Sündiges Verlangen: Erotischer Roman (German Edition)
Sandra, meine Vorgängerin, zu vertreiben und dich zur Trennung von Bernd zu bringen. Wie hat sie das geschafft?«
»Du meinst – es stimmt vielleicht gar nicht?« In Simones Augen schimmerten Tränen. »Das wäre …« Sie schluckte krampfhaft und starrte ins Leere.
»Gab es noch einen anderen Grund, aus dem du in letzter Zeit oft so seltsam und abwesend warst und … getrunken hast? Nicht nur die Trennung von Bernd?«, mischte sich Carolina in die Unterhaltung ein.
Mit geschlossenen Augen bewegte Simone den Kopf hin und her, schüttelte ihn zunächst verneinend und nickte dann heftig. »Jetzt verstehe ich«, flüsterte sie vor sich hin. »Sie wollte nicht, dass ich heirate, deshalb hat sie mir erzählt, dass ich eine tödliche Krankheit in mir trage. Eine Krankheit, die ich von meiner Mutter geerbt habe. Chorea Huntington. Früher nannte man das Veitstanz. Es ist eine Krankheit des Gehirns, die meistens um das 40. Lebensjahr ausbricht, manchmal auch früher, wie angeblich bei meiner Mutter. Man leidet dann unter Bewegungsstörungen und schlimmen psychischen Symptomen wie Depressionen. Die Krankheit führt immer zum Tod. Sie wird sehr häufig weitervererbt. Ich habe alles darüber im Internet gelesen …« Ihre Stimme erstarb.
»Aber deine Mutter ist an einer schweren Lungenentzündung gestorben, das weißt du doch.« Carolina schaute ihre Stieftochter entsetzt an.
»Helene hat behauptet, man hätte mir die Wahrheit ersparen wollen. Aber sie müsse es mir sagen, weil ich doch vorhatte zu heiraten. Damit ich keine Kinder bekomme, an die ich die Krankheit weitervererbe, und damit ich mir darüber im Klaren bin, was ich meinem Mann zumute, wenn ich schon in ein paar Jahren zum Pflegefall werde und früh sterbe.« Wieder strich Simone über ihre Augen, aber die Tränen liefen trotzdem an den Wangen hinab. »Ich hatte solche Angst. Und ich konnte mit niemandem darüber sprechen. Bernd hätte natürlich gesagt, dass er mich trotzdem heiraten will. Obwohl er so gern Kinder haben möchte. Aber ich wollte nicht, dass er aus Mitleid bei mir bleibt. Also habe ich behauptet, ich liebe ihn nicht mehr. Und ich wollte auch sonst mit niemandem darüber reden. Alle hätten mir geraten, zum Arzt zu gehen und mich testen zu lassen, obwohl man nichts tun kann, um die Krankheit aufzuhalten. Helene meinte, es wäre vielleicht besser, wenn ich nicht weiß, ob ich tatsächlich die Krankheit in mir trage. So hätte ich immer noch ein bisschen Hoffnung. Wenn ich zum Arzt gegangen wäre, hätte der nämlich festgestellt, dass ich gesund bin.« Die letzten Worte stieß Simone voller Wut hervor.
»Ach, Simone. Wie schrecklich!« Carolina sprang aus ihrem Sessel auf und nahm ihre Stieftochter in die Arme. »Ich bin ganz sicher, dass deine Mutter diese Krankheit nicht hatte. Das hätte Robert mir erzählt. Wie konnte Helene dir nur so schreckliche Dinge einreden!«
»Sie wollte, dass ich nicht heirate und dass ich für immer hier bleibe. Sie wollte mich weiterhin als ihr Kind. Genau wie Jan.« Simones Stimme war klar und hoch. Mit zusammengekniffenen Augen starrte sie über Carolinas Schulter hinweg. »Es war ihr völlig egal, wie es mir dabei ging.«
»Sie ist krank. Ich nehme an, sie wusste gar nicht, was sie dir damit antat.« Carolina streichelte ihren Rücken.
»Und Bernd hat sie auch unglücklich gemacht. Aber daran bin eigentlich ich schuld. Ich hätte mit ihm reden sollen. Wenn er hört, was ich getan habe und wie feige ich war, weil ich mich der Sache nicht stellen wollte … Das kann er mir nicht verzeihen.« Simone schluchzte auf.
»Er liebt dich, und er würde dir fast alles verzeihen, das weiß ich ganz genau«, erklärte Nika voll Überzeugung. »Rede mit ihm. Besser jetzt als nie.« Dann schloss sie die Augen. Sie war unendlich müde. Es gab noch viel zu sagen, aber das konnte sie später tun. Wenn es ihr dann noch nötig erschien. Jetzt musste sie erst einmal schlafen.
15. Kapitel
Nika faltete die letzte Bluse zusammen, legte sie auf die übrigen Kleidungsstücke und schloss den Deckel des Koffers. Dann sah sie sich noch einmal im Zimmer um. Seit Helene nicht mehr nebenan schlief, erschien es ihr seltsamerweise behaglicher, fast wie ein Zuhause in der Fremde. Deshalb hatte sie abgelehnt, als Carolina ihr anbot, in eines der leerstehenden Zimmer im ersten Stock zu ziehen. Da die alte Haushälterin nicht mehr da war, fühlte Carolina sich plötzlich für das Haus zuständig, was ihr offenbar guttat. Sie erschien viel
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