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Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Sie entdeckte Fürst Sandre, der zum Fuß der Treppe schritt. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht, das sie mehr ängstigte als das Schweigen der Menge.
    Durants zynische Bemerkung kam ihr in den Sinn. Selbst Ihr könnt nicht so naiv sein. Wenn Ihr es wagt, Euch ihm zu verweigern, wird er Euch jagen und zur Strecke bringen, und dann wird er Euch dafür bezahlen lassen, dass Ihr ihn so erniedrigt habt.
    Sie hatte gewusst, dass sie sich auf eine wirklich schwierige Mission begab. Aber sie hatte sich nicht klargemacht, dass sie dabei selbst in die Falle geraten könnte.
    Sie wollte jetzt die letzte Stufe möglichst schnell erreichen, um nicht länger für alle Gäste auf dem Präsentierteller zu sein, auf dem sie sich wie eine Gefangene fühlte. Zugleich wand sie sich innerlich bei dem Gedanken daran, ihre Hand auf Fürst Sandres zu legen und ihm zu gestatten, sie zu ihrem ersten Ball zu führen.
    Aber sie hatte keine Wahl. Die Treppe war zu Ende. Fürst Sandre verneigte sich und bot ihr seinen Arm. Sie legte ihre Hand auf seinen Ärmel und schritt an seiner Seite über die leere Tanzfläche, ohne zu wissen, welches Ziel er ansteuerte. Im Vorbeigehen fing sie Lady Fancheres Blick auf, die vor Stolz förmlich glühte.
    »Ich hatte gehofft, mit Euch heute den Ball zu eröffnen.« Sein Charme war versiert.
    Sie wand sich wie ein Fisch am Haken. »Ich möchte Euch bitte daran erinnern, Euer Hoheit, dass ich in Wahrheit eine bezahlte Gesellschaftsdame bin. Meine Fähigkeiten als Tänzerin sind eingerostet und werden Euch unter Umständen beschämen.«
    »Dann möchte ich Euch daran erinnern, dass ich ein Fürst bin, dem man beigebracht hat, junge Damen mit fester Hand zu führen.«
    Er meinte das Führen beim Tanz. Aber er meinte auch noch etwas anderes. Vermutlich wollte er sie mit seinen Worten begeistern. Stattdessen ängstigte er sie.
    Kurz und intensiv wurde sie von der Sehnsucht nach dem Schnitter beseelt. Wenn sie nur jetzt bei ihm sein könnte. Wenn er sie nur jetzt in den Armen halten und ihr irgendwie versichern könnte, dass alles wieder in Ordnung kam. Bitte. Mach irgendwie, dass alles wieder gut wird.
    Aber ihr Gebet wurde nicht erhört, denn der Fürst blieb mit ihr mitten auf der leeren Tanzfläche stehen.
    Jetzt? Er wollte, dass sie sofort tanzten? Vor Angst wurde ihr schlecht.
    Er hob die behandschuhte Hand.
    Das Orchester spielte die ersten Takte eines Walzers.
    Er verneigte sich.
    Was konnte sie auch anderes tun? Sie knickste.
    Er legte den Arm um ihre Taille.
    Schon wirbelten sie davon. Immer und immer wieder herum, und von diesem schnellen Kreisen, das sich doch wie Fliegen anfühlen sollte, wurde ihr schlecht. Es fühlte sich eher wie eine Schaukel an, die an einem gebrochenen Ast befestigt wurde. Sie sah Gesichter, die an ihr vorbeirasten. Die Leute standen am Rand der Fläche und starrten sie an. Heimtücke lag in ihren Blicken, Freude oder säuerliches Vergnügen.
    Ein Gesicht aber zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Ein freundliches, ermutigendes Gesicht. Bei jeder Drehung schaute sie über die Schulter des Prinzen zu Michael Durant, der am Rand stand und ihr zunickte.
    Dieses eine freundliche Gesicht löste ihre Anspannung. Sie wollte sich irgendwie bei ihm dafür bedanken.
    Doch Fürst Sandre drehte sie immer weiter im Kreis. Er beugte sich zu ihr und sagte in ihr Ohr: »Lächelt! Ihr seht ja aus, als würde ich Euch foltern.«
    Sie holte Luft und merkte jetzt erst, dass sie die Luft die ganze Zeit angehalten hatte – und sie befand, dass sie sich nicht übergeben musste. Sie musste tief in die Kiste mit ihren schauspielerischen Fähigkeiten greifen, um ein höfliches Gesicht zu machen. »Ich bin einfach nur überwältigt von der Ehre, die Ihr mir zuteilwerden lasst, Euer Hoheit.«
    Er lachte hocherfreut. »Seid Ihr schon einmal auf einem Ball gewesen?«
    »Nein, dieser ist mein erster. Und nach all der Pracht, wie kann ich da jemals einen anderen besuchen wollen?« Es fiel ihr leicht, in die Rolle einer Schmeichlerin zu verfallen, und sie entdeckte, dass sie gar nicht so schlecht darin war, gleichzeitig zu tanzen und schönzutun.
    Nach und nach gesellten sich andere Paare zu ihnen auf die Tanzfläche, bis der Saal schier überfüllt war mit farbenfrohen Kleidern und lächelnden Gentlemen. Die traurige Berühmtheit, die sie an diesem Abend erlangt hatte, kümmerte sie nicht mehr so sehr. Der Walzer ging zu Ende, und sie standen höflich beisammen und klatschten. Dann geleitete Fürst Sandre sie am

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