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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Mallory
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Krawattentuch spannten sich seine Halsmuskeln an, und sein Gesicht wirkte wie versteinert. Behutsam schob er die Hand der Marchioness von seiner Wange. »Natürlich.«
    Er starrte ins Leere. War es plötzlicher Selbsthass, den Miranda für einen flüchtigen Moment in seiner Miene zu erkennen glaubte? Sie dachte nicht weiter darüber nach, weil der eigenartige Ausdruck sofort wieder verschwand. »Warum fährst du nicht nach Hause?«, sagte er und tätschelte die Hand seiner Mutter.
    »Schon so früh soll ich das Vergnügen beenden?«, seufzte sie. »Also gut … Komm, Dilly, auf zu anderen Freuden – diese Runde hast du jedenfalls gewonnen.«
    »Und ich möchte noch sehr oft gewinnen, meine Liebe.«
    »Sofort nach Hause, Dillingham«, forderte der Viscount ihn mit frostiger Stimme auf.
    Unbehaglich trat der Earl von einem Fuß auf den anderen, sein höfliches Lächeln erlosch. »Gewiss. Guten Abend, Downing.«
    Sobald die beiden die Loge verlassen hatten, setzte er sich wieder.
    »Ihre Mutter ist ziemlich …«, begann Miranda nach einer langen Pause und suchte nach einem passenden Wort.
    »Frivol?«, schlug er tonlos vor.
    »Sorglos, wollte ich sagen.«
    »Hört sich viel netter an.«
    »Sie sieht irgendwie traurig aus.«
    Seine Augen verengten sich. »Warum finden Sie das?«
    Verlegen hob sie die Schultern. »Irgendwas war in ihrem Blick … In dem Moment, als sie Ihnen in die Augen schaute.«
    »Auf die meisten Leute wirkt sie übermütig, unpassend in ihrem Benehmen.«
    Miranda schwieg. Was sollte sie dazu sagen? Ihre Mutter trägt eine Maske. Offenbar wissen Sie das, nach Ihrem Verhalten zu schließen. Und sie wird so oft in den Klatschspalten erwähnt, dass es einem Hilferuf gleichkommt.
    » Oder sogar verwerflich.« Er lächelte freudlos. »Verantwortungslos. Skandalös. Leichtfertig. Da gibt es viele Beschreibungen. Aber nicht traurig .«
    »Tut mir leid.«
    Abrupt schaute er weg, und sie hätte schwören können, sie würde erneut einen Hauch dieses Selbsthasses spüren. »Sie, Miranda, haben nichts zu bedauern.«
    Was meinte er damit? Dass er hingegen einiges zu bedauern habe? Bevor sie danach fragen konnte, hatte er bereits zu seinem üblichen charmanten Verhalten zurückgefunden.
    »Gibt es außer Zirkusvorstellungen noch etwas, das Sie gerne einmal erleben möchten?«
    Der plötzliche Themenwechsel verwirrte sie. »Meinen Sie etwas, wozu mir bislang der Mut fehlte?«
    »Für feige halte ich Sie keineswegs – vielleicht mangelt es Ihnen ein wenig an Tatkraft.«
    »Meine Freundin meint, ich müsste mehr Chancen nutzen.«
    Downing beugte sich über den Tisch zu ihr herüber und streichelte eine Locke, die auf ihren Umhang herabhing. »O Miranda … Ich muss hierbleiben immerdar «, zitiert e er Shakespeare. »Würden Sie mir eine Chance geben?«
    Sofort klopfte ihr Herz schneller. »Warum?«
    »Weil Sie mich faszinieren. Und weil ich es mir wünsche.« Eine Zeit lang starrte er wieder ins Leere, dann stand er auf. »Kommen Sie, entziehen wir uns den neugierigen Blicken für eine Weile.«
    Sie ergriff seine Hand, die Seidenfinger ihrer Handschuhe schmiegten sich in seine ledernen. Gegensätzlich und einander ergänzend.
    Als sie die Promenade entlangschlenderten, machten die Leute ihnen Platz. Miranda ignorierte das Getuschel, die indiskreten Gaffer, spürte nur die Nähe ihres Begleiters.
    Weiter vorne lockten dunkle Seitenwege mit Hecken, die zu geheimen Stelldicheins einluden.
    »Kommen Sie mit mir, Miranda.« Ein Sirenenruf.
    Komm, öffne mich, finde die Antworten auf die Fragen, die du dir so lange gestellt hast.
    Downing bog in einen kaum beleuchteten Weg ein. Und sie folgte ihm.

11
    Element 1: Es kommt nicht nur darauf an, die Beute zu betören – Sie müssen auch sicherstellen, dass ihre Gedanken einzig und allein Ihnen gelten. Morgens, mittags, abends und nachts.
    Aus: »Die acht Elemente der Verzauberung« (unvollendetes Manuskript)
    Er ging rückwärts, während er sie immer weiter ins Dunkel zog. Er trat sicher auf, musste nicht auf den Weg achten. Eigentlich sollte es Miranda beunruhigen, wie gut er diesen Teil der Vauxhall Gardens kannte, aber sie folgte ihm wie gebannt auf dem Weg zwischen Büschen und Blumenbeeten.
    Hatten am Anfang des schmalen Pfades noch ein paar Lampen gebrannt, so wurden es immer weniger. Nur der Mond, obwohl er noch nicht seine volle Rundung erreicht hatte, spendete ein schwaches silbriges Licht. Sie war zu müde, um gegen diese Stimmung anzukämpfen – gegen den

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