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Sündiger Mond

Sündiger Mond

Titel: Sündiger Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Burton
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nichts täte – einfach nur wegginge und sie sterben ließe.
    Darius schaute sich in alle Richtungen um, um sich zu vergewissern, dass er wirklich allein war. Sorgsam schnüffelte er, ob er vielleicht noch einen anderen menschlichen Geruch wahrnehmen würde. Nichts.
    Er miaute. Rose rührte sich nicht. Er trat ganz nahe an ihren Kopf und maunzte laut. Ihre Augenlider flatterten kurz, aber dann lag sie wieder ganz still.
    Er hockte sich hin, hielt den Atem an und verwandelte sich in eine menschliche Gestalt. Die Transformation trat sofort und so abrupt wie immer ein. Er hielt die Augen geschlossen und stützte sich mit den Händen auf dem Boden ab, bis der Schwindel nachließ, was nur ein paar Sekunden dauerte. Dann atmete er tief durch, öffnete die Augen und blickte auf die scharfen, leuchtenden Farben um ihn herum.
    Sanft drehte er Rose auf den Rücken und streichelte ihr kühles, wächsernes Gesicht. Er spürte eine Leere, die ihm sagte,
dass sie von seiner Anwesenheit tatsächlich nichts mitbekam. Er führte die Hände direkt über ihrem Körper nach unten. Dabei fühlte er, dass zwei Rippen gebrochen waren. Aber das konnte er erst später behandeln, wenn er mit der tiefen Wunde fertig war – falls er dann noch die Kraft dazu hatte.
    Die Wunde an ihrer Seite, die von einem Messer verursacht worden war, hatte die Milz getroffen, deshalb blutete sie auch so stark.
    Darius schloss die Augen, konzentrierte all seine Energie auf die zerstörten Gefäße in dem kleinen Organ und versiegelte sie. Dabei wurden seine Hände ganz heiß und bebten. Dann fügte er das innere Gewebe wieder zusammen und arbeitete sich von innen bis zur obersten Hautschicht hinauf. Sie würde eine etwa sieben Zentimeter lange Narbe zurückbehalten, aber sie würde in der nächsten Woche verblassen und schließlich nicht mehr zu sehen sein. Der Blutverlust würde sie natürlich eine Zeit lang schwächen, aber sie würde überleben.
    Er nahm sich noch die Zeit, ihre Rippen zusammenzufügen, dann sank er zitternd und völlig verausgabt zu Boden.
    Rexton stand im Pferdestall und starrte verwirrt auf die Stelle, wo er Caroline angebunden hatte. Sie war weg, und es gab kein Zeichen dafür, dass sie jemals dort gewesen war. Nur das Stroh war aus irgendeinem Grund auf dem Boden verstreut.
    Er ergriff einen Rechen und schob das Stroh zurück, aber ein Teil blieb am Steinboden hängen. Als er sich hinhockte und den Boden berührte, stellte er fest, dass er nass war. In einer Ecke stand ein Holzeimer mit einem feuchten Putzlumpen.
    Wo zum Teufel war sie? Warum hatte sie den Boden aufgewischt ? Wenn er nur letzte Nacht nicht so betrunken gewesen wäre. Sein Kopf fühlte sich an, als sei er zwischen zwei riesigen Händen zerquetscht worden, und er konnte keinen klaren Gedanken fassen.

    Als er sich erhob, fiel sein Blick auf eine graue Katze, die am Tor stand und ihn beobachtete. Er hatte sie schon häufiger hier gesehen; Inigo nannte sie Darius. Die Katze schnüffelte an einem Blatt, das auf dem Weg lag, der vom Stall wegführte.
    »Na, du weißt ja wahrscheinlich nicht, was aus ihr geworden ist«, murmelte Rexton und wandte sich zum Gehen. Plötzlich schoss ihm das Tier so vor die Füße, dass er beinahe darüber gestolpert wäre. Blöde Katzen. Ständig waren sie einem im Weg.
    Sie hatte etwas im Maul – das Blatt. Jetzt ließ sie es fallen und miaute.
    Rexton hatte schon erlebt, dass Katzen einem Menschen, den sie lieben, Mäuse oder Vögel als Tribut bringen, aber dass sie es auch mit Pflanzen oder Blättern machten, war ihm noch nicht untergekommen. Das Blatt schien von einer Platane oder einem Ahorn zu stammen. Es war hellgrün, mit einem roten Fleck am Stiel. Ein bisschen früh, dachte Rexton. Selbst in einer gebirgigen Gegend wie der Auvergne färbte sich doch das Laub nicht so früh im Jahr.
    Wieder schnüffelte Darius an dem Blatt. Und dann blickte er zu Rexton hoch.
    Rexton bückte sich und hob das Blatt auf. Er rieb mit dem Daumen über den kleinen roten Fleck.
    Er färbte ab. »Ach, du lieber Himmel!«
    Die Katze lief zur Tür, blickte Rexton an und miaute.
    Verwirrt und alarmiert starrte Rexton ihr nach.
    Sie huschte bis zum Waldrand, drehte sich um und miaute erneut.
    Er folgte ihr.

12
    O mein Gott. O Gott!«
    Caroline tauchte aus der Dunkelheit auf und bemühte sich angestrengt, die Augen zu öffnen.
    Etwas lag auf ihrer Brust. Sie spürte das Kitzeln von Haaren, ein Ohr. »Gott sei Dank«, hauchte er.
    Sie hörte ein reißendes

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