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Sündiger Mond

Sündiger Mond

Titel: Sündiger Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Burton
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Wunde.
    Dunhurst zerrte sie herum, aber sie holte blindlings mit
dem Messer aus. Er wich heulend zurück und schlug die Hände vor sein blutüberströmtes Gesicht.
    Eine Hand auf die blutende Wunde gepresst, in der anderen das Messer, lief Caroline aus dem Stall einen Weg entlang, der in den dunklen Wald hineinführte.
    »Du kleines Luder!«, schrie Dunhurst hinter ihr her. »Du verdammte dreckige Fotze!«
    So schnell sie konnte, stolperte sie ins Dickicht, aber er war ihr dicht auf den Fersen. Voller Panik lief sie in die Richtung eines plätschernden Bachs und watete kurz entschlossen hindurch, da sie annahm, dass Dunhurst sich wohl kaum die Schuhe nass machen wollte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hockte sie sich schließlich hinter einen dicken Baum. Sie hörte, wie er sich fluchend und drohend in die entgegengesetzte Richtung entfernte.
    Eine Weile war es still, dann schrie er von Weitem: »Du kommst nicht weit mit diesem Loch im Bauch. Du wirst nie wieder aus diesem Wald herauskommen. Und in ein paar Stunden, wenn die Sonne aufgegangen ist, komme ich zurück. Dann finde ich dich und werde dich tief vergraben.«
    Caroline wartete noch eine Weile, dann stand sie mühsam und unter Schmerzen auf. Sie musste zum Schloss zurück, bevor sie verblutete, aber sie war so benommen und desorientiert, dass sie nur ziellos umherirrte. Immer wieder stürzte sie über Steine und Wurzeln, stand auf und taumelte weiter. Als es dämmerte, ging sie in Richtung der aufgehenden Sonne, weil sie dachte, das Château müsse im Osten liegen, aber der Wald wurde nur noch dichter.
    Schwer atmend lehnte sie sich an einen Baum. Das Messer musste sie irgendwo fallen gelassen haben, es war jedenfalls nicht mehr in ihrer Hand. Sie blickte sich um. Die Bäume schwankten auf sie zu, und sie fiel hin. Hart schlug ihr Kopf auf dem Boden auf.

    Steh auf , dachte sie erschöpft. Steh auf. Aber ihr Körper war so schwer, und der Boden unter ihr fühlte sich seltsam weich an, wie eine Federmatratze. Ihr Herz hämmerte, und ihr war kalt.
    Caroline blickte an ihrem Hemd herunter, das dunkel vor Blut war.
    Nicht so , dachte sie. Bitte, Gott, nicht so.
    Darius streifte durch den Wald. Langsam wurde es heller, und gelegentlich blieb er stehen, um den Geruch von Blut – von Menschenblut – zu erschnüffeln, der in der Luft hing. Schließlich wurde der Geruch überwältigend, und vor sich sah er etwas Weißes im federigen Meer der Farne.
    Es war eine Frau, die, die sie Rose nannten und die am Tag zuvor am Nemeton an die große Eiche gefesselt gewesen war. Sie lag mit angezogenen Knien auf der Seite, die Augen geschlossen und die Arme um sich geschlungen. Ihre Haut war so blass wie ihr Leinenhemd. Aus einer Wunde an ihrer linken Seite sickerte immer noch Blut. Ihr linker Arm und ihre Schulter waren mit blauen Flecken übersät. Ihre Beine und zum Teil auch ihre Arme waren zerkratzt, und sie atmete nur noch schwach. Wenn man bedachte, wie viel Blut sie verloren hatte, war es ein Wunder, dass sie überhaupt noch am Leben war.
    Lange würde sie es nicht mehr durchhalten. Wenn die Blutung gestoppt werden konnte, hatte sie eine Chance, aber von alleine würde sie nicht aufhören.
    Für Darius, der mit der Macht verflucht war, Leben aus den Klauen des Todes zu reißen, gab es in einer solchen Situation nie eine richtige Entscheidung. Wenn er diese Frau heilte, würde er den natürlichen Lauf der Dinge verändern, was unvorhergesehene Konsequenzen haben könnte. Seine persönliche Sorge galt der Möglichkeit, dass seine »Gabe« entdeckt
und er wieder bedrängt werden würde von all denen, die um einen geliebten Kranken bangten. Das hatte er schon erlebt, und es hatte ihn buchstäblich zu einem Sklaven gemacht, der gefangen war in einem Alptraum aus Schmerz und Siechtum, denn jede Heilung kostete ihn Kraft; je schlimmer die Krankheit, desto erschöpfter blieb er zurück. Um dieser höllischen Existenz zu entgehen, hatte er sein Heimatland verlassen und war um die halbe Welt gereist, dorthin, wo man Dschinn nicht kannte und er in Ruhe und Frieden leben konnte. Selbst die anderen Follets hier in Grotte Cachée hatten keine Ahnung, dass Darius Krankheiten und Wunden heilen konnte. Er hatte auf die bittere Art gelernt, dass er niemandem, Mensch oder Follet, trauen konnte.
    Wenn er die Blutung dieser Frau stillen würde, würde er viel riskieren. Andererseits hatte die Erfahrung ihn gelehrt, dass er von seinen Schuldgefühlen überwältigt werden würde, wenn er gar

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