Sündige Spiele
hängen davon ab, ob ich heute heil nach Hause komme. Aber ich glaube, da besteht kein besonders großes Risiko.«
Ich konnte es nicht fassen! Ich hatte es geschafft. Zumindest bis auf 0,1 Prozent.
Der Rest unseres Gesprächs drehte sich um meine Vorstellungen in puncto Fertigungsstätten und Vertrieb. Alexander Baumann lauschte meinen Ausführungen interessiert, und mir entging nicht, dass er mich beim Reden genauso musterte wie ich ihn vorhin beim Lesen.
Schließlich kam brachte der Kellner die Filets, und ich musste zugeben, dass der Banker nicht übertrieben hatte. Das Fleisch war unter der Kruste wirklich herrlich und hätte mich beinahe dazu gebracht, den Koch an unseren Tisch zu zitieren, um von ihm das Rezept zu erfragen.
Das unterließ ich aber, denn ich wollte nicht, dass mich Alexander Baumann für affektiert hielt.
»Haben Sie eigentlich schon daran gedacht, einen guten Privatdetektiv einzuschalten?«, fragte er mich überraschenderweise, als wir die Hauptmahlzeit beendet hatten.
Der Kellner war rasch zur Stelle, um die Teller abzuräumen.
Bevor ich etwas darauf antworten konnte, fragte mich mein Begleiter noch verwirrenderweise: »Möchten Sie was Süßes zum Dessert?«
Obwohl ich in diesem Augenblick vor Nervosität einen ganzen Schokoladenberg hätte vertilgen können, lehnte ich ab und begnügte mich mit einem Espresso.
Nachdem der Kellner wieder abgezogen war, schüttelte ich den Kopf. »Ich glaube kaum, dass ein Detektiv bei der Aufklärung des Ladenbrandes helfen kann.«
Baumann mochte vielleicht der Spionagetyp sein, ich dagegen nicht. Außerdem, wo sollte der Detektiv ansetzen?
»Sagen Sie das nicht! Die Polizei mag mittlerweile recht schnell in ihren Ermittlungen sein, doch Detektive wagen sich manchmal in Bereiche vor, die der Polizei verschlossen sind.«
»Sie meinen, ich soll illegale Ermittlungen anstellen lassen?«
»Nein, nichts Illegales, nur auf andere Weise aufmerksam. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen jemanden empfehlen. Sie müssten ihm nur ein bisschen über Ihr Umfeld erzählen, er schaut sich dann Ihre Angestellten und eventuelle Feinde ein wenig genauer an. Sie können mir nicht erzählen, dass Ihr Erfolg ausschließlich Bewunderer auf den Plan gerufen hat.«
Offenbar hatte er bei seinen Recherchen auch herausgefunden, dass Hans Friedrichs eine Kampagne gegen mich gestartet hatte.
»Bei meinen Angestellten gibt es nicht viel zu beobachten. Ich habe nur eine Verkäuferin, und die war bis ins Mark erschüttert, als sie meinen Laden gesehen hat.«
»Dennoch sollte Sie die Frau im Auge behalten lassen.«
»Und Feinde hat wohl jeder, der ein wenig mehr Erfolg hat.«
»Das ist richtig.«
Alexander Baumann blickte mich abwartend an. Ich hatte allerdings nicht vor, sein Angebot anzunehmen, denn ein Detektiv, den er kannte, könnte vielleicht versucht sein, auch Dinge über mich auszuplaudern. Außerdem, wenn ich jemanden brauchte, der andere beschattete, musste ich nur Fifi Bescheid geben.
»Vielen Dank, aber ich gebe der Polizei erst einmal eine Chance. Wenn die nun so gar nicht weiterkommt, werde ich andere Schritte in Erwägung ziehen.«
Der Banker nickte, allerdings nicht, wie ich befürchtet hatte, eingeschnappt oder beleidigt. Es war lediglich ein neutrales Nicken, bevor er sagte: »Falls Sie es sich anders überlegen sollten, mein Angebot bleibt bestehen.«
»Das ist sehr nett von Ihnen.«
Wir sahen uns in die Augen, und auf einmal hatte ich das Gefühl zu schmelzen. Es war keine Geilheit, die mich überkam, eher ein wohliges Gefühl von Wärme, das meinen gesamten Körper durchflutete. Was war nur mit mir los?
Nachdem uns der Kellner den Espresso gebracht hatte, redeten wir noch über dieses und jenes. Ich erzählte ihm von meinem Wirtschaftsstudium und meinem Entschluss, mich der Goldschmiedekunst zuzuwenden. Er berichtete im Gegenzug von seiner Bankausbildung und seinen vorherigen Arbeitsstellen.
Im Verlauf des Gespräches stellten wir fest, dass er ein Jahr älter war als ich und aus Berlin stammte. Die Liebe hatte ihn nach Hamburg geführt, allerdings war die Beziehung lange vorbei. Geblieben war seine Begeisterung für die Stadt, weshalb er nach wie vor hier wohnte.
Zwischendurch versuchte ich mich immer wieder daran zu erinnern, ob mein damaliger Bankberater mir auch so viel von sich erzählt hatte, doch es wollte mir nicht einfallen. Ja, ich konnte mich nicht mal mehr so recht an seinen Namen oder sein Gesicht erinnern. Besonderen Eindruck konnte er
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