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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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flüsterte er mit heiserer Stimme.
    Tränen ließen Sophies Sicht verschwimmen und blendeten eine Weile lang alles bis auf die Erleichterung und den bittersüßen Schmerz in ihrer Brust aus.
    Megan und Emily waren am Leben und in Sicherheit. Sie waren in Sicherheit! Und sie waren es die ganze Zeit gewesen.
    Und nun, da er sie gefunden hatte, würde er gehen.
    Sophie hatte sich noch nie gleichzeitig so glücklich und so verzweifelt gefühlt.
    Du wusstest, dass der Moment kommen würde, Alton. Auf das hier hast du doch gehofft. Das ist das Beste, was passieren konnte.
    Ja, das war es. Aber das machte es nicht einfacher.
    Und dann begann die kleine Emily, wahrscheinlich durch all die Aufregung verängstigt, zu weinen. Sie hatte sich sehr verändert, seit Sophie sie das letzte Mal gesehen hatte. Das schwarze Haar war dichter geworden, das Gesicht voll und rosig, und der gelbe Frotteeschlafanzug erinnerte sie an Entenküken.
    Hunt löste sich von Megan und sah auf seine Nichte herab, und ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. »Ist sie schön, Megan. Wirklich – wunderschön. Sie hat deine Augen und ist so … winzig.«
    Sophie konnte nicht anders, trotz Tränen musste sie lächeln.
    Auch Megan lachte.
    »Sie ist unglaublich gewachsen. Sie ist schon acht Monate alt.«
    »Und vor allem wird ihr zu kalt.« Eine Frau, vermutlich Connie Stevens, die Frau des Pastors, steckte den Kopf durch die Tür. Hinter ihrem Mann waren die silbernen Beine ihrer Gehhilfe zu sehen. Die Frau war stämmig, hatte weißes, in straffe Locken gelegtes Haar und einen Blick, der keinen Widerspruch duldete. »Kommen Sie endlich herein, Herrgott noch mal. Wir heizen doch nicht für draußen mit.«
    Kurz darauf standen sie alle in einer großen gemütlichen Wohnküche. In der Spüle stapelte sich benutztes Geschirr in einer Lauge, und der köstliche Duft des Abendessens hing noch in der Luft. Ein Teller mit Keksen stand direkt neben dem Herd. In der Mitte des Raumes befand sich ein schwerer Landhaustisch, an dessen einem Ende ein Hochstuhl für Babys stand. Der Tisch war abgeräumt, aber man hatte Salz- und Pfefferstreuer und den Zuckertopf in die Mitte geschoben.
    »Wir haben noch ein bisschen Eintopf übrig, falls jemand Hunger hat. Dazu Kartoffelbrei und grüne Bohnen.« Connie schlurfte zurück zum Tisch und ließ sich auf einen Stuhl nieder, der mit einem Kissen gepolstert war. »Ziehen Sie die Mäntel aus und machen Sie es sich bequem.«
    Und plötzlich kam Sophie alles ein wenig bizarr vor. Zwei Fremde tauchten mitten in der Nacht unangemeldet in einem einsam gelegenen Haus auf, einer davon bewaffnet, und was machten Pastor und Frau? Sie baten sie herein und boten ihnen etwas zu essen an. Sophie konnte sich kaum vorstellen, in einer ähnlichen Situation genauso zu handeln.
    Da sie nicht wusste, was sie sagen sollte, klammerte sie sich an ihren beruflichen Verhaltenscode. Sie hielt erst Connie, dann ihrem Mann die Hand hin: »Sophie Alton.«
    Pastor John betrachtete sie durch seine Brille, dann schüttelte er ihre Hand. Er war hochgewachsen und hatte ein markantes Kinn, und es war gut zu erkennen, dass er einmal ein sehr kräftiger Mann gewesen war.
    »Willkommen, Sophie. Ich glaube, Megan hat Sie erwähnt. Und Sie müssen Marc sein, ihr Bruder.«
    Aber Hunt und Megan hatten nur Augen für sich – und das Baby.
    Megan wiegte die Kleine, turtelte mit ihr, versuchte sie zu beruhigen.
    »Das ist dein Onkel Marc. Sag mal: ›Hi, Onkel Marc.‹«
    Hunt strich mit seiner großen Männerhand über den zarten Babykopf und beugte sich herab, um einen Kuss darauf zu drücken.
    »Hallo, meine kleine Süße. Wein nicht. Es wird alles gut.«
    Während Sophie erneut Tränen in die Augen schossen, hoffte sie mit aller Macht, dass es so sein würde.
     
    Marc sah in Emilys blaue Augen und wusste, dass er verloren war. Sie hatte zu weinen aufgehört, gähnte und bedachte ihn mit einem Lächeln, das Grübchen in ihre Wangen zauberte und vier einsame Zähne zeigte. Und dann beugte sie sich vor und streckte ihm ein dickes Händchen entgegen.
    »Sie möchte auf deinen Arm!« Und ohne Vorwarnung drückte Megan ihm das Baby an die Brust.
    Oh, Mist!
    »Ähm, ich weiß nicht, ob …«
    Er erstarrte, rückte das Kind linkisch zurecht und war sicher, dass es jeden Moment wieder zu weinen beginnen würde. Immerhin war er ein Fremder, der nicht das Geringste von Babys wusste, außer wie man sie machte. Aber anstatt zu schreien, legte Emily ihr Köpfchen an

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