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Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Diamantenhaarnadeln, und zwar hier … hier und hier. Wie Sterne am mitternächtlichen Himmel.«
    Alle Anwesenden machten andächtig ohhh.
    Emma spürte die gestärkten Röcke, die sie juckten. Vor allem wurde sie aber von brennender Neugier getrieben.
    Tia half Emma, in ihre Ballschuhe zu schlüpfen, dann durfte sie endlich aufstehen.
    Die Näherinnen gaben bewundernde Laute von sich, während sie die langen, schmalen Ärmel glattstrichen und den tiefen Ausschnitt zurechtrückten.
    Lady Fanchere und Aimée klatschten ergriffen in die Hände und betrachteten sie mit Tränen in den Augen.
    »Dreht Euch, Mademoiselle. Dreht Euch!« Madam Mercier drängte Emma, damit sie sich um sich drehte. Schließlich lächelte auch sie zufrieden. » Bon!« Sie schob Emma vor den mannshohen Spiegel in der Zimmerecke.
    Emma starrte in den Spiegel. Sie konnte den Blick nicht von sich lassen.
    »Ihr seht, dass ich recht hatte. Bei dem Stoff handelt es sich um japanische Seide, die auf dem Kontinent ganz neu ist. Die Farbe ist ein üppiges Weinrot, das mit Silberfäden durchsetzt ist. Tagsüber würde es ordinär wirken. Abends im Kerzenlicht jedoch …« Madam Mercier küsste ihre Fingerspitzen.
    Emma drehte den Kopf und betrachtete ihre Frisur. Die Haare waren im Nacken zusammengefasst, und die Diamantennadeln glitzerten zwischen den aufgesteckten Strähnen.
    »Es wird Euch bestimmt nicht entgangen sein, wie die Seide bei jeder von Miss Chegwiddens Bewegung schimmert. Wahrlich ein Juwel in seiner Fassung.« Madam Merciers Stimme hüpfte fröhlich auf und ab. »Mit den Haaren, die sie aus dem Gesicht gekämmt und im Nacken zusammengefasst trägt, sieht man sehr schön ihren Haaransatz. Der spitze Haaransatz an ihrer Stirn wird vom herzförmigen Dekolleté aufgenommen. Mit dem schlichten Mieder, den schlicht gehaltenen Ärmeln und der leicht gerafften Taillierung wird jeder Mann von ihrer wunderbaren Figur bezaubert werden.«
    »Still, Madam.« Lady Fanchere legte die Hand auf Emmas Ärmel und richtete das Wort an sie. »Ihr seid sehr still, meine Liebe.«
    »Gefällt Euch das Kleid nicht?«, fragte Aimée sanft.
    Alle Anwesenden wurden still.
    Emma trat auf den Spiegel zu und berührte die Reflektion ihres Gesichts. »Ihr habt mich wunderschön gemacht.«
    Madam Mercier lachte ein kleines Lachen, das plötzlich abbrach. » Non! Es war le bon dieu , der das getan hat.«
    Emma schaute die Frau an, die sie stolz anstrahlte.
    »Dann … dann bin ich schön?« Sie schaute wieder in den Spiegel. »Ich bin schön.«
    Eine einzelne Träne rann über ihre Wange, und sie wischte sie hastig beiseite.
    Sie wünschte, ihr Liebster könnte sie so sehen. Doch das würde nie passieren. Niemals würde er sie so sehen.

27

    Der Herold pochte mit seinem Stab auf den Boden.
    »Lord und Lady Fanchere.« Seine sonore Stimme hallte durch den langgestreckten, mit Marmorfliesen ausgelegten und äußerst opulenten Ballsaal und stieg bis zu der hohen Decke auf. Jeder, der sich am Rand der ausgedehnten, leeren Tanzfläche aufhielt, hörte ihn sehr deutlich.
    Lady Fanchere bedeutete Emma, sie solle erst einmal bleiben, wo sie war, und die beiden verschwanden auf der Treppe und tauchten in der plaudernden, lauten Menge unter.
    »Ich bin Emma Chegwidden«, flüsterte sie dem Herold zu.
    »Oh, ich weiß natürlich, wer Ihr seid«, antwortete er. Erneut pochte er mit dem Stab auf den Boden.
    Für Emma klang dieses Geräusch überlaut.
    »Miss Emma Chegwidden!«, rief er.
    Sie begann, die Stufen hinabzusteigen, und erkannte erst jetzt, dass im Ballsaal plötzlich Stille herrschte.
    Sie blickte auf. Jeder Einzelne im Saal war erstarrt. Jedes Gesicht wandte sich ihr zu und starrte sie an.
    Sie zögerte. Auf einmal überkam sie Lampenfieber. Aber dann sah sie Lady Fanchere am unteren Ende der Treppe stehen, die ihr mit den dunklen Handschuhen bedeutete, zu ihr zu kommen. Komm zu mir.
    Emma atmete tief durch und nahm die letzten Stufen. Doch plötzlich war jeder Schritt eine Qual, denn sie war schrecklich nervös und verängstigt. Sie betete, dass sie nicht stolperte und sich somit erniedrigte.
    Warum nur starrten alle Anwesenden sie an?
    Bestimmt nicht, weil sie erst an diesem Abend erkannt hatte, dass sie mit der richtigen Kleidung und der richtigen Frisur schön aussehen konnte. Nein, das war es wohl nicht.
    Sie beobachteten sie, weil Fürst Sandre Interesse an ihr bekundet hatte.
    Sie schaute nach unten auf ihre Füße und dann wieder nach oben über die Menschenmenge.

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