Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Mallory
Vom Netzwerk:
vorher nicht wusste, wer er war.
    Sie konzentrierte sich auf die emaillierte Keramik. Welch schöne Vase mit den goldenen Fleur-de-lis -Schnörkeln auf glänzendem Rot, der einzig erfreuliche Gegenstand in diesen vier Wänden.
    »O ja.«
    »Und das Zimmer?«
    Sie drehte sich wieder zu Downing um. Obwohl er zehn Schritte entfernt stand, hielt sie das Paket wie einen Schutzschild vor ihre Brust. »Ein hübscher Raum«, antwortete sie diplomatisch.
    »Hübsch?«
    »Verwirrend«, gab sie zu.
    »Verwirrend? Das ist aber etwas ganz anderes als hübsch.«
    »Stimmt.«
    »Trotzdem gefällt er Ihnen?«
    Sie neigte den Kopf. »Spielt das eine Rolle?«
    »Im Moment eine sehr große«, erwiderte er lächelnd.
    »Und im nächsten Moment?«
    Langsam kam er zu ihr, trat hinter sie und streifte die große Schleife am Rücken ihres Kleides – sie empfand es fast wie eine sanfte Liebkosung.
    »Warten wir’s ab.«
    Als er hinter den Schreibtisch schlenderte, schaute sie ihm nach. »Amüsiert es Eure Lordschaft, mit einer Verkäuferin von niedrigem Stand zu spielen?«
    »Dafür halte ich Sie keineswegs. Immerhin besitzen Sie genug Geld, um mein großzügiges Angebot für Ihr Lieblingsbuch abzulehnen.« Lässig sank er in seinen Sessel und griff nach einem Briefbeschwerer. »Oder bin ich so widerwärtig, dass Sie mich ablehnen?« Wie sein Blick verriet, erschien ihm das unmöglich.
    »Hat das Verhalten einiger Leute Sie etwa zu dieser Schlussfolgerung verleitet, Mylord?«
    »Im Allgemeinen findet man meine Gesellschaft sehr angenehm.« Er musterte sie von Kopf bis Fuß. »Zumindest habe ich bislang keine Klagen gehört.«
    Miranda umklammerte das Päckchen etwas fester.
    »Oder sind Ihnen Bücher so wichtig, dass Sie es nicht ertragen, sich von einem zu trennen, bevor Sie es zu Ende gelesen haben?«
    »Und wie wollen Sie die Wahrheit herausfinden?«
    »Die kenne ich schon«, erwiderte er lächelnd. »Ich habe jemanden gefragt, der Bescheid weiß.«
    Ihren Onkel? Peter? Georgette? Und wann? »Oh, ich verstehe.«
    Er legte den Briefbeschwerer auf den Tisch und seine Taschenuhr daneben. »Wirklich?«
    Nein, sie verstand es nicht, konnte nur spekulieren. »Also erheitert Sie das Spiel mit einer Verkäuferin von nicht ganz so niedrigem Stand, wie Sie zunächst dachten, die jedoch trotzdem sehr tief unter Ihnen steht?«
    In seinen Sessel zurückgelehnt, verschränkte er seine Finger. »Nun, ich hoffe, es wird mich amüsieren.«
    »Warum?«, fragte sie unverblümt.
    »Weil Sie mich interessieren.«
    Sie beobachtete seine Augen und versuchte ihre Gefühle zu ignorieren, die einem unbekannten Ziel entgegenstrebten. Eigentlich hatte sie doch in seiner Gegenwart nichts Außergewöhnliches getan, niemals etwa so offen geflirtet wie Georgette. Ihr Gesicht und ihre Figur waren überdies kaum reizvoll genug, um einen Mann zu faszinieren. Im Gespräch mit den Kunden gab sie sich weder witzig noch geistreich. Sie war einfach nur Miranda, ein Mädchen, das Bücher liebte. Nichts Besonderes. Deshalb misstraute sie dem Interesse des Viscount, es erschreckte sie sogar. Und so verscheuchte sie alle träumerischen, sehnsüchtigen Gedanken.
    »Hier, Mylord, Ihre Bücher. Unbeschadet und persönlich abgeliefert.« Sie ging zum Schreibtisch und legte das Päckchen auf die Ebenholzplatte, schob die Quittung, die er unterzeichnen sollte, zu ihm hinüber. »Wenn Sie das unterschrieben haben, gehe ich.«
    »Das kann ich nicht tun«, sagte er.
    Sie blinzelte. »Wollen Sie die Bücher nicht haben?«
    »Doch, aber ich werde die Lieferung erst bestätigen, wenn ich sie in Besitz genommen habe.«
    Miranda begann an seinem Verstand zu zweifeln.
    Er hob eine Braue, und in seinen Augen erschien wieder jenes Funkeln, diesmal allerdings noch intensiver. Keine Frage, es war der Blick eines entschlossenen Verführers.
    »Noch bin ich nicht bereit, Ihr Papier zu unterschreiben, Miss Chase. Vielleicht sind es ja nicht die bestellten Bücher, und wir müssen ein weiteres Missverständnis beklagen.«
    Als sie ihm das Päckchen hinschob, zog er erneut eine Braue hoch. Dieser arrogante Kerl. Das Feuer, das allein ein Bick von ihm in ihr zu entfachen vermochte, verwandelte sich in Empörung, die alle Verlegenheit und Unsicherheit vertrieb. »Meines Wissens gab es kein Missverständnis, denn Sie haben das Paket absichtlich vertauscht. Zweimal!«
    »Also geben Sie Ihrem Kunden die Schuld?« Er sank tiefer in seinen Sessel, doch nicht einmal das konnte diesem Bild von Männlichkeit

Weitere Kostenlose Bücher