Sündiger Mond
Hamilton Archer, dem englischen administrateur von Théophile Morel, dem geheimnisvollen Seigneur des Ombres, dem Grotte Cachée gehörte. Caroline mochte Archer, der die
Sklavinnen bei ihrer Ankunft auf dem Schloss herzlich und respektvoll begrüßt hatte. Mr. Archer hielt eine kurze Begrüßungsansprache, dann stellte er Mr. Oliver Riddell von Riddells Auktionshaus vor, der mit dürren Worten verkündete, die Sklavinnen würden in Kürze den Saal betreten.
»Kinn hoch, Augen geradeaus«, befahl Llewellyn und ergriff Violets Leine. »Geht gerade, Brust heraus. Mit anmutigen Schritten und immer eine Leinenlänge Abstand von der Sklavin vor euch.«
»Ohne weitere Vorrede«, verkündete Mr. Riddell, »präsentiere ich Euch … die Inspektion der Sklavinnen.«
Llewellyn schob den Vorhang mit seiner Peitsche beiseite und trat hindurch, wobei er Violets Leine hielt, als führe er ein Pony am Zügel. Sie richtete sich auf und folgte ihm. Angelique flüsterte ein leises Stoßgebet, dann trat auch sie in den Saal hinaus, gefolgt von Laurel, Narcissa, Jessamine …
Von ihrem Platz ganz hinten in der Reihe konnte Caroline nur wenig vom Saal sehen, aber sie hörte den Applaus, mit dem jede Sklavin begrüßt wurde. Die Parade wohlgeborener junger Frauen in durchsichtigen Gewändern, aneinandergefesselt wie Tiere, war wohl ein ziemliches Schauspiel. Dadurch, dass die Hände hinter dem Kopflagen, wurden die Brüste hochgereckt, und durch den dünnen Stoff waren die Nippel und die dunklen Schatten zwischen ihren Beinen deutlich zu erkennen.
»Sei Rose«, flüsterte Lili, als Caroline mit klopfendem Herzen Tulip in den riesigen Saal mit der hohen Decke folgte. An der Wand rechts waren hohe Fenster, die offen standen, um die warme Nachtluft hereinzulassen. An der linken Wand öffneten sich zwei Türen zum Schlosshof, der prächtige Haupteingang und eine Dienstbotentür neben dem mit Samt verhängten Podest am hinteren Ende des Saals, das später als Auktionsblock dienen würde.
Die elegant gekleideten Männer standen alle auf, nur Rexton
blieb auf seinem Samtsofa sitzen. Eine nach der anderen betrachtete er die Sklavinnen, als sie ihre Plätze an der Fensterwand einnahmen, dirigiert von Llewellyns Peitsche.
Caroline blickte starr geradeaus, aber sie sah doch, dass der Viscount mit gerunzelter Stirn die Reihe der Sklavinnen ein weiteres Mal musterte. Sein Blick glitt an Caroline vorbei, kehrte dann jedoch zu ihr zurück. Er studierte sie einen Moment lang, wobei er offensichtlich über ihr verändertes Aussehen nachdachte. Sein Blick fiel auf ihre Brüste, aber dann wandte er sich ab und hob seinen Cognacschwenker an den Mund.
Als der Applaus verebbte, begannen sich die potenziellen Bieter untereinander zu beraten. Sie zeigten auf diese oder jene Sklavin, während sie in ihren Kompendien blätterten. Die meisten schienen britischen, amerikanischen oder nordeuropäischen Ursprungs zu sein, aber es gab auch ein paar feurige Südländer und einen Mulatten. Und sogar ein Chinese war anwesend, groß für seine Rasse und exotisch attraktiv in seinem europäischen Anzug.
»Gentlemen, wenn ich um Eure Aufmerksamkeit bitten dürfte …« Mr. Riddell, der an seinem Podium stand, klopfte ein paarmal mit seinem Auktionshammer. »Ich bemühe mich, mich so kurz wie möglich zu halten, aber ich muss vor Beginn der Inspektion sicherstellen, dass die wesentlichen Erfordernisse des Sklavenbesitzes gewährleistet sind. Sollte irgendein Aspekt Euch missfallen, so ist jetzt der Zeitpunkt, vom weiteren Verlauf zurückzutreten.
Bitte beachtet, wenn Ihr heute Abend eine Sklavin erwerbt, dass sie die ganze Woche über Tag und Nacht Halsband und Fesseln tragen muss. Sollte es aus gesundheitlichen Gründen notwendig sein, sie daraus zu befreien, so wendet Euch an Mr. Llewellyn oder Dr. Coates, die beide im Besitz eines Schlüssels sind, um die Fesseln der betreffenden Sklavin aufzuschließen.
Eure Sklavin ist mit einer geeigneten Garderobe ausgestattet, die nach Abschluss der Auktion auf Euer Zimmer gebracht wird, ebenso wie eine Kiste mit weiteren Utensilien, die sich als nützlich erweisen könnten. Wie Ihr sie ausstattet, liegt jedoch völlig an Euch. Sie mag Kleidung tragen, die Ihr selbst mitgebracht habt, oder auch überhaupt keine Kleider, wenn Ihr das wünscht. Sie muss in dem Zimmer schlafen, das Ihr zugewiesen bekommen habt, es sei denn, Ihr würdet sie vor der Tür anbinden oder im Stall halten.«
Im Stall? Caroline blickte die anderen
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