Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)
der zukünftige Duke of Nevitt bist.«
Throckmorton lachte grollend, doch sein Blick fand keine Ruhe. Er wanderte über das Tor und die Wachen. Erst dann stieg er als Letzter in den Sattel.
»Es ist mir egal, warum sie mich heiraten will«, erklärte Michael. »Sie kann jeden einzelnen Penny von mir haben; sie kann mit dem Titel protzen, sobald sie ihn trägt. Solange sie nur an meiner Seite bleibt und die Dunkelheit vertreibt.«
Emma erkannte, dass sie ihre eigene Position deutlich machen musste, ehe sie losritten und ein Gespräch vorerst unmöglich war. Mit sehr fester Stimme erklärte sie: »Ich werde Michael heiraten, sein ganzes Geld verschwenden und über sein Leben bestimmen. Ich werde dafür sorgen, dass er nie wieder Umgang mit verdorbenen Weibern hat oder mit ausschweifenden Männern spielt. Ich verspreche, dass ich ihn unter meinem Pantoffel halten werde, bis er kein Leben hat außer dem, was ich ihm zugestehe. Und wenn wir sterben, will ich bis in alle Ewigkeit in seinen Armen liegen.«
Einen Moment schwiegen die Männer betreten.
Nevitt zog ein weißes Taschentuch heraus und schnäuzte sich geräuschvoll.
»Da habt ihr’s. Ich habe jegliche Kontrolle über mein eigenes Leben verloren.« Michael klang fröhlich, er nahm ihre Hand von seiner Taille und küsste sie.
»Es wird Zeit. Du warst übrigens nie besonders gut darin, die Kontrolle über dein eigenes Leben zu haben«, bemerkte Nevitt.
»Bravo, Miss Chegwidden!« Throckmorton trieb sein Pferd voran. »Gut gesprochen. Und jetzt lasst uns losreiten.«
Michael legte ihre Hand wieder auf seine Taille. »Halt mich fest. Lass mich nie wieder los.«
Er und Emma folgten Throckmorton durch das Tor und die steile Straße hinab. Nevitt und Jude folgten ihnen. Sie wichen den ankommenden Kutschen aus und verschwanden schon bald in der Dunkelheit des Walds jenseits der Straße.
Michael führte sie dorthin, wo er Old Nelson zurückgelassen hatte.
Während Michael die Steigbügel einstellte, begrüßte Emma den Wallach mit großer Freude. Dann stieg sie in den Sattel und seufzte erleichtert. Jetzt fühlte sie sich angekommen. Sie fühlte sich frei.
Michael blickte zu ihr auf. »Du kannst in England nicht über die Straßen fegen und Missstände korrigieren.«
»Nein?« Sie lächelte zu ihm herab. »Kann ich nicht?«
»Du wirst mich schon ordentlich auf Trab halten, kann das sein?« Er klang resigniert. Und glücklich.
Nevitt beobachtete die beiden und bemerkte: »Es wird das Beste sein, wenn wir die beiden schon in Spanien verheiraten. Michael war schon immer so ein ungeduldiger Junge.«
Emma blickte ihren zukünftigen Schwiegervater missbilligend an. Wie viel hatten sie mit einem Blick und wenigen Worten verraten?
Nevitt lachte leise. »Keine Sorge, Mädel. Das erste Kind kann jederzeit kommen. Für jedes weitere braucht es mindestens neun Monate.«
Michael stieg in den Sattel. »Vater, jetzt hör endlich auf, Emma so zu beschämen, und reit einfach los. Wir wollen bis zum Morgen möglichst weit von Jean-Pierre weg sein.«
»Er ist ein Feigling«, erklärte Jude.
»Er ist kein Feigling.« Michael führte die Gruppe zur Straße zurück. »Er ist der gefährlichste Mann, den ich kenne. Throckmorton hat recht: Wir sollten so schnell wie möglich aus Moricadia verschwinden – möglichst bevor er herausfindet, was ich mit Sandre getan habe und bevor hier die Puppen tanzen.«
»Dann haben meine Quellen recht?«, fragte Throckmorton. »Die de Guignards kriegen ernsthafte Schwierigkeiten?«
Michaels Blick war kalt und sehr selbstzufrieden. »Sandre hätte besser aufpassen sollen. Das Auftauchen des Schnitters war ein Zeichen. Der König ist zurückgekehrt.«
Das Fest im Palast war in vollem Gange. Gäste, die sich als Schnitter verkleidet hatten, tanzten ausgelassen im Schutz ihrer Masken und ihrer Kostüme. Wenn man sie fragte, sagten sie nur, sie seien halb verrückt vor Freude, weil sie wussten, dass der Schnitter gefangen genommen sei und morgen gehängt wurde.
Jean-Pierre fand, sie verhielten sich wie Kinder, die ausgelassen tobten, weil Fürst Sandre nirgends zu sehen war.
Jean-Pierre stand auf dem Balkon. Seine Hand war in ein blutiges Tuch gewickelt, die Handgelenke waren vom Kampf gegen die Fessel aufgescheuert, und er beobachtete die Feiernden. Er fragte sich, wo dieser verfluchte Durant Sandre versteckt hatte. Er hatte die Wachen ausgeschickt, jeden Winkel, jede Kammer und jeden Schrank des Palasts zu durchsuchen. Sie hatten ihn nicht
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