch den Kopf schütteln.
Tater klopfte ihm auf die Schulter. „Unser alter Whip hier wird dein Schwiegerenkel.“
Delta ließ sich von Eddie dazu überreden, ihm nach Hause zu folgen. Sie hätte ein besseres Gefühl gehabt,hierherzukommen, wenn sie beide sich nicht nur wegen ihrer gemeinsamen Probleme aneinanderklammern würden. Warum waren erst diese beunruhigenden Neuigkeiten nötig gewesen, damit sie sich wieder zivilisiert miteinander unterhielten?
Es war noch nicht zehn Uhr, wie Delta feststellte, als sie die Stufen hinaufging zu Eddie, der die Fliegengittertür und die Haustür aufhielt, doch sie fühlte sich hundemüde. Wahrscheinlich war diese Erschöpfung auf die plötzliche Achterbahnfahrt ihrer Gefühle zurückzuführen.
Ach, wem versuchte sie denn etwas vorzumachen? Erschöpft war sie ständig seit Eddies Unfall vor über einem Jahr. Sie war einfach keine Friedensstifterin wie Cardin. Stattdessen lief sie lieber davon. Dabei war ihr das gar nicht klar gewesen, denn sie hatte sich immer für stark und standhaft gehalten.
Aber als sie zum ersten Mal seit vier Monaten ihr Wohnzimmer betrat, kamen alle Gefühle in ihr hoch, die sich im vergangenen Jahr in ihr aufgestaut hatten. Sie konnte kaum atmen und schaffte es nur knapp bis zum Sofa, auf das sie sich fallen ließ.
Sie vergrub das Gesicht in den Händen und wäre am liebsten allein gewesen, um ganz in Ruhe zu weinen. Andererseits sehnte sie sich danach, dass Eddie sie in den Armen hielt und sie den Kopf an seine Schulterlegen konnte. Die Tatsache, dass ihre widersprüchlichen Gefühle momentan das einzig Klare in ihrem Leben waren, brachte sie zum Lächeln, während die Tränen liefen.
Unterdessen war Eddie vor dem Sofa auf und ab gelaufen. Als er Deltas beinah hysterisches Schluchzen hörte, blieb er stehen. Er versuchte in die Hocke zu gehen, was sein kaputtes Bein jedoch verhinderte, weshalb er sich auf die Sofakante setzte. „Möchtest du ein Glas Wasser? Einen Whiskey? Eine Tasse Tee?“
Sie schüttelte den Kopf und lehnte sich zurück in die weichen braunen und blauen Kissen. „Ich will mein altes Leben zurückhaben, Eddie Worth, sonst gar nichts. Kannst du mir das geben?“
Er stand wieder auf, um erneut vor ihr auf und ab zu gehen. Diesmal humpelte er dabei stärker, wie immer, wenn er gestresst war. „Unsere Tochter wird Whip Davis heiraten, und du willst, dass ich dir dein Leben zurückgebe? Sollten wir nicht lieber versuchen, Cardins Leben zu retten?“
„Cardin hat ihre Wahl getroffen. Da können wir nicht mehr das Geringste tun.“
„Unsinn“, widersprach er und schlug mit der flachen Hand auf den Kaminsims. Die zwölf Bilderrahmen, die Schulfotos von Cardin enthielten,rührten sich nicht. „Ich muss das irgendwie in Ordnung bringen. Es muss doch irgendetwas geben, das ich tun kann.“
„Ich habe dir vor vier Monaten gesagt, dass du in Ordnung bringen sollst, was nicht stimmt.“ Die Worte waren harsch und scharf, aber dagegen konnte Delta nichts tun.
Eddie legte beide Hände auf den Kaminsims, ließ den Kopf hängen und fluchte leise. „Dann ist das also meine Schuld? Zuerst redet mein Vater nicht mehr mit mir, dann verlässt du mich, und jetzt diese Sache mit Cardin?“
„Was haben diese Dinge denn gemeinsam, Eddie?“, fragte sie, und diesmal klang ihre Stimme sanfter. „Mir fällt da nur eines ein.“
Er stieß sich vom Kamin ab. „Trotzdem bin ich derjenige, dessen Bein mit Schrauben zusammengehalten wird. Ich war es, der in die Werkstattgrube der Garage von Morgan and Son’s fiel. Ich war es, der von Glück sagen konnte, dass ich im Krankenwagen abtransportiert wurde und nicht im Leichenwagen.“
„Das wissen wir alle. Jeder weiß, wie schlimm es war.“ Sie kickte ihre Espradrilles fort und zog die Füße unter sich. „Aber du bist der Einzige, der sich beharrlich anzuerkennen weigert, dass inzwischen einiges besser geworden ist.“
Er warf ihr einen ungläubigen Blick zu. „Besser?“
„Ja, besser. Du bist nicht tot, und auch wenn du
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