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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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seine Brust, steckte den Daumen in den Mund und schloss in aller Gemütsruhe die Augen.
    Er drückte seine Lippen auf ihr weiches Haar, und sein Herz schwoll, bis es weh tat. Emily war so kostbar, so klein, so perfekt, so unschuldig. Er liebte sie bereits, fühlte eine tiefe Verbundenheit mit ihr. Fühlte man sich als Vater so?
    Das würde er nie herausfinden. Es sei denn …
    Unwillkürlich sah er zu Sophie hinüber und stellte fest, dass sie ihn beobachtete. Tränen strömten noch immer über ihre Wangen, und die Hand, die auf ihrem Bauch ruhte, sagte ihm, dass sie genau dasselbe dachte wie er.
    Und einfach so, vollkommen aus dem Nichts, drang die Reue, die er zu verdrängen versucht hatte, in seine Brust wie ein Messer, und der Schmerz war so scharf, dass ihm beinahe schwarz vor Augen wurde. Er wollte sie nicht verlassen, konnte sie nicht verlassen und hatte doch keine gottverdammte Chance, als sie zu verlassen.
    Im Grunde hätte er bereits unterwegs sein müssen. Es war keine Zeit für Geturtel mit einem Baby. Jemand war vielleicht schon auf dem Weg hierher, um Megan und Sophie etwas anzutun. Der Gedanke riss ihn zurück in die Realität.
    Der alte Mann sprach gerade vom Gästezimmer.
    »Wir mögen es nicht, jemanden bei diesem Wetter wieder hinauszuschicken. Die Straßen können zu dieser Jahreszeit gefährlich sein.«
    »Für das, was Sie für Megan getan haben, Pastor, kann ich Ihnen niemals genug danken.« Marc küsste Emily ein letztes Mal und gab sie Megan zurück. Dann streckte er dem Pastor die Hand entgegen, der sie nahm und schüttelte. »Ich werde ewig dankbar sein.«
    »Es war uns ein Vergnügen, sie bei uns zu haben.« Pastor John lächelte. »Sie hat Connie sehr geholfen.«
    »Nur können wir leider nicht bleiben. Megan, hol deine Sachen. Wir müssen los. Und beeil dich. Wir wollen diese guten Leute hier nicht in Gefahr bringen.«
    Megans Augen weiteten sich, dann zog sie die Brauen zusammen. »Wie habt ihr mich überhaupt gefunden? Und wieso seid ihr zwei zusammen hier? Und, Marc – wie bist du rausgekommen?«
    Offenbar war die Nachricht über seinen Ausbruch noch nicht bis zu ihnen hier oben gedrungen.
    »Lange Geschichte. Das erkläre ich dir, sobald wir unterwegs sind.«
    Aber Pastor John schüttelte den Kopf.
    »Sie können nicht ewig weglaufen, mein Junge. Früher oder später wird die ganze Sache Sie einholen.«
    Marc fragte sich, wie viel dieser Mann über ihn wusste.
    »Megan hat Ihnen von mir erzählt?«
    »Connie und ich wissen alles.«
    Alles?
    Etwas im Tonfall des Pastors ließ die Alarmglocken in Marcs Hirn losschrillen.
    »Megan, hol deine Sachen. Los!«
    Megan blickte verunsichert zum Pastor hinüber, dann wieder zu ihrem Bruder.
    »Nein, er hat recht. Wir können nicht wieder weglaufen. Ich muss mich endlich stellen. Irgendwie werde ich …«
    »Charlotte Martin und Kristina Brody sind tot, Megan, und wer immer sie umgebracht hat, ist gerade auf dem Weg hierher. Und er will nicht nur dich, sondern auch Sophie.«
    Das Blut wich Megan aus dem Gesicht, und Sophie wünschte, Hunt hätte ihr die Neuigkeiten auf etwas weniger direkte Art beigebracht. Dummerweise war es die Wahrheit.
    »Er hat recht, Megan. Wir müssen verschwinden.«
    Connie hievte sich mühsam auf die Füße und blickte zum Telefon hinüber, das an der Wand hing.
    »Für mich klingt das, als sollten wir dringend die Polizei rufen.«
    »Wie es aussieht, ist dieser Kerl die Polizei.« Hunt trat ans Fenster und spähte hinaus. »Außerdem lasse ich meine Schwester um nichts in aller Welt noch einmal ins Gefängnis gehen. Megan, hol deine Sachen und die von Emily. Beeil dich.«
    Sophie trat vor.
    »Ich helfe dir. Wo sind die Sachen. Oben?«
    »Nein, Megan.« Pastor Johns Stimme klang nun strenger. »Wenn du jetzt wegläufst, läufst du dein ganzes Leben lang weg. Schulden müssen bezahlt werden.«
    Megan nickte, ohne den Blick zu heben.
    »Und was ist mit Ihnen?« Hunt ging auf den Pastor zu, die Spannung in ihm war spürbar. »Ist Ihnen klar, dass man auch Sie verhaften wird? Sie haben Megan Unterschlupf gewährt, einer flüchtigen Straftäterin. Wissen Sie, wie es im Gefängnis ist, alter Mann?«
    »Falls Connie und ich uns dafür verantworten müssen, dass wir Megan aufgenommen haben, dann ist das der Preis, den wir gewillt sind zu zahlen.« Pastor John hörte sich keinesfalls eingeschüchtert an. »Aber ich bezweifle, dass man uns festnehmen wird. Geistliche haben gewisse Spielräume, wenn es um Schweigepflichten und

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