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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Mallory
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geflickten Decken mit den ausgefransten Rändern … Versonnen betrachtete sie ihre Handschuhe. Diese perfekten neuen Handschuhe.
    »Offenbar gefallen Ihnen die Handschuhe besser als das Kleid oder diese Umgebung.«
    Beim Klang der samtig tiefen Stimme überlief Miranda ein wohliger Schauer, und sie hoffte bloß, dass Downing es nicht bemerkt hatte. Und ja, er hatte recht. Für sie waren die Handschuhe etwas ganz Besonderes. So lange schon wünschte sie sich neue: schlichte, praktische, vielleicht einigermaßen hübsche, aber dass sie jemals etwas so Kostbares tragen würde, schien ihr noch immer völlig unwirklich. »Nun, ich bewundere ihre Schönheit, ihre Vollkommenheit.«
    »Glauben Sie mir, das Kleid ist noch exquisiter. Vor allem an Ihnen. Oder natürlich, wenn es am Boden liegt.« Die Lider hinter den Augenschlitzen seiner Maske halb geschlossen, lehnte Downing sich zurück und musterte sie mit einem bezwingenden Lächeln.
    Heiliger Himmel … Ihre Wimpern begannen zu flattern, und in ihrem Innern wurde ein gefährlicher Funke entfacht. Sie rief sich zur Ordnung. Wenn sie jetzt nicht aufpasste, wäre bald alles zu spät … »Welch schändlicher Gedanke, ein so kostbares Kleid einfach auf den Boden fallen zu lassen.«
    Sie hatte ihn herausgefordert, das spürte sie ganz deutlich. Und sie ahnte, dass es nicht das letzte Wort gewesen war. Nicht für sie und nicht für ihn. Wie Marionetten wurden sie fremdgesteuert, aufeinander zubewegt durch eine sinnliche Verführung, die sich ihrer Kontrolle entzog.
    »Schändlich wäre es, das nicht zu tun.«
    Wieso übte dieser Mann einen solchen Reiz auf sie aus? Er stand schließlich viel zu weit über ihr, um ihn als ernsthaften Verehrer zu betrachten. Lag es an ihrer Einsamkeit und der damit einhergehenden Hoffnungslosigkeit? An dem Wunsch, endlich selbst zu leben, statt nur immer das Leben anderer zu beobachten?
    Aufreizend strich Downing über die Samthaut eines reifen Pfirsichs, schaute sie begehrlich an und verscheuchte die trüben Gedanken. »So ähnlich würde das Kleid an Ihrem nackten Rücken hinabgleiten.«
    Wann würde aus dem Funken eine hell lodernde Flamme? Seit dem Tod ihrer Eltern und ihres Bruders waren lange, kummervolle Jahre vergangen. Und sie hatte keinen einzigen Schritt in eine Richtung getan, der ihr Leben ändern, ihre Situation wieder zum Besseren wenden könnte. Trotz Georgettes Zureden und der Ermahnungen von Mr. Pitts.
    »Haben Sie das Kleid deshalb gekauft, Mylord?«, fragte sie leichthin und wagte sich auf gefährliches Terrain.
    Erstaunt über die freimütigen Worte, lachte er leise. »Ganz egal, in welchem Zustand es sich am Ende der Nacht befinden wird – dieser Stil steht Ihnen ganz ausgezeichnet.«
    »Und ich dachte, Modetorheiten würden Sie nicht sonderlich interessieren.« Miranda versuchte den beiläufigen Ton nachzuahmen, den er bei ihren Gesprächen in der Bibliothek anschlug und hinter dem er sich versteckte.
    Doch bei ihr funktionierte das nicht. Sie hörte stattdessen den verführerischen Lockruf der Sirenen. Verdammt, dachte sie, warum kamen ihr immer die Beispiele aus der griechischen Mythologie in den Sinn, die fast nie gut ausgingen.
    Sie spähte zu den Logen auf der anderen Seite der Promenade hinüber, wo mehrere Frauen miteinander wetteiferten, sich in Szene zu setzen. Die Nase vorne hatte offenbar die Trägerin eines modischen grünen Kleides, die alle anderen auszustechen schien, obwohl man sie nicht schön nennen konnte, zumindest nicht im konventionellen Sinn. Sie besaß allerdings eine besondere Ausstrahlung, die mit ihren Augen und ihrem Lächeln zusammenhing. Als sie dem Gentleman an ihrer rechten Seite etwas zuflüsterte, lachte er entzückt.
    Es handelte sich, da konnte kein Zweifel bestehen, um die berüchtigte Mrs. Q., die als Erkennungszeichen stets eine rote Rose am Revers trug. Wie im siebten Himmel würde Georgette sich fühlen, könnte sie die Frau so aus der Nähe beobachten, getrennt nur durch die Fensterscheibe einer Loge.
    »Fasziniert Sie unsere liebe Mrs. Quemble?« Lässig rollte der Viscount eine Weintraube zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Ja«, gab Miranda offen zu. Nachdem er sie beim Studium der Klatschkolumne ertappt hatte, wäre es albern gewesen, das zu leugnen.
    »Offenkundig befindet sie sich wieder auf der Jagd. Bestimmt wird sie bald eine geeignete Beute finden. So wie immer.«
    »Oh, ganz sicher«, meinte Miranda geistesabwesend und fügte, alle Hemmungen vergessend, hinzu: »Wenn

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