Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
Vom Netzwerk:
ist, und willst es wiedergutmachen.«
    Sein Körper verspannte sich.
    »Unsinn. Damit hat es nichts zu tun.«
    Sophie trat um ihn herum und legte ihm die Hände an die Wangen.
    »Oh, doch. Du hast Megan damals nicht helfen können, und seitdem quälst du dich mit Schuldgefühlen.«
    Er sah sie wütend an.
    »Ich bin der große Bruder. Ich musste auf sie aufpassen.«
    »Hat das deine Mutter gesagt? Hat sie versucht, die Schuld von sich selbst auf dich abzuwälzen? Ich weiß, dass du sie geliebt hast, Hunt, aber was sie getan hat, war falsch und unfair.«
    Ein Muskel zuckte in seiner Wange, und Sophie erkannte, dass ihre Worte einen wunden Punkt getroffen hatten. Aber dann schloss er die Augen und holte tief Luft.
    »Megan war so klein und hatte solche Angst. Ich hätte …«
    »Du warst zehn. Es gab nichts, was du hättest tun können. Auch du hättest beschützt werden müssen. Verstehst du denn nicht? Es war nicht deine Aufgabe, sie zu retten.«
    Er schlug die Augen wieder auf und grinste schief.
    »Aber deine ist es wohl, mich zu retten, was? Das ist lieb von dir, Sophie, aber es funktioniert nicht.«
    Sie ignorierte ihn.
    »Wieso hast du nach deinem Dienst bei der Armee überhaupt angefangen, nach Megan zu suchen?«
    Er schlang die Arme um sie und küsste sie auf den Scheitel. »Meine Mutter starb, während ich in Übersee stationiert war. Von dem Verlust von Megan hat sie sich nie erholt. Sie trank zwar nicht mehr, hatte aber zu fixen begonnen und bekam kein Bein mehr auf die Erde. Letztendlich hat es sie umgebracht. Sie starb an Leberkrebs und Hepatitis C.«
    »Und Megan war die Einzige, die von deiner Familie übrig war.«
    »Ja. Nach Afghanistan hatte ich das Gefühl, dass ich mich genug berappelt hatte, um einen anständigen Bruder abzugeben. Doch als ich ihr begegnete, war ich entsetzt. Ich dachte, ich sehe eine jüngere Version meiner Mutter.«
    Sophie drückte ihn.
    »Es tut mir so leid, Hunt. So leid.«
    Den Rest der Geschichte kannte sie. Hunt hatte seine Schwester in eine Entzugsklinik geschafft und ihr geholfen, ihrem Leben wieder die richtige Richtung zu geben. Doch dann war die Sache mit Cross geschehen, und alles war vorbei gewesen.
    Aber andererseits …
    »Du könntest deinen Prozess noch einmal aufrollen. Wenn du alles, was wir haben, den Geschworenen vorlegst, beweist, dass es nicht deine Drogen gewesen sind …«
    »Nein!« Er schob sie ein Stück von sich und sah ihr direkt in die Augen. »Kein neuer Prozess. Das habe ich dir schon gesagt. Ich werde Megan nicht in den Zeugenstand zerren. Das schafft sie nicht.«
    »Sie ist kein hilfloses kleines Mädchen mehr, Hunt. Sie hat vor allem das Recht, selbst zu entscheiden. Glaubst du, es gefällt ihr, dich für den Rest deines Lebens im Gefängnis zu sehen und zu wissen, sie hätte dir helfen können?«
    »Das führt zu nichts. Selbst wenn mein Fall wiederaufgerollt und das Urteil revidiert wird, werde ich trotzdem noch eine verdammt lange Zeit absitzen müssen, während Megan das Trauma der Vergewaltigung ein zweites Mal durchleben muss. Denk doch mal nach. Abgesehen davon, dass ich Cross tatsächlich erschossen habe, müsste ich mich jetzt auch noch für Körperverletzung, Diebstahl, Entführung, Bedrohung, Einbruch und Hausfriedensbruch verantworten. Was hätte ich zu gewinnen, Sophie?«
    »Gerechtigkeit!«, brüllte sie. Tränen brannten in ihren Augen. »Selbst wenn du noch einmal lebenslänglich kriegen würdest, hättest du die Chance auf Bewährung. Ich sehe doch nicht zu, wie du dein Leben wegwirfst, solange wir noch die geringste Chance haben!«
    »Chance wozu? Zusammen zu sein? Willst du auf mich warten, bis ich sechzig bin?« Er schüttelte den Kopf und lachte, dann zog er sie wieder in die Arme. »Weißt du noch, was ich gesagt habe? Für uns gibt es kein Happy End. Mach aus diesen paar gestohlenen Tagen nicht mehr, als sie sind, Sophie, sonst tut es nachher nur weh.«
    Aber Sophie wusste, dass es schon zu spät war.

[home]
23
    G egen Mittag hatten sie drei weitere Kartons im Keller gefunden, die Erinnerungen an Megans Kindheit enthielten. Davon brachte sie nichts weiter, aber jedes Stück war wie eine Trophäe für Marc – Kunstprojekte, blaue Bänder von Sportwettbewerben, ein kleiner Gedichtband, den sie geschrieben hatte. Er sah sich jedes einzelne Stück an und reichte es dann an Sophie weiter, die es wieder zurücktat. Es ihr zu sagen hatte ihn erleichtert, als habe er sich damit von einem Teil der Last, die er seit Jahren

Weitere Kostenlose Bücher