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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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mit sich herumschleppte, befreit.
    Es war Sophie, die die Buchstaben unter der Sohle eines alten, abgewetzten Teddybärs fand. Sie hielt das Stofftier hoch, damit er sehen konnte, was dort gekritzelt stand, und er entdeckte Tränen in ihren Augen.
    »Sieh mal, wie sie ihn genannt hat.«
    Mark.
    Megan hatte ihn falsch geschrieben, aber es war dennoch sein Name.
    Sophie strich mit dem Daumen über die krummen Buchstaben. »Megan hat also mit einem Bär namens Mark gekuschelt. Wahrscheinlich hat sie dich vermisst und sich besser gefühlt, wenn sie an dich denken konnte. Es ist schlimm, dass man Geschwister einfach so auseinanderreißt. Unsere Verwandtschaft hatte auch überlegt, David und mich zu trennen, aber meine Großmutter, die Gute, wollte nichts davon hören. Ich glaube nicht, dass ich das bis heute wirklich zu schätzen gewusst habe.«
    Marc nahm den Bären und betrachtete den falsch geschriebenen Namen. Ihm war, als ob etwas in seiner Brust zerriss. Das Stofftier war abgewetzt und an vielen Stellen schon kahl, die Nähte zum Teil geflickt, zum Teil aufgeplatzt, und eines der Augen war mit einem unterschiedlich farbigen Faden neu angenäht worden. Der Bär war unansehnlich und zerlumpt, als sei er sehr intensiv und sehr lange geliebt und geherzt worden, bevor er schließlich in einer staubigen Kiste gelandet war.
    Und plötzlich wusste Marc, was er tun musste.
    »Komm, packen wir das Zeug zusammen und fahren.«
    »Wohin?«
    »Mister und Missis Rawlings haben Megan verstoßen. Sie haben sie an ihrem achtzehnten Geburtstag vor die Tür gesetzt. Diese Sachen gehören ihnen nicht mehr. Ich bringe sie an einen sicheren Ort.«
    »Und wo ist der?«
    »In Boulder.«
    Die Fahrt auf dem US -Highway 36 dauerte nur fünfunddreißig Minuten. Er hätte schneller ankommen können, aber Marc hielt es für klüger, sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung zu halten. Im Übrigen saß Sophie neben ihm, und im Radio lief Rockmusik, also warum sich beeilen? Die Sonne schien, und es war erstaunlich warm für einen Wintertag in Colorado. Die Rockys erstreckten sich vor ihnen in einem zackigen weißen Horizont, so weit das Auge nach Norden und Süden blicken konnte.
    »Ich verstehe, warum du das tust, und ich kann es dir auch wirklich nicht verübeln.« Sophie trug eine Sonnenbrille, und ihre Miene war neutral. »Aber theoretisch ist das Diebstahl.«
    Marc grinste.
    »Nebensächlichkeiten.«
    Und dann erreichten sie sein Lieblingsstück der Strecke, wo der Highway auf den McCaslin Boulevard traf und man einen atemberaubenden Blick auf das gesamte Boulder Valley hatte.
    »Wow! Ich habe diesen Ausblick immer geliebt! Bear Peak, Green Mountain, die Flatirons.«
    Sie lächelte und nickte.
    »Ich auch.«
    Er warf einen Blick auf die Uhr im Armaturenbrett. Es war fast zwei.
    »Hast du Hunger?«
    Er fuhr sie zum University Hill, oder The Hill, wie die Ortsansässigen es nannten, und hielt an, um ein paar Sandwiches zu besorgen.
    »Bist du sicher, dass das klug ist?«, fragte Sophie leise, als sie auf den Laden zugingen. »Wir sollen uns doch nicht in der Öffentlichkeit blicken lassen. Was ist, wenn es hier Kameras gibt? Oder dich einer erkennt?«
    Er schlang ihr einen Arm um die Schultern und küsste sie auf die Schläfe.
    »Entspann dich. Ich habe keine einzige Kamera gesehen. Und hier rechnet niemand mit uns.«
    Zehn Minuten lang studierte er die Karte, während ihm das Wasser im Mund zusammenlief, bis er sich endlich für ein Pastrami-Sandwich entschied. Sie aßen an einem Tisch draußen, musterten die gepiercte Dreadlockszene, genossen den Sonnenschein und plauderten unbekümmert. Das Normale dieser Situation war so außergewöhnlich für Marc, dass er wild entschlossen war, jede Sekunde zu genießen. Es war unglaublich, die Hand auszustrecken und sie berühren zu können, ihr Senf von der Lippe zu wischen, ihr Gesicht zu sehen, ihre Stimme zu hören, einfach Zeit mit ihr zu verbringen!
    Nach dem Essen schlenderten sie zum Wagen zurück, aber zwischendurch zerrte Marc sie noch in eine Eisdiele, wo sie sich mit einer Kugel Erdbeer zufriedengab, während er sich vier Kugeln, mit Keksstückchen, Minz-Schoko, Praliné und Erdnussbutter, auftürmen ließ. Der Eisberg war schnell verputzt.
    »Verdammt, war das gut.« Genüsslich leckte er den Löffel ab. »Ich hätte mir noch ein, zwei weitere Sorten bestellen sollen.«
    Sophie sah ihm zu, wie er sich über die Köstlichkeiten hermachte, und war gleichzeitig amüsiert und traurig über seine

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