Sündige Spiele
wichtig, zu wissen, ob es jemand auf Sie abgesehen haben könnte. Hier sollte eindeutig ein Verbrechen mit dem anderen verschleiert werden. Wir müssen daher wissen, ob der Raub das ursprüngliche Ziel der Täter war oder ob die Brandstifter nur so tun wollten, als ob es ein Raub war.«
Mir schwirrte der Kopf. »Macht das denn einen Unterschied?«
»Ermittlungstechnisch schon. Wenn es ein Raub war, bei dem etwas schiefging oder Spuren durch das Feuer beseitigt werden sollten, müssen wir nach dem Diebesgut Ausschau halten, das unter Garantie irgendwie zu Geld gemacht werden soll. Wenn es dagegen ein Brandanschlag und der Raub nur eine Tarnungsaktion war, dann wird das Diebesgut sicher irgendwo versteckt werden.«
Ich fragte mich gerade, was für Bodybuilder die Räuber sein mussten, um säckeweise Juwelen und Uhren wegzuschleppen.
Ehe ich michs versah, sprach ich meinen Gedanken laut aus.
»Es wird nicht nur ein Täter gewesen sein, sondern eine Bande. Vielleicht mit einem Wagen, der in der Nähe gestanden hat. Wir werden auf jeden Fall nach einem Fahrzeug fragen und fahnden, sobald es weitere Erkenntnisse dazu gibt.«
Damit lächelte er mich aufmunternd an. Ich war ihm noch immer eine Antwort schuldig. Sollte ich Friedrichs in die Pfanne hauen? Dem Polizisten erzählen, dass der Kollege sich vor meiner Tür herumgetrieben hatte?
Die Entscheidung kostete mich nur Bruchteile einer Sekunde.
»Wenn Sie so fragen, gibt es vielleicht jemanden, den Sie unter die Lupe nehmen sollten.«
Der Kommissar spitzte die gutaussehenden Ohren. »Schießen Sie los.«
»Vor einiger Zeit bin ich mit Hans Friedrichs aneinandergeraten, dem der Juwelierladen an der Ecke gehört. Bevor ich gestern Nachmittag nach Hause gefahren bin, habe ich gesehen, wie er meinen Laden beobachtet hat.«
Der Kommissar nickte, während er meine Angaben in sein Notizbüchlein kritzelte.
Die Vorstellung, wie sie Friedrichs vor den Augen aller möglichen Passanten in einen Polizeiwagen steckten und mit ihm davonbrausten, erheiterte mich wenigstens ein bisschen.
»Sonstigen Ärger gab es nicht?«, fragte Grauert weiter.
»Sehe ich aus wie jemand, der viel Ärger macht?«, platzte es aus mir heraus. »Ich versuche mit allen Menschen gut auszukommen, und bisher hat mir außer Friedrichs auch noch niemand Schwierigkeiten gemacht.«
Das stimmte nicht so ganz, wie ich einen Moment später zugeben musste. Thomas hatte mir zwar keine Schwierigkeiten gemacht, doch vielleicht hatte er das Haus aus Rache angezündet, weil ich ihn vor die Tür gesetzt hatte?
Dann kam mir wieder in den Sinn, dass mein Exfreund so etwas nie und nimmer tun würde. Auf dem Esstisch mit einem jungen Mädchen ficken, das ja, aber keine Häuser anstecken. Abgesehen davon hatte er nicht sonderlich traurig gewirkt, dass er gehen musste. Wahrscheinlich wusste er genau wie ich, dass es keinen Sinn mehr hatte mit uns.
Ich beschloss also, die Trennung auszusparen, wenngleich es etwas Belustigendes hatte, sich vorzustellen, dass die Beamten die Studentenbude der Kleinen stürmten, während Thomas es ihr auf dem IKEA -Küchentisch besorgte.
Schließlich gingen dem Herrn Kommissar die Fragen aus, worüber ich ziemlich froh war, denn der Kopfschmerz, der mich bereits auf dem Weg hierher begleitet hatte, wollte nicht nachlassen.
»Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich Sie gern morgen Nachmittag noch mal in meinem Büro sprechen«, sagte Grauert, während er sein Notizbuch in der Tasche verschwinden ließ.
Huch, war das eine persönliche Einladung?
Nein, wohl eher nicht. Wie war das noch mal mit Mitleid und Pflichtgefühl?
Ich nickte folgsam und fragte dann noch: »Um welche Uhrzeit?«
»Wenn nichts dazwischenkommt, bin ich den ganzen Nachmittag im Büro. Schreibkram, wenn Sie verstehen. Sie können also vorbeischauen, wann immer Sie möchten.«
Die Frage, ob er, statt Schreibkram zu erledigen, nicht eher die Brandstifter und Räuber jagen sollte, stellte sich mir erst, als Grauert sich schon verabschiedet und mir den Rücken zugekehrt hatte.
Wahrscheinlich war die Vorstellung, dass ein Polizist Räubern mit der Keule nachjagte, eher etwas fürs Puppentheater.
Noch einmal wandte ich mich meinem Geschäft zu und bekam beiläufig mit, dass die ersten Feuerwehrleute wieder auf ihre Wagen zurückkehrten. Während der erste Löschzug hinter mir die Straße entlangdonnerte, stapfte ich zu meinem Ferrari zurück.
Ich erreichte die Absperrung gerade noch rechtzeitig, um mitzuerleben,
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