Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)
Walzers herumstolpern.«
Der andere winkte ab und ließ sich in einen Sessel fallen, der wie von Zauberhand in die Loge geschoben worden war. »Dort ist jeder gewesen. Ich meinte den White’s oder Newmarket. Oder die neue kleine Spielhölle der Merrick-Brüder unten im Osten. Unglaublich, dass du da noch nicht warst! Und jetzt tauchst du hier auf, obwohl sich alle Leute den Mund über ein etwaiges Duell zerreißen. Also wirklich, du weißt, wie man Aufsehen erregt.«
Immer unbehaglicher schaute Miranda von einem zum anderen. Merkte Messerden infolge seiner Trunkenheit nicht mehr, wie unwillkommen er war? Oder benahm der Mann sich immer so?
»Sorgt meine Anwesenheit für Diskussionen?«, fragte Downing. »Das wusste ich nicht.«
»O Gott, Mann! Da drüben sitzen beide in ihrer Loge.« Messerden drehte sich nach rechts und verlor fast das Gleichgewicht. »Keine Ahnung, ob sie abwechselnd mit ihr im Gebüsch verschwinden werden oder einander vorher umbringen.«
»Manchmal wäre die Welt besser dran, wenn sich gewisse Leute für die zweite Möglichkeit entscheiden würden.« Downing griff nach einer neuen Weinbeere, mit der er spielen konnte. Um sich abzulenken, seine Nervosität zu verbergen? Miranda kam es fast so vor.
»Kommt Werston mit Chatsworth zurecht?«, spielte Messerden auf den Marquess und dessen letzten Skandal an. »Seit einem Monat sind beide in der Versenkung verschwunden.«
»Ist das so?«
»Einem Gerücht zufolge wirst du Chatsworths Tochter heiraten, um ihr Balg zu legitimieren. Dann bleibt’s in der Familie, selbst wenn die Kleine vom Marquess abstammt.«
Wortlos hob Downing eine Braue. Mit blutunterlaufenen Augen starrte Messerden ihn über seine rote Nase hinweg an und glaubte wohl, er müsse sich nur richtig konzentrieren, um die erhoffte Information zu erhalten. Das Schweigen zog sich in die Länge. Verzweifelt wünschte Miranda sich, woanders zu sein. Skandalgeschichten zu lesen war eine Sache – sie hautnah mitzuerleben eine andere.
Messerden gab schließlich klein bei. »Jeder fragt sich, was du diesmal unternehmen wirst, um den Skandal herunterzuspielen. Und du tust gar nichts.«
»Dann muss ich mich wohl entschuldigen, weil ich so wenig zum allgemeinen Amüsement beitrage.«
Von seinem Sarkasmus beeindruckt, legte Miranda den Kopf schief. Blinzelnd wandte Messerden sich jetzt ihr zu. »Ich glaube, ich kenne Sie nicht. Oder ist die Verkleidung so perfekt? Was Neues, Downing? Wer ist das?«
»Eine russische Prinzessin«, erwiderte der Viscount aalglatt. »Eigens wegen der Festivitäten nach London gereist. Behalt’s für dich, Messerden.«
»Natürlich«, beteuerte der Mann gekränkt und neigte sich zu Miranda. »Sind Sie eine echte Prinzessin?«
Einer Panik nahe schaute sie ihren Begleiter an.
»Sie spricht kein Wort Englisch«, erklärte der und steckte die Weinbeere in den Mund.
»Viel reden muss sie ja nicht, was, Downing?«, kicherte Messerden und schien sich überaus witzig zu finden. »Wie heißen Sie?«, fragte er Miranda.
Mit großen Augen starrte sie ihn an.
»Ich: Messerden«, verkündete er und zeigte auf sich selbst. »Und Sie?«
Als er sie anfassen wollte, hob der Viscount eine Hand – eine kaum erkennbare Bewegung, die der beschwipste Mann nicht bemerkte. Sofort stürzten sich zwei Kellner auf ihn, und Messerdens ausgestreckter Finger stieß gegen eine Livree statt gegen Mirandas Kleid.
»Sir, erlauben Sie uns, Sie in Ihre Loge zurückzugeleiten. Dort erwartet Sie eine exzellente Flasche Wein auf Kosten des Hauses.«
Taumelnd erhob er sich und schüttelte die Hände der Männer ab. »Weg mit euren dreckigen Pfoten«, lallte er und glättete sein Jackett. »Wisst ihr, wer ich bin? Hier geht der Service allmählich vor die Hunde!«
Downing zuckte fast entschuldigend die Achseln. »Das musst du verstehen. Die Russen sorgen sich nun mal sehr um ihre Prinzessin.«
Nicht einmal seine Mundwinkel bebten bei dieser Lüge. Weder vor Ärger noch vor Belustigung. Miranda war beeindruckt.
»Mag sein.« Mit einer unsicheren Hand wischte Messerden eines seiner Hosenbeine ab. »Aber sie sollten vor solchen Attacken lieber herausfinden, mit wem sie’s zu tun haben. Großer Gott, immerhin bin ich der Enkel eines Duke!« Er warf den Männern, die sich wieder in die Schatten zurückgezogen hatten, einen strafenden Blick zu. Offenbar hielt er sie tatsächlich für russische Leibwächter. »Komm später auf ein Schwätzchen vorbei, Downing. Ich muss wissen, worauf ich
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