Sündiges Verlangen: Erotischer Roman (German Edition)
Schatten, aber Nika spürte einen drohenden Blick. Ihre Nackenhaare sträubten sich.
»Wie meinst du das? Was hast du gehört?«
Helene trat noch einen Schritt auf sie zu, sodass ihr gesteppter Morgenmantel Nikas Knie berührte.
»Du hast Jan verhext«, zischte Helene. »Er ist verrückt nach dir. Es ist noch schlimmer als damals bei Sandra. Die wollte er wenigstens nicht gleich heiraten. Dir hängt er schon nach einem Monat eine Perlenkette um, wie Sandra sie erst nach einem Jahr bekommen hat.«
»Was hast du denn dagegen, dass Jan mich heiratet? Ich dachte … Es schien mir, als würdest du dich freuen.« So weit wie möglich lehnte Nika sich auf dem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hätte Helene sagen können, dass sie nicht mehr vorhatte, Jan zu heiraten. Aber sie fürchtete, das würde den Zorn der alten Frau noch schüren.
»Ihr seid alle so dumm! Nie begreift ihr, worum es geht. Sandra war schlauer aus du. Sie hat wenigstens kapiert, dass sie in Gefahr war, und ihre Finger von Jan gelassen. Wenn sie auch nicht verstanden hat, dass es die liebe, liebe Helene war, die sie hier nicht haben wollte.« Das Kichern der alten Frau erinnerte fatal an eine Hexe im Märchen. Nika lief ein Schauer über den Rücken.
»Warum …« Sie musste sich räuspern, bevor sie weitersprechen konnte. »Warum wolltest du Sandra nicht hier haben – und mich auch nicht?«
»Das hier ist meine Familie, es sind meine Kinder. Ich bin die Einzige, die sich hier um alles kümmert, die sich immer um alles gekümmert hat. Und dann kommt so ein dummes Ding wie du und will mir alles wegnehmen. Will mich aufs Altenteil schicken. Das lasse ich mir nicht gefallen. Niemals!« Helene fuchtelte Nika mit der Faust vor der Nase herum.
Auf dem Herd kochte inzwischen das Wasser, große Dampfwolken zogen durch die Küche und ließen die Szene noch unwirklicher und albtraumartiger erscheinen. Nika wagte nicht, aufzustehen, um den Kessel von der Kochplatte zu ziehen. Sie saß wie gelähmt da, während sich in ihrem Kopf die Puzzleteilchen zusammenfügten.
»Du warst es, die den Männern erzählt hat, dass ich leicht zu haben bin«, sagte sie langsam. »Du hast dafür gesorgt, dass ich schon am ersten Abend hier auf dem Gut Carolinas Liebesspiele im Weinkeller sehe. Hast du auch das Licht ausgeschaltet, als ich dort unten war, um mit Bernd zu reden?«
»Natürlich.« Helene streckte ihren Kopf so weit vor, dass Nika das zornige Funkeln in ihren Augen sah. »Du garstiges Ding mischt dich in alles ein, bildest dir ein, du müsstest Simone retten. Ich sorge schon für sie. Dazu brauchen wir dich nicht, und auch nicht den Kellermeister, mit dem sie herumgemacht hat. Ich musste dafür sorgen, dass sie zur Vernunft kommt und sich von ihm trennt.«
»Es geht Simone furchtbar schlecht. So schlecht, dass sie sich fremden Männer verkauft hat.« Nika biss sich auf die Lippen. Das hatte sie nicht sagen wollen.
Helene nickte heftig, offenbar nicht überrascht. »Das geht vorbei. Sie wird immer wieder hierher zurückkehren. Zu mir.«
»Du bist verrückt«, stieß Nika entsetzt hervor. »Als mir so schwindlig war – hast du mir da etwas ins Essen gemischt? Wolltest du mich etwa vergiften?«
Aus dem schmalen Mund kam ein Kichern, das Nika erneut einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. »Ich hätte es machen sollen. Wer ahnt denn, dass du so hartnäckig hier auf Jan warten würdest? Bei Sandra haben die Albträume gereicht, die man von meiner schönen Kräutertinktur bekommt. Es ging ihr schlecht in diesem Haus, ein paar Worte über Jan, ein paar Andeutungen über Carolina haben gereicht und sie dazu gebracht, die Verlobung zu lösen. Als würde es die dumme Frau Garell interessieren, was hier vorgeht. Sie denkt nur an sich und die ekligen Dinge, die sie mit den Männern treibt.«
»Warum hast du das alles getan? Nur um Jan und Simone für dich zu haben? Sie sind erwachsen. Selbst wenn sie nicht heiraten, werden sie nicht tun, was du ihnen sagst.« Unauffällig versuchte Nika, ihren Stuhl ein wenig zurückzuschieben, doch er schrammte laut über den Steinboden. Sofort stütze Helene sich mit einer Hand auf die Lehne. Nika spürte ihren nach Pfefferminz riechenden Atem im Gesicht.
»Wenn Jan heiratet, zieht seine Mutter in den Witwensitz. Das ist so Sitte in der Familie Garell.« Helene schnaubte hasserfüllt. »Alle hielten es für selbstverständlich, dass ich mit ihr gehe, wenn eine neue Hausherrin kommt. Niemand hat mich
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