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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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Ausweichmöglichkeiten. Falls jemand vorbeikommen würde, konnten sie sich kaum verstecken. Und wenn die Straße eine Sackgasse war, dann saßen sie vielleicht bald schon in einer Falle.
    »Okay, wir machen es folgendermaßen. Wenn wir uns nähern, schalte ich das Licht aus und stelle den Wagen so ab, dass er vom Haus nicht zu sehen sein wird. Dann schleiche ich mich an, du bleibst hinter mir, und vergewissere mich, dass niemand uns zuvorgekommen ist. Wenn die Luft rein ist, winke ich dir. Du kannst hineingehen und mit ihnen sprechen. Aber beeil dich. Ich will nicht, dass uns jemand den Fluchtweg versperrt.«
    »Und wenn Megan dort ist?«
    »Dann komme ich ebenfalls rein, und wir überlegen uns etwas.« Marc spürte ihren Blick und wusste, dass sie überlegte, ob er tatsächlich so planlos war oder sich mit Absicht vage ausdrückte. Aber je weniger sie wusste, umso besser.
    Dann sah er das alte Schild. Pine River Christian Girls Camp. »Wir sind da.«
    Er schaltete die Scheinwerfer aus und bog auf einen Kiesweg, der wahrscheinlich als Zulieferstrecke für die Hütten gedient hatte. Dankbar für die geräuschdämpfende Qualität des Schnees setzte er den Wagen vorsichtig zwischen zwei Hütten, so dass er von der Straße aus nicht mehr zu sehen war. Natürlich würde jemand, der ihnen folgte, die Reifenspuren sehen, aber man musste zumindest suchen, wenn man sie finden wollte.
    Er stellte den Motor ab, löste den Gurt und holte die zweite Glock aus dem Handschuhfach. Die andere steckte im Bund seiner Jeans.
    »Du bleibst gute fünf Meter hinter mir und außer Sichtweite.«
    Sie nickte.
    »Das Haupthaus ist am nördlichen Ende.«
    Sie stiegen aus dem Wagen und drückten die Türen lautlos zu. Die Luft war kalt, und der Duft der Pinien und des Schnees mischte sich mit dem Geruch nach Holzfeuer. Der Himmel über ihnen war finster, und die Unwetterwolken hingen auf den Gipfeln wie eine dicke Decke.
    Marc bewegte sich auf die erste Hütte zu, untersuchte den Parkplatz nach Reifenspuren oder anderen Warnzeichen, dass jemand ebenfalls nachgesehen hatte, ob die Luft rein war. Er sah nichts. Keine Reifenspuren. Keine Schuhprofile. Keine Skispuren.
    Er winkte Sophie, ihm zu folgen, und arbeitete sich langsam und in der Deckung der Hütten voran, bis das Wohnhaus der Stevens vor ihnen lag. Warmes, orangefarbenes Licht drang durch die mit Eisblumen bedeckten Fenster. Auf der Treppe vor der Eingangstür lag zentimeterhoch unberührter Schnee.
    »Geh und klopf an. Wenn jemand da ist, der nicht da sein sollte, kann ich dir Deckung geben.«
    Sophie nickte und setzte sich resolut in Bewegung.
    Doch bevor sie auch nur einen Schritt gemacht hatte, legte er ihr eine Hand in den Nacken, zog sie an sich und gab ihr einen langen, innigen Kuss. Dann sah er ihr in die Augen. »Du bist die klügste, tapferste, wunderbarste, schönste, wichtigste Frau, die ich je gekannt habe, Sophie Alton. Denk immer daran, wenn ich weg bin.«
    Ihr sich vermischender Atem stieg in einer kristallweißen Wolke um sie herum auf.
    »Du bedeutest mir alles, Marc Hunter.« Schneeflocken setzten sich auf ihre Wimpern, und sie legte ihm zwei Fingerspitzen auf die Lippen. »Denk immer daran, wohin du auch gehst.«
    Dann wandte sie sich um und ging rasch zum Haus hinüber und die Treppe hinauf. Ihr Klopfen war in der Stille erschreckend laut. Nach ein paar Sekunden öffnete ein großer, dünner Mann mit Brille und kurzem, grauem Haar. Marc erkannte ihn sofort: Pastor John Stevens.
    Hinter ihm, das Baby im Arm, stand Megan.

[home]
28
    S ophie blieb der Mund offen stehen. Sie konnte es beinahe nicht glauben.
    »Megan!«
    Megan, die die kleine Emily im Arm hatte, starrte erstaunt zurück.
    »Sophie Alton?«
    »Kommen Sie herein. Hier ist es warm.« Pastor John winkte Sophie herein. »Das ist kein Abend, an dem man draußen sein sollte.«
    Aber niemand schien ihn zu hören.
    Und dann sah Megan an Sophie vorbei, ihre Augen weiteten sich, und ihre Lippen formten ein stummes O. Hunt stand am Fuß der Treppe, den Blick auf seine Schwester fixiert, die Waffe mit dem Lauf nach unten noch in der Hand.
    Mit einem Aufschrei schob sich Megan an dem Pastor vorbei, rannte hinaus, traf mit Hunt auf der obersten Stufe zusammen und warf sich, vor Glück schluchzend, mit dem Baby an seine Brust.
    Hastig steckte Hunt die Waffe in die Manteltasche und schlang die Arme fest um seine Schwester und seine Nichte, presste seine Wange auf ihren Scheitel und kniff die Augen zu.
    »Gott sei Dank«,

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